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Nach Klage der Stadt: Kieler demonstrieren gegen Möbel Höffner


Mit Bäumen als Symbol
Bürger demonstrieren gegen Umweltzerstörung

Von Sven Raschke

01.02.2021Lesedauer: 3 Min.
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Tannenbäume stehen entlang des Westring: Für die Aktion wurden 70 Tannenbäume aufgestellt.Vergrößern des Bildes
Tannenbäume stehen entlang des Westring: Für die Aktion wurden 70 Tannenbäume aufgestellt. (Quelle: Sven Raschke/leer)

Die Proteste gegen den geplanten Bau von Möbel Höffner in Kiel reißen nicht ab. Nachdem die Stadt einen Strafanzeige gestellt hat, holen die Bürger zum nächsten Schlag aus:

Entlang der Baustelle des entstehenden Möbelhauses am Westring in Kiel haben sich am Montag Demonstranten versammelt. Seit 10 Uhr protestierten sie gegen die kürzlich aufgedeckte und mutmaßlich illegale Naturzerstörung durch die Bauarbeiten.

Die Kälte ist es wohl, die die einzelnen Demonstranten davon abhält, lange zu bleiben. Immer wieder kommen neue und gehen andere. So kommen im Verlauf dieses Montags trotzdem Dutzende Menschen zusammen, um an der Demonstration gegen Möbel Höffner vor dem Bauzaun am Westring teilzunehmen. Auch die Tannenbäume entlang der Straße erregen Aufmerksamkeit für den Protest gegen das künftige Möbelhaus und die entstandenen Umweltschäden, die seit letzter Woche für Aufregung in der Stadt sorgen.

Seit vergangenem Freitag hatte Jana Künne die 70 Tannenbäume gemeinsam mit ihren Mitbewohnern per Lastenfahrrad von den verschiedenen Sammelplätzen in Kiel herangekarrt. Sie symbolisieren die abgeholzten Bäume, die Wunschzettel, die an ihnen befestigt sind, richten sich an Höffner und die Stadt Kiel.

Die 22-jährige Studentin hatte über Social Media zu der Demonstration aufgerufen. "Meine WG und ich waren hier häufig spazieren, hier konnten wir die Natur genießen. Dass das jetzt alles zerstört wurde, hat uns sehr wütend gemacht", sagt sie. Künne fordert einen Baustopp, bis die ungenehmigte Zerstörung aufgearbeitet ist, zusätzliche Ausgleichsflächen und eine zeitliche Entfristung für selbige. Damit schließt sie sich den Forderungen der Petition an, die mittlerweile mehr als 7.000 Menschen unterschrieben haben.

Demonstranten sind empört über Möbelkonzern und Stadt

Der Bauzaun ist mit Schildern und Botschaften behängt: Höffner in Verbindung mit Totenkopfsymbolen etwa oder "Baustopp für Möbel Bolsonara". Und auch die Demonstranten machen ihrer Empörung über das Vorgehen Höffners Luft.

Birgit Grell, 69:

"Ich finde, dass das hier eine Ungeheuerlichkeit ist! Es blutet mir jedes Mal das Herz, wenn ich hier vorbeifahre. Ich habe selbst einen Schrebergarten, und bin grundsätzlich dagegen, 150 Jahre altes Gartenland gegen ein Möbelhaus einzutauschen."

Gunda Maria Teichmann, 21:

"Ich bin Biologie-Studentin. Im Sommer sollten wir in Kiel Arten bestimmen, und eine Freundin hatte mir die jetzt zerstörte Fläche hier als Geheimtipp für super viel Artenvielfalt empfohlen. Ich glaube auch nicht, dass viele Kieler das Möbelhaus hier haben wollen. Ich jedenfalls finde nicht, dass es notwendig ist."

Niklas Lambeck, 22:

"Ich finde es schrecklich, wie die hier mit dem Gelände umgegangen sind und dass viel mehr Bäume gefällt wurden, als erlaubt war. Die Aktion mit den Tannenbäumen quasi als Ausgleich finde ich sehr schön."

Die Wut der Aktivisten richtet sich nicht allein gegen den Möbelkonzern. Auch die Stadt sehen viele als Mitschuldigen. Die hat sich nun auch in dem Streit positioniert und eine Strafanzeige gegen den Möbelkonzern erstattet.

Thomas Haas, 61:

"Es ist nicht zu akzeptieren, dass man dieses Gelände zubetoniert. Diese Politiker lassen sich wählen mit dem Versprechen einer Klimaschutzstadt, und was machen sie: Holzen die grüne Lunge der Stadt ab. Das Möbelhaus hätte man besser im Industriegebiet in Wellsee bauen sollen."

Maik Torben Kristen, 29:

"Ich wollte mir einmal selbst anschauen, was hier angerichtet wird – und zum anderen meine Solidarität mit den Demonstrierenden zeigen. Und der Stadt will ich zeigen, dass viele Leute gegen die Umweltzerstörung sind, die hier stattfindet."

Martina Wendt, 56:

"Der Dreck muss boykottiert werden! Es ist einfach nur dreckig, was hier abläuft. Wir werden das hier jetzt öfter machen. Das heute war nur der Anfang!"

Verwendete Quellen
  • Gespräche bei der Kundgebung am Westring
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