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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Nitazene und Fentanyl Tödliche Gefahr im Rausch: Droht Bremen eine Drogenkrise?

Synthetische Opioide wie Nitazene und Fentanyl breiten sich bundesweit zunehmend aus und stellen eine tödliche Gefahr dar. Bremens Behörden reagieren.
Sie werden immer häufiger nachgewiesen und fordern zahlreiche Opfer: synthetische Opiode. Die Drogen tauchen nicht nur als Beimischung von Heroin und in Form von gefälschten Medikamenten auf, sie werden auch gezielt verkauft und konsumiert. Bremen bereitet sich auf eine potenzielle Drogenkrise vor.
Im Gespräch mit dem "Weser Kurier" erklärte Lea Schunk, Sprecherin des Gesundheitsamts Bremen, dass die Verbreitung synthetischer Opioide seit Anfang des Jahres gestiegen sei. Hierbei handele es sich primär um Nitazene und Fentanyl, die oftmals anderen Drogen beigemischt wurden. Was bedeutet das für Konsumenten?
Tödliche Gefahr durch Nitazene
In der ersten Jahrhälfte seien mehrere Schnelltests in Drogenkonsumräumen Bremens durchgeführt. Von 105 Tests waren 49 auf Nitazene und drei auf Fentanyl positiv, bestätigte Schunk. Laut Experten können Nitazene bis zu 500-mal so stark wirken wie Heroin. Bereits kleinste Mengen der Substanz können tödlich sein.

Synthetische Opioide
Synthetische Opioide entstehen rein im Labor – anders als natürliche Opiate wie Opium oder halbsynthetische Stoffe wie Heroin. Fentanyl, Nitazen und ihre Derivate liegen als kristalline Pulver oder Lösungen vor. Als Rauschmittel werden synthetische Opioide injiziert, geschluckt, geschnupft oder geraucht. Während Fentanyl auch in der Medizin verwendet wird, wird Nitazen wegen starker Nebenwirkungen weder bei Menschen noch bei Tieren eingesetzt.
Auslöser für die Schnelltests in Bremen waren mehrere Notfälle, die sich Ende 2024 in der Einrichtung an der Friedrich-Rauers-Straße ereigneten. Daraufhin warnte das Gesundheitsamt bereits im Januar 2025 öffentlich vor den lebensgefährlichen Beimischungen und informierte über genaue Maßnahmen auf die wachsende Bedrohung.
Krisenpläne gegen synthetische Opioide
Einige Städte, wie Hannover und Essen, reagierten bereits im Mai und etablierten das Projekt "so-par"(Synthetic Opioids Prepare and Response). Mithilfe dieses Projekts sollen Maßnahmen mit Blick auf die Verbreitung synthetischer Opioide koordiniert werden. Kern des Projekts sind Krisenpläne, Aufklärungskampagnen und Maßnahmen zur Schadensminderung.
Auch Bremen regiert: Fälle über zirkulierende Substanzen würden weiterhin an das bundesweite Drogenfrühwarnsystem "News" gemeldet, erklärt Sprecherin des Gesundheitsamts Schunk. Rettungsdienste, Polizei sowie Einrichtungen der Sucht- und Wohnungslosenhilfe über das Auftreten, die Risiken und Notfallmaßnahmen informiert worden. Besonders im Hinblick auf den Gebrauch des lebensrettenden Mittels Naloxon.
Das Nasenspray Naloxon hebt die Wirkung von Opioiden auf. Bisher zählt Naloxon zu den verschreibungspflichtigen Medikamenten. Anfang des Jahres sprach das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) die Empfehlung aus, Naloxon für den Notfalleinsatz aus der Verschreibungspflicht zu nehmen. Eine Gesetzesänderung in Deutschland steht nach wie vor aus.
Schnelltests auf Fentanyl und Nitazene sollen weiterhin in Bremer Drogenkonsumräumen durchgeführt werden. Dies erfolgen etwa auf Wunsch von Heroin-Konsumenten – wenn die Droge anders wirkt oder aussieht, bei einer Beratung oder nach einer Überdosierung.
Schnelle Hilfe bei Opioid-Notfällen
"Synthetische Opioide führen wesentlich schneller zu Atemstillstand, Krampfanfällen und Kreislaufversagen. Daher ist es wichtig, dass bei ersten Anzeichen einer ungewöhnlich starken Wirkung sofort medizinische Hilfe gerufen wird", so Kay Bultmann, der ärztliche Leiter des Gesundheitsamts Bremen.
Die Warnung richtet sich vorwiegend an Menschen, die alleine, beispielsweise im häuslichen Umfeld, konsumieren. Im Drogenkonsumraum stehen den Konsumierenden auf Wunsch Schnelltest-Kits zur Verfügung, die von geschultem Personal des Drogenkonsumraums durchgeführt werden können.
- aidshilfe.de: "Städte bereiten sich auf synthetische Opioide vor"
- aidshilfe.de: "Grünes Licht für rezeptfreie Abgabe von Naloxon-Nasenspray"
- bundesgesunheitsministerium.de: "Nationales Early Warning System (NEWS)"
- saferuse-nrw.de: "15. Mai 2024: Nitazene sind stärker und tödlicher als Heroin"
- senatspressestelle.bremen.de: "Gesundheitsamt Bremen warnt vor gestrecktem Heroin"
- Weser Kurier: "Fentanyl und Nitazene: Synthetische Opioide verbreiten sich in Bremen" (kostenpflichtig)