Kölner "Miss Germany"-Kandidatin: "Frauen können alles sein"

Der ehemalige Schönheitswettbewerb zur "Miss Germany" setzt nun auf Persönlichkeit statt auf Äußeres. Vanessa Didam aus Köln nutzt die Plattform für eine Herzensangelegenheit.

Als Vanessa Didam in der Grundschule von ihrem Berufswunsch erzählte, war die Reaktion eindeutig – und leider vernichtend. "Die ganze Klasse hat gelacht", erzählt die heute 30-Jährige. Unbeirrt setzte sie dennoch ihren Weg fort und ist heute da, wo sie sein wollte: als Schornsteinfegermeisterin auf den Dächern im Kölner Umland.

Heute lachen zwar nur noch wenige, Sprüche von männlichen Kunden oder Kollegen muss sie trotzdem immer wieder einstecken. "Ein Kunde sagte mir neulich, dass ich auf seinem Dach mit meinen rot lackierten Nägeln nicht arbeiten könne, ich solle stattdessen meinen Chef anrufen", sagt Didam.

Das Motto: "Schärpe trägt, wer bewegt"

Um Frauen im Handwerk ein Gesicht zu geben und mehr weibliche Nachwuchskräfte für den Beruf der Schornsteinfegerin zu begeistern, habe sich Didam für die Teilnahme am "Miss Germany"-Wettbewerb entschieden. Der ist schon seit einigen Jahren kein klassischer Schönheitswettbewerb mehr, sondern will vor allem Frauen mit starken Persönlichkeiten und spannenden Geschichten in den Mittelpunkt rücken. Ganz nach dem selbst vergebenen Motto: "Schärpe trägt, wer bewegt."

"Ich sehe eine große Chance darin, auf diesem Weg meine Mission zu verfolgen", erklärt Vanessa Didam, die seit wenigen Tagen als Teilnehmerin für das Halbfinale im Januar gesetzt ist. Über Instagram lässt sie ihre Follower schon seit einiger Zeit an ihrem Berufsalltag teilhaben. Bilder von ihr in voller Schornsteinfegerin-Montur wechseln sich dort ab mit privaten Fotos, auf denen sie im eleganten Outfit mit High Heels zu sehen ist.

Frauen könnten sich in einem männlich besetzten Handwerksberuf durchsetzen, selbst wenn sie im Privaten einen anderen Stil haben, ist Didam überzeugt. Ihre Arbeit trägt bereits Früchte: Erst kürzlich schrieb ihr eine Followerin, dass sie nun auch eine Ausbildung zur Schornsteinfegerin begonnen habe.

Das nächste Projekt: ein Kinderbuch

Vanessa Didams Konkurrentinnen bei "Miss Germany" sind Hebammen, Persönlichkeitscoaches, Body-Positivity-Coaches, Unternehmerinnen. Das Miteinander sei aber vor allem freundschaftlich: "Wir verstehen uns super, es ist mehr so ein Freundinnen-Ding."

Wenn Didam das "Miss Germany"-Finale im März gewinnt, erhält sie 25.000 Euro als Fördersumme. Was sie damit tun würde, weiß sie auch schon: "Ich möchte schon lange ein Kinderbuch schreiben, das Mädchen vermittelt: Frauen können alles sein, was sie wollen." Und als Schornsteinfegerin gibt es auch noch weitere Träume: "Irgendwann möchte ich selbstständig sein und meine eigene Firma haben."