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Bremen: Was geschieht mit der alten Galopprennbahn?


Quo vadis Rennbahn?
Bremen weiß noch nicht, was es will


Aktualisiert am 13.05.2021Lesedauer: 4 Min.
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Die historische Tribüne der Rennbahn: Seit 2018 finden keine Rennen mehr auf der Bahn statt.Vergrößern des Bildes
Die historische Tribüne der Rennbahn: Seit 2018 finden keine Rennen mehr auf der Bahn statt. (Quelle: Judith Tausendfreund/leer)

Der Blick auf die Bremer Galopprennbahn ist ein Blick auf ein Stück Stadtgeschichte. 1905 bis 1907 entstand die Galopprennbahn in der Vahr. Die Anlage des Bremer Rennvereins galt als eine der modernsten zu dieser Zeit. Nun finden seit Jahren keine Rennen mehr statt.

Die Galopprennbahn in Bremen liegt brach und bietet somit reichlich Raum für Diskussionen. Langsam erobert sich die Natur den Raum der 2.000 Meter langen Strecke zurück: Wo es in der Mitte früher noch Jagdrennen gab, zerfallen die alten Sprünge mittlerweile. Seit 2018 finden hier keine Rennen mehr statt, seit Jahren wird über die mögliche Nutzung des 30 Hektar großen Geländes diskutiert.

Ideen gibt es viele. Der Berliner Künstler Yann Colonna möchte auf der ehemaligen Bremer Galopprennbahn beispielsweise ein Projekt namens "Schweine und Palmen" umsetzen. Es soll Kunst und Stadtentwicklung thematisieren. Er versteht seine Projektskizze als künstlerischen Stadtentwicklungsimpuls auf Zeit. "Ich muss aber noch einen Schweineführerschein machen und da gibt es kaum Angebote", sagt er und schmunzelt.

Seine Idee ist eine eigene Geschichte wert – in erster Linie geht es ihm darum, einen Aufenthaltsort zu schaffen, an dem Menschen zusammenkommen, den Raum entdecken, diskutieren. Wie kann sich das Gelände auf der ehemaligen Galopprennbahn weiterentwickeln, diese Frage steht im Mittelpunkt, diskutiert wird darüber seit Jahren, sogar seit Jahrzehnten. Denn schon in den 70er Jahren gab es Planungen, das Gelände an einen Investor zu verkaufen, der dort Wohnungen bauen wollte. Zuletzt verhinderten 2019 die Bremer Bürger mithilfe eines Volksentscheids eine Bebauung des Rennbahnareals.

Die Vision: Ein Sport- und Kulturpark soll entstehen

Seit Mitte 2020 arbeitet ein Runder Tisch an möglichen Zukunftsideen. Weiterhin gibt es die "ZwischenZeitZentrale", hier werden – wie der Name schon sagt – potenzielle Interimsnutzungen der Anlage koordiniert. Möglicherweise etablieren sich über diese Zwischennutzungen auch spätere Eignungen. Auch die Bürgerinitiative Rennbahngelände (BI), die seit Jahren an der Vision eines Sport- und Kulturparks auf dem Gelände arbeitet, hat sich zahlreiche Gedanken gemacht.

Unzählige Gespräche mit vielen Beteiligten sind eingeflossen. "Wir haben ein in unseren Augen rundes Konzept entwickelt, welches vor allem eine vielfältige Nutzung erlaubt. Die Ausübung des Rennsports, aber auch des Golfsports, wollen wir dabei nicht ausschließen", erklärt Andreas Sponbiel, Sprecher der Bürgerinitiative Rennbahngelände (BI). Der Prozess verlaufe in drei Schritten.

Vom Realitätscheck bis zur Durchführung

Zunächst ging es um die Bedarfsermittlung, dann um den Realitätscheck – sprich eine Klärung, ob die Bedarfe alle miteinander realisierbar sind. In der dritten Phase wird es um die Umsetzung gehen.

Sponbiel ist seit fünf Jahren im Thema, er hat viele Ideen mitentwickelt. Mithilfe einer Skizze zeigt er auf, wie er und seine Mitstreiter sich eine zukünftige Nutzung vorstellen. Ein Sommerfest soll kommen, ein Schul-Open-Air, ein Kinderreitturnier, ein Bürgerfest, eine Lesung, aber dann eben auch ein Renntag – so skizziert er potenzielle Aktivitäten auf dem Gelände.

Eine Rennbahn, auf der es keine Rennen mehr gibt, das kann er sich nicht vorstellen: "Wir bewegen uns auf einem Gelände mit einer DNA und diese DNA nennt sich nun mal Rennbahn. Nimmt man dies weg, was bleibt dann an Identität?", fragt er provokant.

Rennverein will Sport auf der Bahn weiter stattfinden lassen

Die Frage, ob es in Zukunft Renn- und Golfsport auf dem Platz geben soll, steht im Fokus der aktuellen Diskussion. Der Bremer Rennverein sieht den Sport naturgemäß auf der Bahn: "Wir haben das Bestreben, den Galopprennsport auf der Bahn stattfinden zu lassen", bestätigt Frank Lenk, Präsident des Bremer Rennvereins. Das Konzept einer multiplen Nutzung sei durchaus auch vom Rennverein gewollt, "es geht uns um Lösungen", betont er.

Grundsätzlich strebe man weitere Gespräche an, mit allen Beteiligten. Lenk gibt zu, dass sich der Rennverein rechtlich beraten lässt. Denkbar ist am Ende auch der Rechtsweg, um die weitere Ausführung des Rennsports zu erzwingen. Gerhard Scherer, Sprecher des zuständigen Regionalausschusses, trennt zwischen seiner Aufgabe als Sprecher und seiner persönlichen Meinung.

Als Sprecher könne er aktuell wenig sagen, die Entscheidungen stehen noch aus. Er persönlich sei aber klar dafür, auch in Zukunft Pferdesport auf dem Gelände stattfinden zu lassen. "Ich sehe da weder tierschutzrelevante Probleme noch ein großes Spielsuchtpotenzial durch Pferdewetten. Dann müsste man auch alle anderen Sportwetten abschaffen", so Scherer.

Im Sommer muss entschieden werden

Die bisherigen Nutzungsideen bleiben umstritten, eine Einigung ist noch nicht in Sicht. Möglicherweise ist die Zukunft des Rennbahngeländes ein Fall von "Zu viele Köche verderben den Brei". Vielleicht wird es am Ende eine harmonische und gemeinsame Nutzung von Seiten aller Parteien geben. Noch ist dies wie ein Blick in die Glaskugel. Klar ist, dass die Politik in den kommenden Sommermonaten Entscheidungen treffen muss. Dies wurde zuletzt durch Vertreter des Runden Tisches bekannt gegeben.

Dabei wird es zentral um die Sportnutzung gehen. Strittig ist auch die Frage nach der künftigen Wegführung über das Gelände. Doch es gibt nicht nur Streitpunkte, sondern schon vieles, was bereits erarbeitet wurde: Lebensräume für Pflanzen und Tiere, Sportanlagen, Freizeit- und Bewegungsflächen und Spielbereiche für Kinder und Jugendliche – all dies sind Nutzungen, die schon jetzt von allen Beteiligten gewollt sind.

Am Ende soll es einen städtebaulichen Wettbewerb geben. Sponbiel hat mit Blick auf diesen Schritt die Befürchtung, dass externe Planungsbüros die Umsetzung nicht mit der Detailtreue angehen können, wie es eben die Beteiligten vor Ort können. Doch bis dahin ist es so oder so noch ein langer Weg.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Gespräch mit Andreas Sponbiel, Sprecher der Bürgerinitiative Rennbahngelände
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