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1. FC Köln: Davon ist Trainer Baumgart wirklich genervt


Baumgarts Generalkritik
Was den Trainer des 1. FC Köln wirklich nervt


Aktualisiert am 11.10.2022Lesedauer: 3 Min.
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Steffen Baumgart 1. FC Köln schreit Linton Maina an (Archivbild): Seine Mannschaft ist für ihn wie eine Familie.Vergrößern des Bildes
Steffen Baumgart vom 1. FC Köln schreit Linton Maina an (Archivbild): "Ich bin der Erste, der Kritik übt. Aber auch der Einzige, der sie (die Spieler) kritisieren darf." (Quelle: Eibner-Pressefoto/Thomas Haesler/imago-images-bilder)

Steffen Baumgart ist ein Mann klarer Worte. Er übt Kritik, wenn er eine Ungerechtigkeit verspürt – auch rund um das Derby gegen Borussia Mönchengladbach.

Wer Steffen Baumgart kennt, der weiß: Der Trainer des 1. FC Köln hat ein Grundprinzip. Seine Spieler sind seine Jungs, seine Familie. Wer seine Familie kritisiert, kritisiert auch den FC-Trainer – und bewegt sich damit auf einem schmalen Grat. Denn Baumgart würde wohl eher seinen Trainerjob aufgeben, als jemanden aus seiner Mannschaft der Öffentlichkeit zum Fraß vorzuwerfen.

Erst kürzlich sagte Baumgart in einem Interview mit "Kicker": "Hier wird oft keine Kritik geübt. Hier wird oft nur der Mensch attackiert." Und weiter: "Ich sehe doch, ob einer will oder nicht will. Ich bin der Erste, der Kritik übt. Aber auch der Einzige, der sie (die Spieler) kritisieren darf." Er lasse nicht zu, "dass einer meine Familie attackiert. Das sind meine Jungs, das meine ich so, wie ich es sage." Und so war auch am Sonntag wieder der Moment gekommen, da sich Baumgart bei DAZN vor seine Mannschaft stellte.

Was Baumgart sagte

"In Köln sollte man endlich mal einige Dinge lernen zu akzeptieren", sagte Baumgart vor dem Spiel am Mikrofon des Bezahlsenders. Es ging um die 0:1-Niederlage in der Conference League gegen Partizan Belgrad und die Erwartungshaltung an den FC. "Diesen Abend zu erleben, hat diese Mannschaft allen Kölnern geschenkt. Dann aber so mit der Mannschaft umzugehen, geht mir barbarisch auf die Eier. Mir ist das zu schnell, Daumen hoch, Daumen runter. Das will ich nicht akzeptieren."

Und weiter: Seine Jungs würden jeden Tag hart arbeiten und in jedem Spiel alles geben. Trotzdem könne er nie garantieren, dass der FC ein Spiel auch gewinnen werde. "Wer damit nicht leben kann oder der Meinung ist, alles besser zu wissen, dann können wir wieder über die alten Zeiten reden. Zum Glück müssen wir es nicht tun." Baumgart erreichte als erst zweiter Trainer in den letzten 30 Jahren einen internationalen Wettbewerb mit den Geißböcken.

Was der Trainer meinte

Baumgarts Schutz seiner Spieler ist ein Geheimnis seines Erfolgs in Köln. Die FC-Profis vertrauen ihrem Coach, weil er ihnen vertraut und ihnen immer wieder eine neue Chance gibt. Er weiß, dass er nicht die talentiersten Spieler um sich hat, aber eine Mannschaft, die in den "talentfreien Tugenden" überzeugt: Laufbereitschaft, Zweikampfhärte, Defensivarbeit. Sein Credo: Solange ein Spieler auf dem Rasen diese Eigenschaften an den Tag legt und sich in der Kabine nichts zuschulden kommen lässt, wird er sich immer Baumgarts Schutz sicher sein können.

Gleichzeitig erwartet Baumgart, dass dies auch von außen anerkannt wird: vom FC selbst, von Mitgliedern und Fans sowie von den Medien. Der streitbare Fußballlehrer geht mit jedem auf Konfrontation, legt sich auch schon mal mit Fans auf der Tribüne an. Was ihm ein Dorn im Auge ist: Angriffe und Kritik in den sozialen Netzwerken, verbale Grenzüberschreitungen auf der Tribüne und Polemik in den Medien. Und dann wären da noch ehemalige Fußballer, die inzwischen als TV-Experten arbeiten – eine in Baumgarts Augen ganz eigene Spezies, die er mit Argusaugen betrachtet.

Was den Trainer wirklich nervt

Womit Baumgart jedoch auch immer wieder hadert, ist durchaus sachlich vorgebrachte Kritik. Und zwar meist nach Niederlagen, die ihm auch persönlich besonders wehtun. In der vergangenen Saison war es die Kritik an seiner Rotation nach dem DFB-Pokal-Aus gegen den Hamburger SV, nun die Kritik an seiner Rotation gegen Partizan Belgrad. Baumgart wollte diese beiden Spiele unbedingt gewinnen, ging personell ins Risiko. In diesen beiden Fällen ging es schief.

Dass er in solchen und anderen Momenten darauf verweist – siehe seine Aussagen im "Kicker" –, dass er der Einzige sei, der seine Spieler kritisieren dürfe, führt freilich nicht zum Ziel. Baumgart weiß selbst, dass die aufmerksame Begleitung jedes Spiels, jeder Entscheidung des Trainers, jeder guten und nicht so guten Aktion eines Spielers zum täglichen Brot im Fußballgeschäft gehört. Das einzige Ziel, das Baumgart wirklich verfolgt, sind Siege auf dem Rasen. Und so ist auch das, was den Trainer am meisten nervt, nicht die Kritik nach einer Niederlage. Es sind die Niederlagen selbst.

Verwendete Quellen
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