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Zum journalistischen Leitbild von t-online.300 Besucher in der "Wohngemeinschaft" Kölner Kneipe stellt sich selbst den Strom ab

Ein Abend ohne Elektrizität und Energie: Das soll es in der "Wohngemeinschaft" in Köln wöchentlich geben. Die Betreiber sind mit der Premiere zufrieden.
Die Kühlschränke sind aus, ebenso das Licht, die Heizung – und Smartphones sind auch keine da. Was klingt, als wäre der Energienotstand traurige Realität geworden, ist Absicht – Teil der Aktion "Kollektives Abschalten", die am Dienstag erstmals in der Kölner Bar "Die Wohngemeinschaft" stattfand.
Die Aktion scheint angekommen zu sein. "300 Leute über den Abend verteilt. Wir waren am Dienstag komplett voll", sagt Ponke. "Die Leute haben das richtig genossen. Wir hatten darum gebeten, dass die Smartphones in der Tasche bleiben, damit wir wirklich nur das Licht der Kerzen haben. Das können wir natürlich nicht erzwingen, aber die Besucher haben sich dran gehalten."
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Zu der ruhigen, gesprächigen Atmosphäre trug auch die Musikauswahl bei. "Ein DJ hätte ja Strom gebraucht – also hatten wir einen Pianisten." Geheizt wurde mit dem Abschalten der Energie ab 20 Uhr gar nicht mehr, das Bier in Eiswannen statt im Kühlschrank gekühlt. "Natürlich ist das Kölsch dann irgendwann nicht mehr so kühl wie sonst, aber manche Kompromisse muss man eben eingehen. Da hat Energiefreiheit ihre Grenzen."
"Es geht nicht um die Stromrechnung"
Die Betreiber werten den Abend als Erfolg und wollen die Aktion etablieren: Von nun an, sagt Jens Ponke, sollen in der "Wohngemeinschaft" an einem Abend pro Woche die Lichter, Kühlschränke und Heizungen ausgehen. "Das war besonders. Jetzt wollen wir unsere Erfahrungen machen und sehen, wo wir dazulernen können."
Viele Fragen rund um das "Kollektive Abschalten" hätten in den vergangenen Tagen und Wochen auf die Energiekrise abgezielt, erzählt Ponke. "Ist ja auch ein super Aufhänger." Doch die sei nicht der eine Anlass gewesen: "Natürlich ist das ein Teil der Idee: Energiesparen ist einfach gerade ein Anliegen. Aber wir haben ja auch eine Klimakrise, und die gibt es nicht erst seit gestern. Auch in der Hinsicht ist es sinnvoll, sich vor Augen zu führen, dass auch Verzicht auf Energie eine gute Zeit schaffen kann." Eine Bar für ein paar Stunden analog zu betreiben, setze für alle neue Reize. "Letztendlich geht es uns hier nicht um die Stromrechnung, sondern um Nachhaltigkeit."
- Gespräch mit Jens Ponke vom 13. Oktober 2022