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Frankfurt: Mikrokosmos Goldstein – Droht Verlust der Lebensqualität?


Strittiges Bauprojekt
Mikrokosmos Goldstein: Droht Verlust der Lebensqualität?


13.03.2024Lesedauer: 3 Min.
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Bestehendes Gebäudekomplex in der Henriette-Fürth-Straße in Frankfurt-Goldstein. Nun soll ins dicht bevölkerte Viertel noch ein großes Bauobjekt entstehen.Vergrößern des Bildes
"Zu den 247 Wohnungen in der Henriette-Fürth-Straße sollen nun 166 neue Wohnungen entstehen. Eine Steigerung von über 67 Prozent", rechnet Anwohner Orhan Saka vor. (Quelle: Madlen Trefzer)

In der Henriette-Fürth-Straße in Frankfurt-Goldstein wird gebaut. Anwohner und Lokalpolitiker kritisieren das Projekt scharf.

"Die Menschen sind vom restlichen Stadtteil abgeschottet. Kommen hier noch mehr Wohneinheiten hinzu, droht wieder ein Mikrokosmos zu entstehen", sagt Marion Weil-Döpel (SPD). Sie ist Kinderbeauftragte und engagiert sich seit einigen Jahren sozial in Frankfurt-Goldstein – insbesondere in der Gegend, die sie selbst als "problematisch", bezeichnet. "Mit der geplanten Bebauung der Henriette-Fürth-Straße steht der soziale Standard auf der Kippe", warnt sie.

Ein neuer Gebäudekomplex ist in der Henriette-Fürth-Straße in Planung. Das Projekt wird von der Wohnungsbau- und Entwicklungsgesellschaft Nassauische Heimstätte (NHW) geleitet und beinhaltet die Errichtung von zwei Mehrfamilienhäusern. Insgesamt sollen 166 Wohneinheiten entstehen. Die geplante Höhe der Gebäude variiert – einige sollen vier, andere sieben oder gar acht Geschosse haben. Um für die Bauobjekte Platz zu schaffen, müssen ein Spielplatz mit Grünfläche und ein Parkplatz mit über 120 Stellplätzen weichen. Während sich die Anwohner mittels einer Petition gegen das Bauvorhaben wehren, befürchten die Menschen im Viertel die Ausbreitung sozialer Probleme.

"Komplett die soziale Fläche genommen"

"Unsere Straße ist nicht nur ein Ort, an dem wir leben, sondern auch ein Ort, an dem unsere Kinder spielen und wir uns erholen können. Durch den Bau neuer Häuser würden diese wichtigen Freiräume verloren gehen. Die Lebensqualität für uns und unsere Familien würde drastisch abnehmen", schreibt der Anwohner Sefa Konca unter die Petition, die mittlerweile 479 Unterschriften (von 500 benötigten) gesammelt hat. Wenn das Petitionsziel erreicht ist, wollen die Anwohner mit dem städtischen Planungsamt ins Gespräch kommen.

"Den hier lebenden Menschen wird komplett die soziale Fläche genommen", bestätigt Sozialbezirksvorsteher Helmut Frank (SPD). Deshalb könne er auch den aufkommenden Unmut gut nachvollziehen. Hinzu komme, dass die Entscheidung "über ihre Köpfe hinweg" getroffen werde.

Henriette-Fürth-Straße soll keinen weiteren Zuzug vertragen

Einige Anwohner befürchten, dass die Henriette-Fürth-Straße durch den Zuzug von 166 Wohneinheiten wieder zu einem Brennpunkt werden könnte. Das Wort "Brennpunkt" wollen Weil-Döpel und Frank jedoch nicht verwenden. Dass es aber wieder vermehrt zu Polizeieinsätzen und dem Eingreifen des Jugendamtes kommen könnte, bezweifeln die beiden nicht.

Medienberichten aus dem Jahr 2015 zufolge kam es in dem Viertel vermehrt zu Raubdelikten, Einbrüchen, Überfällen und Drogenmissbrauch im öffentlichen Raum. Weil-Döpel und Frank sprechen auch von akuter Vermüllung im Außenbereich.

Frankfurt: Wohnraum wird dringend benötigt

"Die Anforderungen an gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse müssen gewahrt bleiben; das Ortsbild darf nicht beeinträchtigt werden", so die Sprecherin des Frankfurter Planungsamts. Weiter heißt es: "Insbesondere aufgrund der seit Jahren stetig wachsenden Wohnbevölkerung in Frankfurt am Main wird die Wohnbebauung mit ergänzender Infrastruktur grundsätzlich vonseiten der Stadt befürwortet." Die Bauherrin Nassauische Heimstätte betont ebenfalls, dass in Frankfurt der Wohnraum dringend benötigt wird, und dass mit dem Bauvorhaben in Goldstein auch bezahlbarer Raum geschaffen werde. 30 Prozent dieser Wohnungen sollen öffentlich gefördert werden.

"Isoliert betrachtet ist dieser Bau fantastisch. Aber nicht hier. Hier schafft er Probleme", so Helmut Frank. Von einer Infrastruktur könne gar nicht die Rede sein, heißt es weiter. Insbesondere die Problematik, die durch die fehlenden Parkplätze hinzukommen würde, sei für die Anwohner der Henriette-Fürth-Straße untragbar. "Die Leute fahren hier nicht zum Spaß Auto, sondern, weil sie aus gesundheitlichen oder beruflichen Gründen dringend darauf angewiesen sind", sagt der Ortsvorsteher.

"Henriette-Fürth-Straße kann keinen Zuzug vertragen"

Während die Anwohner in ihrer Petition eine Reduzierung der Wohneinheiten in den neuen Gebäuden sowie die Sicherung der Parkplätze fordern, sehen Marion Weil-Döpel und Helmut Frank das Bauvorhaben noch kritischer: "Die Henriette-Fürth-Straße kann gar keinen Zuzug mehr vertragen, bevor die Stimmung kippt. Die Parkplatzsituation ist nicht lösbar. Der Kinderspielplatz muss bleiben", heißt es. Einen Rat an die besorgten Anwohner haben die beiden nicht. Stattdessen bitten sie die Bauherrin NHW darum, so transparent wie möglich mit dem Bauprojekt umzugehen und auch aktiv auf die Bewohner zuzukommen.

Die NHW wiederum nimmt keine Stellung zu den Sorgen der Anwohner. Auf Anfrage von t-online verweist die Bauherrin auf das Planungsamt der Stadt Frankfurt. Dieses verweist wiederum zurück auf die NHW.


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Verwendete Quellen
  • Reporterin vor Ort
  • Interwiev mit Marion Weil-Döpel und Helmut Frank
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