Jungs mussten im Sport-BH spielen Tennis-Trainer soll reihenweise Kinder missbraucht haben

Er galt als überaus erfolgreicher Jugendtrainer. Ein Lob lautete: Er bemühe sich auch über den Sport hinaus um seine Schüler.
Ein Missbrauchs-Skandal erschüttert Bremerhaven: Recherchen von NDR, Radio Bremen und der "Nordsee-Zeitung" zufolge soll ein Tennistrainer über Jahre hinweg in verschiedenen Vereinen Kinder missbraucht, genötigt und sexuell ausgebeutet haben.
Die Staatsanwaltschaft Bremen hat den Berichten zufolge Anklage erhoben. Die Ermittlungen sind damit vorerst abgeschlossen.
Die dem Mann vorgeworfenen Taten soll er zwischen 2016 und Juni 2023 begangen haben – dann erzählte einer seiner Schüler seinen Eltern, was passiert war. Die gingen zur Polizei. Was die daraufhin gestarteten Ermittlungen zutage brachten, ist schockierend. Weitere Anzeigen folgten.
Aufforderungen zur Selbstbefriedigung, heimlich Dusch-Filme
14 mutmaßliche Opfer konnten festgestellt werden, alles Jungen zwischen elf und 15 Jahren. Im Einzelnen geht es um zwei Fälle des sexuellen Missbrauchs und eine Nötigung, um sechs sexuelle Übergriffe und um sieben Fälle, in denen sich der Trainer kinder- und jugendpornografisches Material verschafft haben soll. In 13 Fällen sollen die Aufnahmen zudem Persönlichkeitsrechte verletzt haben.
Der 45-Jährige soll laut "Nordsee-Zeitung" mindestens zwei Mal einen Jugendlichen aufgefordert haben, sich selbst zu befriedigen und ihm Videos davon zu schicken. Außerdem soll der Trainer in Dusch- und Umkleideräumen heimlich Kinder und Jugendliche gefilmt haben.
"Sexualisierte" Trainingsmethoden
Erschütternd ist auch: Viele Übergriffe beging der Trainer wohl mehr oder weniger öffentlich. Seine Trainingsmethoden seien "sexualisiert" gewesen, hieß es. Schüler, die zu spät kamen, hätten schon mal im Sport-BH spielen müssen.
Laut "Nordsee-Zeitung" verbreiteten sich in Chat-Gruppen sogar Videos. Auf einem sitzt ein Junge beim Trainer auf dem Schoß. Der Tennislehrer soll ihn aufgefordert haben, einen Kussmund zu machen und dem Mann seine Liebe zu erklären. Dann habe der Trainer gefragt: "Darf ich deine Möpse kneten?" Andere Aufnahmen sollen zeigen, wie einem Jugendlichen beim Training mit Klebestreifen die Beine entwachst werden.
Vereinschef: Kein einziger Hinweis
In seinem letzten Verein, dem Bremerhavener Tennisclub Rot-Weiß, galt der Trainer als exzellenter Sportsmann. Es habe nicht einen einzigen Hinweis gegeben, dass etwas nicht stimme mit seiner Arbeit, zitierte die "Nordsee-Zeitung" den Vereinsvorsitzenden. Der Trainer sei gelobt worden: Er sei sehr bemüht um seine Schüler – und die Trainingsgemeinschaft sei wie eine zweite Familie über den Sport hinaus gewesen. "Er hat viele Kinder gewonnen für den Club", so der Vereinsvorsitzende.
Ein anderer Sportler wird von der Zeitung zitiert, der Trainer habe die Kinder um sich geschart wie in einer Sekte. Während der Ermittlungen saß der Verdächtige mehr als drei Monate in Untersuchungshaft. Wann der Prozess gegen ihn startet, ist noch offen.
- nordsee-zeitung.de: "Bremerhavener Tennis-Trainer soll mindestens 14 Schüler missbraucht haben"
- ndr.de: "Missbrauch im Sport: Was einem Bremerhavener Trainer vorgeworfen wird"