t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeRegionalBerlin

Berlin: Urteil nach tödlichen Unfall erwartet


Urteil nach tödlichen Unfall erwartet
"Wir krümmen uns vor Schmerz"

Von dpa, t-online
15.02.2022Lesedauer: 2 Min.
Der Angeklagte im Prozess um den tödlichen SUV-Unfall steht im Gerichtssaal zwischen seinen Anwälten (Archivbild): Die Anklage wirft dem Mann fahrlässige Tötung und fahrlässige Gefährdung des Straßenverkehrs vor.Vergrößern des Bildes
Der Angeklagte im Prozess um den tödlichen SUV-Unfall steht im Gerichtssaal zwischen seinen Anwälten (Archivbild): Die Anklage wirft dem Mann fahrlässige Tötung und fahrlässige Gefährdung des Straßenverkehrs vor. (Quelle: Zinken/dpa)
News folgen

Ein epileptischer Anfall am Steuer, der Wagen rast in eine Menschengruppe. Vier Menschen sterben. Darunter ein Junge und seine Großmutter. Nun wird in dem Prozess ein Urteil erwartet.

War es Verantwortungslosigkeit, die 2019 zu dem schweren Autounfall in der Berliner Innenstadt mit vier getöteten Fußgängern führte? Staatsanwaltschaft und Anwälte von Hinterbliebenen sind davon überzeugt. Der Angeklagte habe bewusst gegen ärztliche Auflagen verstoßen, habe sich trotz einer Epilepsie und einer Gehirnoperation nur einen Monat zuvor an das Steuer seines Wagens gesetzt. "Er verstieß bewusst gegen ärztliche Weisungen", sagte einer der Nebenklage-Anwälte im Prozess. An diesem Donnerstag will das Berliner Landgericht sein Urteil verkünden.

Die meisten Nebenkläger fanden in den zurückliegenden dreieinhalb Monaten nicht die Kraft, an dem Prozess gegen den inzwischen 45 Jahre alten Autofahrer teilzunehmen. Ihre Anwälte gaben ihrem Leid eine Stimme in verlesenen Erklärungen ihrer Mandanten: "Wir krümmen uns vor Schmerz. Wir weinen und weinen und weinen", schrieb eine 38-Jährige. Sie musste am 6. September 2019 mitansehen, wie ihr dreijähriger Sohn und ihre 64 Jahre alte Mutter zeitgleich starben. Ein "schwarzes, riesiges Ding" habe sie gestreift, verlas ihre Anwältin. "Das Auto nimmt alles mit auf seinem Weg."

Unfall in Berlin: Gaspedal voll durchgetreten

Der Angeklagte saß an jenem folgenschweren Tag am Steuer eines SUV, als er einen epileptischen Anfall erlitten haben soll. Mit mehr als 100 Kilometern pro Stunde fuhr er laut Gutachten auf den Gehweg der Invalidenstraße in Berlin-Mitte, riss einen Poller und eine Ampel mit sich, raste in eine Fußgängergruppe. Neben dem Jungen und seiner Großmutter wurden zwei 28 und 29 Jahre alte Männer getötet.

"Sie hätten auf gar keinen Fall fahren dürfen", betonte Oberstaatsanwalt Dirk Klöpperpieper in seinem Plädoyer vor rund zwei Wochen. Der Angeklagte habe wegen eines epileptischen Anfalls verkrampft und das Gaspedal des sehr schnellen Wagens voll durchgetreten. Aus Sicht des Staatsanwalts ist der Deutsche wegen fahrlässiger Tötung in vier Fällen sowie der Gefährdung des Straßenverkehrs schuldig zu sprechen. Klöpperpieper forderte eineinhalb Jahre Haft auf Bewährung.

Verteidiger Robert Unger plädierte hingegen auf Freispruch. Sein Mandant habe im Mai 2019 erstmals einen epileptischen Anfall erlitten. Ein kleiner Hirntumor sei minimalinvasiv entfernt worden. Keiner seiner behandelnden Ärzte habe vor dem Unfall eine strukturelle Epilepsie diagnostiziert. Es habe keine Anhaltspunkte dafür gegeben, dass er nochmals einen Krampfanfall erleiden könnte.

Die ärztlichen Risikobelehrungen seien zwar unzureichend und zum Teil nicht eindeutig gewesen, räumte der Staatsanwalt ein. Er sieht aber den Verkehrsteilnehmer in der Pflicht: "Bei der Vorgeschichte hätte er sich informieren müssen, ob er fahrtauglich ist."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...


Bleiben Sie dran!
App StorePlay Store
Auf Facebook folgenAuf X folgenAuf Instagram folgenAuf YouTube folgenAuf Spotify folgen


Telekom