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Köln: So laufen die mobilen Corona-Impfungen an Altenheimen ab


"Es ist ein extremer Aufwand"
Wie in Altersheimen geimpft wird

Von Florian Eßer

10.01.2021Lesedauer: 3 Min.
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Mit gutem Vorbild voran: Lieselotte S. (96) ist die erste Bewohnerhin des Albert-Schweitzer-Hauses, die geimpft wird.Vergrößern des Bildes
Mit gutem Vorbild voran: Lieselotte S. (96) ist die erste Bewohnerhin des Albert-Schweitzer-Hauses, die geimpft wird. (Quelle: Florian Eßer)

Bewohner von Altersheimen leiden besonders unter der Corona-Krise, viele haben ihre Enkel schon lange nicht gesehen. Ein Impfteam bringt ihnen neue Hoffnung.

Als der Lastwagen der Firma Biontech am Sonntagmorgen pünktlich um 10.30 Uhr auf dem Gelände der Kölner Diakonie vorfährt, ist die Aufregung im Albert-Schweitzer-Haus groß: 160 Dosen des langersehnten Corona-Impfstoffs hat der Lkw geladen, die nun an die Mitarbeiter und die Bewohner der Senioreneinrichtung in Köln-Rodenkirchen verimpft werden sollen.

Lange hatte man hier auf den Impfstoff gewartet, jetzt geht plötzlich alles ganz schnell. Aus dem Lkw wird das Vakzin, das während des Transports bei einer Temperatur von minus 70 Grad Celsius gelagert werden muss, in die Kühlschränke des Albert-Schweitzer-Hauses verfrachtet. Vor Ort werden die Impfchargen dann von dem mobilen Impfteam, das an diesem Morgen im Einsatz ist, für die Injektion vorbereitet und die Spritzen mit dem Vakzin aufgezogen. Eine Aufgabe, die vollste Konzentration verlangt.

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Die Impfung ist aber auch für das Personal der Senioreneinrichtung ein enormer Kraftakt, wie Muhittin Dalgic, der Pflegedienstleiter der Einrichtung, erzählt. So habe das Personal schon zwei Wochen zuvor mit den Vorbereitungen begonnen: "Es ist ein extremer Aufwand. Schließlich müssen wir nicht nur die Kühlkette einhalten, sondern auch Einverständniserklärungen der Bewohner und der Mitarbeiter einholen", so Dalgic.

Hohe Impfbereitschaft bei den Bewohnern

Immerhin sei die Impfbereitschaft innerhalb der Belegschaft und unter den Bewohnern groß. Von den 80 Bewohnern der Senioreneinrichtung habe schließlich nur eine Person eine Impfung abgelehnt. Auch von den 92 Angestellten stimmten knapp drei Viertel einer Impfung zu – wobei Mitarbeiter, die im Verlauf des letzten Jahres bereits an Covid-19 erkrankten, ihren noch nicht infizierten Kollegen den Vortritt bei der Impfung gewährten.

Thomas Heller, Heimleiter und Hygienebeauftragter der Diakonie Köln, lobte die hohe Impfbereitschaft innerhalb seiner Einrichtung: "Die Bewohner wollen sich gerne impfen lassen", erzählt er, "weil sie hoffen, so bald zu einem Stück Normalität zurückkehren zu können." Schließlich stelle die aktuelle Situation für die Menschen in Seniorenheimen eine besondere Belastung dar. Die Besuchsmöglichkeiten sind streng reglementiert, viele Bewohner fühlen sich zunehmend einsam und alleingelassen: "Manche erzählen mir sogar, dass sie die Situation schlimmer empfinden, als damals während des Krieges", so Heller – Aussagen, die tief in die Gefühlswelt der Heimbewohner blicken lassen.

Land NRW schiebt Impfzentrum den Riegel vor

Auch Dr. Eckhard Dierlich weiß um die Problematik und hob die Impfbereitschaft an den Kölner Pflegeeinrichtungen positiv hervor: "Man liest häufig, dass die Bereitschaft, sich impfen zu lassen etwa innerhalb des Pflegepersonals gering wäre", so der Mediziner, "aber meine Erfahrung ist da eine ganz andere."

Dr. Dierlich ist einer der vier leitenden Impfärzte Kölns und als solcher eigentlich für das Impfzentrum in der Messe Köln-Deutz zuständig. Das Land Nordrhein-Westfalen untersagte jedoch eine frühzeitige Öffnung des Zentrums, trotz der geringen Impfeinwilligungen von Pflegeheimbewohnern. Bis das Impfzentrum in Köln also öffnen kann, ist Impfarzt Dr. Dierlich mit der Koordination mobiler Impfteams betraut. Seit Ende Dezember führte er schon acht Einsätze in Seniorenheimen und ähnlichen Einrichtungen durch. Für ein erfolgreiches Gelingen der Impfung sei laut Dierlich vor allem die Vorarbeit entscheidend: "Eine gute Vorbereitung ist eigentlich das Wichtigste", erklärt Dr. Dierlich, "das fängt schon bei der Zusammenstellung des Impfteams an."

Team zieht in den Heimen von Zimmer zu Zimmer

Immerhin besteht das mobile Impfteam, das an diesem Tag in Rodenkirchen vor Ort ist, aus sechs Personen: Dem leitenden Impfarzt, zwei Apothekerinnen, die die Chargen vorbereiten, drei Hausärzten und Hausärztinnen, die die Impfungen durchführen, und einem Impfassistenten. Zudem wird das Team von dem Pflegepersonal der Einrichtung unterstützt.

Als anderthalb Stunden nach dem Eintreffen des Impfstoffes die ersten Impfchargen vorbereitet sind, geht das mobile Impfteam von Zimmer zu Zimmer, um den Bewohnern des Heimes das Vakzin zu verabreichen. Die erste Bewohnerin, die im Albert-Schweitzer-Haus geimpft wird, ist Lieselotte S.

Die 96-Jährige ist gut gelaunt, an den Wänden ihres Zimmers hängen Fotos ihrer Kinder, Enkel und Urenkel, die sie schon lange nicht mehr sehen konnte. Bereitwillig krempelt Frau S. den Ärmel ihrer Pullovers nach oben, dann setzt ihr Dr. Torsten Klauke, einer der Ärzte des Teams, die Spritze mit dem Impfstoff: Ein kurzer Stich in den linken Oberarm und schon ist das Prozedere vorüber. "Das ging ja wirklich schnell", freut sich Frau S. und überreicht dem Arzt ihren Impfausweis. Als alle nötigen Formulare ausgefüllt sind, zieht das Impfteam weiter zum nächsten Zimmer.

Es wird noch drei Stunden dauern, bis alle Bewohner und Mitarbeiter des Albert-Schweitzer-Hauses geimpft sind und das mobile Impfteam seine Sachen packen kann. In drei Wochen jedoch wird das Team wieder in Rodenkirchen im Einsatz sein – dann nämlich ist die zweite Spritze mit dem Impfstoff fällig. Und der Aufwand geht von Neuem los.

Verwendete Quellen
  • Gespräche mit den Protagonisten
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