Mond-Gemüse: Deutsche Forscher sind dem Traum einen Schritt näher

Von der Antarktis auf den Mond, mit Zwischenstopps in Bremen und Köln: Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt hat große Gemüse-Pläne.

Eines nicht allzu fernen Tages werden Menschen auf Mond und Mars leben, um von dort die unendlichen Weiten des Weltraums zu erforschen. Ernähren werden sie sich dabei von herrlich frischem Gemüse aus eigenem Anbau. Spezielle Chili-Paprikas liefern Würze und Vitamin C, Tomaten und Gurken sind besonders ertragreich, schmackhaft werden aber auch Weltraum-Bohnen, Mangold, Spinat, Kohlrabi, Pak Choi und Radieschen sein.

So zumindest lautet die Vision des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Am Mittwoch feierte das DLR-Institut für Raumfahrtsysteme in Bremen einen wichtigen Schritt auf dem Weg zu diesem Ziel.

Bremer DLR-Forscher: Wichtige Erkenntnisse in der Antarktis

Nach einem fünfjährigen Test in der Antarktis ist das DLR-Gewächshaus "Eden ISS" zurück in Bremen angekommen. Dort soll es nun umgebaut werden und demnächst als "Eden Luna" in Köln der Ausbildung von Mond-Astronautinnen und Astronauten dienen. Sie sollen darin den Anbau von Gemüse, Salaten und Kräutern sowie die dahinterstehende Technik und nötige Prozeduren trainieren.

Bereits in der Antarktis seien wichtige Erkenntnisse gewonnen worden, teilte das DLR am Mittwoch mit. "Das Gewächshaus hat demonstriert, wie der zukünftige Pflanzenanbau auf Mond und Mars ohne Erde unter künstlichem Licht aussehen und funktionieren kann", fasste Anke Pagels-Kerp, DLR-Bereichsvorständin Raumfahrt, zusammen.

Gemüse in der dunklen Eiswüste: Crews haben es genossen

Seit 2018 stand "Eden ISS" als geschlossenes System 400 Meter von der Forschungsstation "Neumayer III" des Alfred-Wegener-Instituts entfernt in der Antarktis. "Dabei konnten die Forschenden vielfältige Erfahrungen sammeln, insbesondere wie die hochintegrierten Anzuchtsysteme unter den extremen Bedingungen funktionieren, wie sich die menschlichen Arbeitsabläufe ideal und zeitsparend integrieren lassen, wie vorhandene Ressourcen ideal eingesetzt werden, wie sich die Mikrobiologie bei Anbau und Ernte gestaltet und wie sich Anbau und Speiseangebot von frischem Gemüse auf das Wohlbefinden der Isolierten Crew während der Überwinterung auswirken", heißt es in der DLR-Mitteilung.

Die jeweilige Überwinterungscrew habe es genossen, im Grün der Pflanzen zu arbeiten und nach langen anstrengenden Tagen frische Mahlzeiten aus dem Gewächshaus zu essen, ergänzte die zeitweise beteiligte Wissenschaftlerin Jess Bunchek. "Für die Zukunft heißt das: Crews auf abgelegenen Missionen sollten die Möglichkeit haben, ihre eigenen Pflanzen anzubauen, um ihre psychische und körperliche Gesundheit zu stärken."

Bei ihrer Mission erreichte Bunchek Rekorderträge für Tomaten (92 Kilogramm) und Gurken (76 Kilogramm). Paprika konnte sie immerhin 19 Kilogramm ernten. Insgesamt ernteten die verschiedenen Crews in den fünf "Eden ISS"-Jahren mehr als eine Tonne Gemüse und Salat.

Nach dem Umbau soll das Gewächshaus nun Mitte der 2020er Jahre in der Test- und Trainingseinrichtung "Luna" in Köln seinen Platz finden, wo künftig Astronautinnen und Astronauten ausgebildet werden, die zum Mond fliegen sollen. Es wird der nächste Schritt Richtung Mond-Gewächshaus sein.