Acht weitere Skelette in Industriegebiet gefunden
Nach dem Fund von Knochen auf einem BaugelĂ€nde in Bremen sind nun acht weitere Skelette entdeckt worden. Auf der FlĂ€che soll zuvor ein GrĂ€berfeld fĂŒr Zwangsarbeiter gewesen sein. Einige wurden bei der Umsiedelung ĂŒbersehen.
Bei archĂ€ologischen Grabungen auf einem ehemaligen Friedhof fĂŒr NS-Zwangsarbeiter aus Osteuropa sind in Bremen mehr als 75 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs acht weitere Skelette entdeckt worden.
Das teilte die Bremer Kulturbehörde am Montag mit. Bereits in der vergangenen Woche hatte sie ĂŒber den Fund eines ersten Skeletts berichtet. Der Friedhof liegt in einem Industriegebiet, dort soll eine Bahnwerkstatt gebaut werden.
Bremen: GrĂ€ber von Zwangsarbeitern ĂŒbersehen
Das GrĂ€berfeld war im Zweiten Weltkrieg fĂŒr Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter angelegt worden, die das NS-Regime aus der damaligen Sowjetunion nach Bremen verschleppt hatte. Es wurde bereits 1948 aufgelöst, die Verstorbenen wurden exhumiert und auf einen Ehrenfriedhof umgebettet. Es gab allerdings auch den Verdacht, dass dabei noch GrĂ€ber ĂŒbersehen worden sein könnten.
Nach der Entscheidung, auf dem schon seit Jahrzehnten gewerblich genutzten GelĂ€nde eine neue Bahnwerkstatt zu errichten, leitete der Bremer Senat deshalb eine archĂ€ologische Untersuchung ein. Fachleute des Landesamtes fĂŒr ArchĂ€ologie graben seit August vergangenen Jahres systematisch nach Ăberresten in dem Areal in HafennĂ€he. Schon zuvor stieĂen sie auf Knochenfragmente und Erkennungsmarken, allerdings nicht auf vollstĂ€ndige Skelette.
Bovenschulte sichert "wĂŒrdevolles Gedenken" zu
Nach Angaben der Kulturbehörde vom Montag befanden sich die neu entdeckten GrĂ€ber in einem Bereich, in dem wĂ€hrend der frĂŒheren Exhumierungsarbeiten 1948 eine provisorische Erdrampe angelegt worden war. Nach EinschĂ€tzung der Experten der LandesarchĂ€ologie seien die darunterliegenden GrabstĂ€tten dadurch ĂŒbersehen worden.
Bremens BĂŒrgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) sicherte ein "wĂŒrdevolles Gedenken" an die Toten zu. Wie genau mit den Funden verfahren werde, könne jedoch erst nach Abschluss der Grabungen "in enger Abstimmung mit den Vertreterinnen und Vertretern der betroffenen Staaten" entscheiden werden, erklĂ€rte er am Montag.
Zahlreiche sowjetische Kriegsgefangene in Bremen beerdigt
Die Generalkonsulate Russlands und der Ukraine sind nach Angaben der Bremer Regierung ohnehin eng in die Grabungen eingebunden. Aus den beiden LĂ€ndern stammen die meisten damals nach Bremen verschleppten Kriegsgefangenen und zivilen Zwangsarbeiter oder Zwangsarbeiterinnen. Im Weltkrieg verschleppte das NS-Regime Millionen Menschen aus dem von Deutschland besetzten Osteuropa, viele starben an schlechten Lebensbedingungen und Misshandlungen.
Auf dem Friedhof in Bremen wurden laut Senat unter anderem auch zahlreiche sowjetische Kriegsgefangene beerdigt, die im Dezember 1941 bei einer Typhusepidemie in einem örtlichen Gefangenenlager starben. Um die Leichen schnell zu bestatten, wurden sie demnach damals in einem 1,2 Meter tiefen Graben dicht an dicht vergraben.
Teilweise könnte nach EinschÀtzung der Behörden trotz der langen Zeit seit dem Krieg noch eine Identifizierung der Toten möglich sein. So wurde laut Bremer Senat bei dem den ersten Skelett, dessen Fund in der vergangenen Wochen bekanntgeben wurde, eine Erkennungsmarke entdeckt. Diese soll nun lesbar gemacht werden.