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Essen: Brauerei gegen Klimakrise – Start-up filtert CO2 für Bier aus der Luft


Nachhaltigkeit als Hauptziel
Essener Start-up filtert CO2 aus der Luft – und macht daraus Bier

Von t-online, jum

07.12.2023Lesedauer: 3 Min.
imago241579048Vergrößern des BildesDie Gründer des Unternehmens Greenlyte Carbon Technologies (Archivbild): (von links) Dr. Niklas Friederichsen, Florian Hildebrand (Ingenieure) und Dr. Peter Behr, Chemiker. (Quelle: Funke Foto Services/imago-images-bilder)
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Die Firma "Greenlyte Carbon Technologies" aus Essen baut CO2-Filter. Das Gas soll anschließend unter anderem für die Bierherstellung verwendet werden.

Das Thema Nachhaltigkeit spielt eine immer größere Rolle im Bewusstsein der Menschen. So haben sich zahlreiche Länder und Städte auf die Fahne geschrieben, bis zu einem bestimmten Jahr klimaneutral zu werden und die Emissionen von CO2 zu senken. Das Essener Start-up "Greenlyte Carbon Technologies" hat bereits einen Lösungsansatz für das Problem gefunden: Durch einen CO2-Sauger wird Kohlenstoffdioxid aus der Luft gefiltert und soll anschließend auch in der Industrie zum Einsatz kommen – etwa beim Brauen von Bier.

So plant das Start-up, mit der Essener Brauerei Stauder Anfang 2024 eine eigene Biermarke herauszubringen. Der Hintergrund: Kohlenstoff wird zum Abfüllen von Pils benötigt. Das Gas in der Flasche reagiert dabei zu Kohlensäure.

"Direct-Air-Capture" (DAC) heißt das Verfahren, mit dem der CO2-Sauger der Firma arbeitet. Die Pilotanlage, die das Essener Unternehmen vor Kurzem auf den Markt gebracht hat, kann nach eigener Aussage Treibhausgase 20-mal effizienter filtern als andere DAC-Anlagen. Die Kapazität der Anlage entspricht nach eigenen Angaben der Arbeit von 10.000 Bäumen. "Das Verfahren ist so schnell, dass ungefähr die Hälfte des CO2s, das durch die Anlage fließt, abgeschieden wird. Jede zweite Nadel im Heuhaufen finden wir also", erklärt Florian Hildebrand, Gründer der Firma gegenüber dem "Businessinsider".

Start-up hat spezielle Flüssigkeit entwickelt

Wie er weiter erklärt, habe das Start-up für das Verfahren eine spezielle Flüssigkeit entwickelt, die, wenn sie mit Luft in Kontakt kommt, CO2-Moleküle heraussaugt und aufnimmt. Danach verfestigt sich das CO2 zu einem Salz, das zum Boden fällt. Der abgespaltene Kohlenstoff muss letztlich aus der Luftfilter-Maschine wieder herauskommen, damit er entweder im Gestein verpresst oder in der Industrie als Material- oder Brennstoff erneut eingesetzt werden kann. Je nachdem schafft DAC damit negative Emissionen oder eine zumindest klimaneutrale Kreislaufwirtschaft.

Zwar wird für die neuartige Technologie, reines CO2 zu gewinnen, viel Strom benötigt, ein Teil davon geht jedoch direkt in Wasserstoff über, so Gründer Hildebrand im "Businessinsider". "Ein gutes Molekül kommt, ein schlechtes geht." Per Elektrolyseverfahren reagiert das feste, leitfähige CO2-Zwischenprodukt mit Wasser bei hoher Erhitzung zu drei Stoffen: Kohlenstoff, Wasser- und Sauerstoff. Die aufbereiteten Stoffe CO2 und Wasserstoff bieten eine Vielzahl von Möglichkeiten für die weitere Verarbeitung durch Unternehmen. Sie können beispielsweise auch zur Herstellung von Treibstoffen wie Flugzeugkraftstoff oder zur Plastikherstellung verwendet werden.

Die Idee dazu hatte sein Mitgründer Peter Behr, Wissenschaftler an der Universität Duisburg-Essen, der im DAC-Bereich seit über 15 Jahren forscht. Mit dem frisch erzeugten Wasserstoff bietet sich eine zusätzliche Energiequelle, die etwa für die Autoindustrie und den Stahlbau interessant wird – ein echter Vorteil.

Verfahren soll noch effektiver und robuster werden

Mit dem Verfahren sollen derzeit laut Angaben des Unternehmens rund sieben Kilogramm CO2 pro Stunde gefiltert werden. Auf das Jahr gerechnet ergeben sich somit etwa 61,4 Tonnen. Wenig im Vergleich zu anderen Unternehmen, wie dem Züricher Start-up Climeworks, welches eigenen Angaben nach mit einer ähnlichen Anlage rund 4.000 Tonnen CO2 pro Jahr schafft. Dennoch glaubt Gründer Hildebrand laut dem "Businessinsider" an den Erfolg seines Projekts. : "Die Herausforderung ist gigantisch, wir sind uns der Sache bewusst. Aber es bringt auch nichts, von vornherein zu sagen: Es ist eh alles zu spät."

Aus diesem Grund will das Start-up laut eigener Aussage schon bis 2035 eine Megatonne CO2 pro Jahr aus der Luft schleusen, 2050 sollen es bereits 0,1 Gigatonnen sein. Finanziert wird das Projekt durch verschiedene Investoren und beantragte Fördergelder. Langfristig sei jedoch eine Finanzierung über Kunden vorgesehen, so Hildebrand.

Um dies zu erreichen, arbeitet die Firma aktuell daran, das eigene Verfahren der Anlage noch robuster und effizienter zu machen. Zudem soll das gefilterte CO2 in der Industrie eingesetzt werden – wie eben bei der Bierherstellung. Aber auch weitere Projekte stehen bei Greenlyte auf dem Programm. So stellt das Unternehmen beispielsweise Rucksäcke aus Kunststoff her, der nicht aus Erdöl, sondern aus synthetischen Stoffen gewonnen wird. Eine Storage-Firma soll außerdem testen, wie gut sich das Greenlyte Carbon im Boden verpressen lässt. Und auch ein Betonsteinhersteller will die Anlagen zukünftig einsetzen, sagt Hildebrand. Das CO2 lässt sich zum Mischen von Beton für den Hausbau nutzen.

Verwendete Quellen
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