Für bessere Arbeitsbedingungen Lehrer, Kuriere und Bauarbeiter streiken in Berlin

Mehr Geld, kleinere Klassen, bessere Arbeitsbedingungen: In Berlin haben Arbeitnehmer verschiedener Branchen für ihre Forderungen protestiert.
Geschlossene Schulen, Notbetreuung und Verkehrseinschränkungen: Der Mittwoch war in Berlin ein Streiktag. In der Hauptstadt demonstrierten gleich mehrere Arbeitnehmer-Gruppierungen für ihre Forderungen.
Lehrkräfte in Berlin wollen kleinere Klassen
Zu ihnen gehörten unter anderem Berliner Lehrkräfte. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hatte Lehrende an rund 30 Berliner Grund- und Oberschulen sowie Gymnasien zum Warnstreik aufgerufen. 500 Lehrkräfte von 28 Berliner Schulen seien dem Aufruf laut der Gewerkschaft gefolgt. Eine Liste der beteiligten Schulen finden Sie hier. Dabei ging es nicht um mehr Geld, sondern um Entlastung.
Ziel sei, einen Tarifvertrag mit einer Verkleinerung der Klassen festzuschreiben, hatte die GEW am Montag erklärt. Durch eine geringere Arbeitsbelastung solle so zum Gesundheitsschutz der Lehrer und Lehrerinnen beigetragen werden.
Laut GEW wurden bereits im Juni die zuständigen Senatoren dazu aufgefordert, Tarifverhandlungen über einen Tarifvertrag Gesundheitsschutz aufzunehmen, die der Finanzsenator abgelehnt habe. "Daher bleibt als nächster Schritt nur die Möglichkeit, mit einem Warnstreik Druck auf den Arbeitgeber auszuüben", hieß es im Vorfeld.
Während des Warnstreiks fanden eine Fahrraddemonstration und eine Abschlusskundgebung im Wedding statt. Die Gewerkschaft bat die Eltern um Solidarität, da auch ihre Kinder von kleineren Klassen profitieren würden.
Bauarbeiter demonstrieren in Berlin
Auch Bauarbeiter aus allen Teilen Deutschlands machten ihrem Ärger am Mittwoch in Berlin Luft. Anlässlich der am Mittwoch beginnenden Schlichtung im Tarifstreit des Baugewerbes hatte die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) zu einer Kundgebung in Berlin aufgerufen. Zahlreiche Beschäftigte zogen für einen Protestzug von der Philharmonie bis zum Verhandlungsort im Stadtteil Tiergarten.
In inzwischen fünf Verhandlungsrunden konnten sich IG BAU und Arbeitgeber auf kein Ergebnis einigen. Von Mittwoch bis Freitag soll nun der Präsident des Bundessozialgerichts, Rainer Schlegel, in dem Tarifkonflikt vermitteln. Die Gewerkschaft fordert für die Beschäftigten unter anderem 5,3 Prozent mehr Lohn und Gehalt. Die Löhne im Osten sollen an das Westniveau angeglichen werden.
Knackpunkt ist aber vor allem die Forderung nach einer sogenannten Wegezeitentschädigung der Gewerkschaft. Beschäftigte mit langen Anfahrten zur Baustelle sollen einen finanziellen Ausgleich erhalten.
Sollte es keine Lösung geben, will die Gewerkschaft mit Arbeitskämpfen wichtige Baustellen treffen. "Wir schätzen das Risiko eines Scheiterns und die Erfolgschancen auf 50:50 ein", sagte Gewerkschaftschef Robert Feiger der Deutschen Presse-Agentur.
Berliner Start-up Gorillas entlässt Kuriere: Kundgebung
Schon seit Monaten setzen sich Fahrradkuriere des Lieferdienst-Start-ups Gorillas für bessere Arbeitsbedingungen ein. Am Dienstagnachmittag hatte der Lebensmittel-Lieferant alle Fahrer, die sich zuvor an einem Streik der Mitarbeitenden beteiligt hatten, gefeuert.
Für Mittwoch hatte das "Gorillas Workers Collective" (GWC) deshalb zu einer Kundgebung vor dem Gorillas-Hauptgebäude in Berlin aufgerufen.
In dem jungen Berliner Start-up tobt seit Monaten ein Streit über die Arbeitsbedingungen. Das GWC kritisiert unter anderem befristete Verträge, mangelnde Ausrüstung für Fahrer sowie eine schlechte Dienstplanung.
- Material der Nachrichtenagentur dpa
- Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Berlin: Mitteilung vom 6. Oktober
- Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt: Mitteilung vom 1. Oktober
- "Gorillas Workers Collective"/Twitter