Studie gibt Antworten Wie genervt sind Einheimische von Nordsee-Touristen?

Im Sommer strömen hunderttausende Besucher an die Strände der Nordsee. Überfordert das die Einheimischen? Eine Studie gibt überraschende Antworten.
Sommertrubel, volle Strände und Restaurants, lange Schlangen im Supermarkt – die Nordseeküste in Niedersachsen ist vor allem im Sommer bei Touristen beliebt. Was nach Überforderung klingt, empfinden viele Einheimische offenbar gar nicht so. Eine neue Studie des Deutschen Instituts für Tourismusforschung zeigt: Trotz hoher Besucherzahlen sind die meisten Bewohner der niedersächsischen Küste zufrieden.
"Die Tourismusakzeptanz ist tatsächlich nicht nur in Venedig und auf Mallorca ein Thema, sondern überall", sagt Mario Schiefelbein, Geschäftsführer der Tourismus-Agentur Nordsee (Tano). "Unsere Region trifft es auch mal mehr und mal weniger."
"Da sind wir im grünen Bereich"
Die Untersuchung bezieht sich auf Niedersachsen und Schleswig-Holstein – eine vergleichbare Studie gab es für Niedersachsen bislang nicht. Das Ergebnis: 59 Prozent der Küstenbewohner finden die Anzahl der Touristen genau richtig, 25 Prozent sogar zu gering. Nur zehn Prozent empfinden sie als zu hoch.
Zwar wird in Orten wie Greetsiel oder auf den Inseln eine starke Belastung wahrgenommen. Doch in der Gesamtregion sieht Schiefelbein kein Problem: "Da sind wir im grünen Bereich." Auch wirtschaftlich sei der Tourismus anerkannt: Eine Mehrheit sieht ihn als wichtigen Faktor, allerdings glauben nur 45 Prozent, dass er zum persönlichen Wohlbefinden beiträgt.
Im vergangenen Jahr zählte die Nordseeküste 8,2 Millionen Übernachtungen – ein starker Wert, aber unter dem Niveau der Vor-Corona-Zeit. Trotzdem fordert Schiefelbein keine neue Gästeoffensive: "Wir als Tano möchten, dass die Wertschöpfung durch den Tourismus größer wird – nicht, dass die Quantität zunimmt." Ziel seien bessere Angebote für klar definierte Zielgruppen, etwa in der Nebensaison. Gäste mit Hund, so Schiefelbein, würden in der Studie teils als störend wahrgenommen – dabei sei das eine spannende Zielgruppe außerhalb der Hauptreisezeit.
In manchen Gemeinden fühlen sich Anwohner gestört
Auch Holger Heymann, Vorsitzender des Tourismusverbandes Niedersachsen und Landrat im Kreis Wittmund, setzt auf Qualität – etwa durch digitale Gästekarten und bessere Besucherlenkung mit Hilfe Künstlicher Intelligenz. "Dabei darf es nicht darum gehen, mehr Gäste zu bekommen, sondern darum, die Aufenthaltsqualität zu steigern", so Heymann.
Touristische Angebote wie Museen oder Schwimmbäder kämen auch der einheimischen Bevölkerung zugute. "Wenn das gelingt, werden wir auch immer Akzeptanz bekommen."
Die Gemeinde Krummhörn ließ 2024 eine eigene Umfrage durchführen: 94,2 Prozent der fast 800 Haushalte leben gern dort – doch rund 60 Prozent empfinden die Zahl der Touristen als (eher) zu hoch. Vor allem im Sommer fühlen sich viele gestört.
Tourismusforscher Enno Schmoll von der Jade Hochschule betont: "Es gibt viele Dinge, die man sich nicht so bewusst macht, die durch den Tourismus positiv aber trotzdem da sind." Das reiche vom Handwerker über den Bäcker bis zu infrastrukturellem Erhalt.
Ein zentrales Ergebnis der Studien: Die Menschen wünschen sich mehr Transparenz. Drei Viertel der Befragten entlang der Küste möchten über touristische Entwicklungen besser informiert werden.
- Nachrichtenagentur dpa
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