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Kiel: Der Feuerwehr gehen die Retter aus


Retter in Not
Berufsfeuerwehr Kiel kämpft um Nachwuchs

Von Sven Raschke

19.11.2019Lesedauer: 3 Min.
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Feuerwehrmann im Einsatz: Der Beruf des Feuerwehrmanns ist anspruchsvoll.Vergrößern des Bildes
Feuerwehrmann im Einsatz: Der Beruf des Feuerwehrmanns ist anspruchsvoll. (Quelle: Symbolbild/Noah Wedel/imago-images-bilder)

Mehr als eine halbe Million Menschen verlassen sich auf die Hilfe der Kieler Feuerwehr, wenn es drauf ankommt. Doch es gibt immer weniger Feuerwehrleute, es fehlt der Nachwuchs. Das wird zum Problem.

Wenn es brennt, kommt die Feuerwehr. Doch für diese Selbstverständlichkeit braucht es genügend Feuerwehrleute. Die Berufsfeuerwehr Kiel allerdings hat mit massiven Nachwuchsproblemen zu kämpfen. Die Zahl der Bewerber hat sich halbiert. "Vor rund 20 Jahren kamen auf 15 Stellen etwa 400 Bewerbungen", sagt Arne Ivers, Sprecher der Stadt. "In den vergangenen Jahren waren 200 bis 250 Bewerbungen Standard." Und selbst das konnte nur nach intensiver Werbung und einer Verlängerung der Bewerbungsfrist erreicht werden.

Kein gewöhnlicher Job

650.000 Menschen verlassen sich auf die Kieler Berufsfeuerwehr. 240.000 Notrufe gehen dort jährlich ein. Und weil Kiel stetig wächst, wachsen auch die Zahlen. Nur beim Nachwuchs der Feuerwehr nicht. "Die Herausforderungen bei der Feuerwehr sind aufgrund des allgemeinen Fachkräftemangels genauso spürbar wie in anderen Bereichen der Stadt", erklärt Ivers.

Aber es gibt auch berufsspezifische Gründe für den Rückgang: Der Job stellt Menschen vor hohe Belastungen, sowohl körperlich als auch geistig. Schicht- und Wochenendarbeit sind Standard, genauso wie der Rettungsdienst. "Der macht rund 50 Prozent der täglichen Arbeit als Feuerwehrfrau oder Feuerwehrmann aus", so der Stadtsprecher. Die Zunahme im Kieler Schifffahrtsverkehr lässt das Aufgabenfeld der Einsatzkräfte zusätzlich anwachsen. Die Digitalisierung wiederum macht die Arbeitsanforderungen komplexer.

Bei der Freiwilligen Feuerwehr sieht es anders aus

Bei der Freiwilligen Feuerwehr Kiel ist von der Nachwuchskrise der Berufskollegen wenig zu spüren. "Über Mangel können wir uns nicht beklagen", sagt Stadtwehrführer Hans-Bernhard Hassenstein, Chef der zehn Freiwilligen Ortsfeuerwehren Kiels. Seit über zehn Jahren sei die Personalstärke konstant. "Nur im Kieler Süden haben wir ein bisschen zu kämpfen. Und in Zukunft wird es sicherlich auch bei uns schwieriger werden. Die Mobilität in der Bevölkerung nimmt zu. Die Leute wohnen nicht mehr 30 bis 50 Jahre am gleichen Ort – und sie haben immer weniger Zeit."

Viele der Freiwilligen kommen direkt aus der Jugendfeuerwehr. Und auch ein Wechsel von der Freiwilligen zur Berufsfeuerwehr ist laut Hassenstein gar nicht so selten. Doch die aufwändige mehrjährige Ausbildung erspart die Erfahrung als Freiwilliger nicht. Hassenstein: "Die Anforderungen sind bei den Kollegen härter – und anderswo auf dem Arbeitsmarkt verdient man oft besser."

Zwangsverpflichtungen als Notlösung

In mehreren Orten in Schleswig-Holstein ist die Not der Feuerwehren so groß, dass Bürger zum Einsatz zwangsverpflichtet werden, wie zuletzt in Grömitz geschehen. Treffen kann es dort jeden zwischen 18 und 50 Jahren. Wer verpflichtet wird, muss zu Ausbildung, Übungen und Weiterbildungen – und natürlich zum Einsatz im Ernstfall. Eine Berufstätigkeit schützt in aller Regel nicht vor dem unfreiwilligen Ehrenamt. Doch Stadtsprecher Arne Ivers beruhigt: "Zwangsverpflichtungen können für die Landeshauptstadt zur Zeit ausgeschlossen werden."

Damit sich das nicht ändert, beschloss die Kieler Ratsversammlung, dass Brandmeisteranwärter ab 1. Januar 2020 mehr Geld in der Ausbildung bekommen. Mit dem Bau der neuen Feuer- und Rettungswache Nord sollen die Arbeitsbedingungen verbessert werden. Und auch sonst ist man bemüht, die Attraktivität bei der Ausbildung zu erhöhen. "Die Feuerwehr Kiel arbeitet federführend in Gremien mit, die die Zugangsvoraussetzungen zum Beruf überarbeiten und anpassen wollen," sagt Stadtsprecher Ivers.

Außerdem hat die Berufsfeuerwehr Kiel zusammen mit der Stadt eine umfangreiche Werbekampagne gestartet, mit lokaler, regionaler – und bundesweiter Reichweite. Ob man aus anderen Bundesländern allerdings viele Bewerber anlocken kann, ist fraglich. Schließlich ist der Nachwuchsmangel ein deutschlandweites Problem.


Laut Feuerwehrverband sinkt die Zahl der zur Zeit noch 23.000 Mitglieder bei den Freiwilligen Feuerwehren jährlich um rund 1.300. Die Feuerwehr Kiel wirbt unverdrossen weiter. Schließlich, so Iwers, biete der Beruf auch vielfältige Vorteile. Dazu gehörten: "Hohes Ansehen in der Bevölkerung, ein großer Grad der Erfüllung durch den Beruf, ein gutes Einkommen, ein sicherer Arbeitsplatz durch Verbeamtung und eine Pension mit Vollendung des 60. Lebensjahres."

Verwendete Quellen
  • Feuerwehrverband
  • Gespräch mit Stadtsprecher Arne Ivers
  • Gespräch mit Stadtwehrführer Hans-Bernhard Hassenstein
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