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Berlin-Friedenau: Kampf um Kino "Cosima" – "Ich bin nicht mehr erwünscht"


Nach 70 Jahren Filmgeschichte
Kampf um Kino "Cosima" – "Ich bin nicht mehr erwünscht"

Von Kriss Rudolph

Aktualisiert am 16.02.2021Lesedauer: 3 Min.
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"Zur Zeit außer Betrieb" am Filmtheater "Cosima": Das Kino könnte schon bald unter einem neuen Namen und mit neuem Betreiber öffnen.Vergrößern des Bildes
"Zur Zeit außer Betrieb" am Filmtheater "Cosima": Das Kino könnte schon bald unter einem neuen Namen und mit neuem Betreiber öffnen. (Quelle: Cathrin Bach/Archivbild/imago-images-bilder)

Das "Cosima" in Friedenau schreibt seit über 70 Jahren Kinogeschichte. Lothar Bellmann führt es seit den 1960er-Jahren. Nun hat er die Kündigung bekommen – bis Juni soll er raus. Im Kiez regt sich Protest.

Wie alle Kinos ist auch das "Cosima" in Berlin-Friedenau derzeit pandemiebedingt geschlossen. Zuletzt lief hier die Krimikomödie "Eine Frau mit berauschenden Talenten" mit Isabelle Huppert, bevor die Filmtheater im November erneut schließen mussten. Wann Lothar Bellmann wieder öffnen darf, ist ungewiss. Denn: Ab Juni soll er das Kino, das er in den 60er-Jahren von seiner Mutter übernommen hat, gar nicht mehr führen. Das "Cosima" am Varziner Platz ist eine Institution in Friedenau, nicht zuletzt dank Bellmann.

Im November erhielt er vom Vermieter des Hauses überraschend die Kündigung. Bis zum 31. Mai hat er die Räume zurückzugeben. Eine Begründung wurde nicht genannt. "Das macht man doch nicht. In der Pandemie schickt man doch keine Kündigung raus!", sagt Bellmann gegenüber t-online. Er hat direkt Widerspruch eingelegt, aber Marcus Fritzsch, Geschäftsführer von SPK Immobilien, bleibt dabei, wie er gegenüber t-online am Freitag bestätigte.

Neuer Pächter soll übernehmen

Das "Cosima" soll ein Kino blieben, mit dem neuen Pächter gebe es bereits einen Vorvertrag, sagt Vermieter Fritzsch. Den Namen nennt er nicht. Bellmann kennt ihn: Karlheinz Opitz, Chef der "Eva Lichtspiele" in der Blissestraße – nach eigenen Angaben das älteste Filmtheater in Wilmersdorf. Kürzlich erst sammelte Opitz erfolgreich Geld via Crowdfunding für einen neuen Projektor. Kosten: 60.000 Euro. Bellmann vermutet, dass das Geld nicht nur dafür verwendet werden soll.

Opitz schrieb am Freitag im Onlinegästebuch seines Kinos von "haltlosen, üblen Behauptungen" seitens Herrn Bellmann. Sogar von einer "Hetz- bzw. Verleumdungs-Kampagne" ist in dem Eintrag die Rede. Die Spenden für den Projektor würden keinesfalls für das Herausdrängen Bellmanns aus seinem Mietvertrag verwendet, versichert Opitz. Man habe "eine gütliche Ablöse besprochen".

"Bin nicht mehr erwünscht"

Bellmann hat das anders in Erinnerung: "Die haben Absprachen hinter meinem Rücken getroffen – ich bin nicht mehr erwünscht." Die Übergabe an Opitz sollte erst stattfinden, wenn Bellmann nicht mehr will oder kann. Und noch kann er. Sein ganzes Leben steckt in dem Kino. "Ich bin 81, aber gesund. Ich war jeden Tag anwesend, nie krank."

Der 81-Jährige wandte sich in seiner Not an die Politik. Der Bezirksverordnete Orkan Özdemir startete am Dienstag eine Petition, die bis Ende über 1.200 Menschen unterschrieben haben. Das Problem an der Sache: Die Kündigung ist rechtens. "Unsere Juristen haben es geprüft", so Özdemir gegenüber t-online. "Es gibt in Berlin leider keinen Gewerbemietenschutz." Özdemir findet, man solle fair mit dem Mann verhandeln. So steht es auch in der Petition.

Friedenau steht hinter Bellmann

Bellmann wollte dieses Jahr eigentlich noch weiter Filme zeigen. "Weitermachen, so lange wie ich kann." Das ist in der Pandemie schon schwer genug. Als die Kinos im Sommer wieder öffnen durften, saßen manchmal nur zwei Zuschauer in dem Kino mit 170 Plätzen.

"Berlin ist die Kiezstadt, und ohne Läden wie das 'Cosima' würden wir ein Stück unserer Identität verlieren", erklärt SPD-Mann Özdemir. Der ganze Kiez stehe hinter Bellmann und dem "Cosima", sagt er. "Die Friedenauer finden nicht gut, was hier passiert."

Seit dem Wochenende kann Lothar Bellmann nun wieder hoffen. "Die beiden Kinobetreiber haben sich bereit erklärt, sich noch einmal zusammenzusetzen", erklärte Orkan Özdemir am Samstag via Facebook." Beiden gehe es vorrangig um das Kino. Die Petition wurde darum abgebrochen.

Verwendete Quellen
  • Facebook/Orkan Özdemir
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