Natur erleben im Norden Was das Bourtanger Moor so besonders macht

Das Bourtanger Moor war einst das größte Hochmoor Mitteleuropas. Heute zeigt ein Naturpark, wie sich das Leben in der Landschaft verändert hat – und was Besucher hier entdecken können.
Wer das Emsland besucht, entdeckt eine Landschaft im Wandel: Wo früher dunkle Moorflächen das Bild prägten, warten heute weite Wanderwege, artenreiche Lebensräume und spannende Ausflugsziele. Das Bourtanger Moor – einst 1.200 Quadratkilometer groß – war das größte Hochmoorgebiet Mitteleuropas. Heute erinnert der grenzüberschreitende Naturpark Moor-Veenland an die bewegte Geschichte dieser Region zwischen Niedersachsen und der niederländischen Provinz Drenthe.
Hier treffen Naturfreunde auf seltene Pflanzen, Vogelbeobachter auf Zugvögel – und Geschichtsinteressierte auf die Spuren einer Region, die im 20. Jahrhundert durch den sogenannten "Emslandplan" radikal umgestaltet wurde.
Im Herzen des Moores: das Moormuseum Geeste
Ein guter Startpunkt für Entdeckungen ist das Emsland Moormuseum in Geeste, das als größtes seiner Art in Europa gilt. Herzstück der Ausstellung ist der Riesenpflug "Mammut" – so groß wie 30 Ele
fanten. Nur zwei dieser Maschinen wurden je gebaut, um das Moor flächendeckend landwirtschaftlich nutzbar zu machen. Symbolisch steht der Pflug für den tiefgreifenden Wandel, der vor genau 75 Jahren begann: 1950 verabschiedete der Bundestag den Emslandplan, der das "Armenhaus der Republik" wirtschaftlich erschließen sollte.
Museumsführerin Janna Kötting-Gerkens erklärt anschaulich, wie Moore funktionieren: "Moor ist wie ein Glas saure Gurken – alles, was hineinfällt, wird konserviert." Das betrifft nicht nur Pflanzenreste und Torfschichten, sondern auch CO2, das beim Entwässern freigesetzt wird. Heute ist der Schutz dieser Speicher wichtiger denn je.
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Nach dem Rundgang lohnt sich eine Fahrt mit der Feldbahn – und danach ein Buchweizenpfannkuchen im Museumscafé. Früher war das ein Arme-Leute-Essen, heute ist Buchweizen als Superfood wieder gefragt.
Wer tiefer eintauchen will, begleitet Ranger Andreas Rakers, Biologe mit familiären Wurzeln in der Region. Im Naturpark Moor-Veenland – 1.000 Quadratkilometer groß – kennt er jeden Pfad. Besonders eindrucksvoll ist der Wanderweg am Provinzialmoor, wo im Mai das Schmalblättrige Wollgras blüht und im Spätsommer die Heide in kräftigem Lila leuchtet. Auf dem Libellenpfad im Dalum-Wietmarscher Moor lassen sich zudem Libellen, Frösche und mit etwas Glück sogar Kreuzottern beobachten.
Bourtanger Moor – Zu jeder Jahreszeit eine Reise wert
Auch seltene Pflanzen wie der Rundblättrige Sonnentau sind hier zu finden – einst von Kindern gesammelt und an Apotheken verkauft, heute streng geschützt.
Imker Hermann Hüsers, genannt "Imme", weiß ebenfalls viel über das Moor – und über Bienen. Seit 35 Jahren züchtet er Honigbienen in der Region und engagiert sich im Bildungszentrum "Imme", einer deutsch-niederländischen Initiative für Artenvielfalt. Hier lernen Besucher nicht nur, warum Bienen Millionen Blüten für ein Glas Honig brauchen, sondern auch, wie gefährlich monotone Vorgärten sein können.
Sein Zentrum gehört zu den acht sogenannten "Moorpforten", die beiderseits der Grenze als Einstiegspunkte in den Naturpark dienen – genauso wie das Erdöl-Erdgas-Museum in Twist. Dort erfährt man, dass das Emsland das größte Erdölfördergebiet Deutschlands ist, auch wenn es heute nur noch einen Bruchteil des Bedarfs deckt.
Wer aus Bremen kommt, fährt über die A1 bis Cloppenburg und dann weiter über die B213 ins Emsland. Die Fahrt dauert etwa eineinhalb Stunden. Mit der Bahn sind es rund zwei Stunden.
- Nachrichtenagentur dpa
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