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Leipzig: Abschiebung außer Kontrolle – 150 linke Demonstranten vor Ort


SEK, Demonstranten, Baseballschläger
Abschiebung in Leipzig gerät außer Kontrolle

Von t-online, anra

Aktualisiert am 15.09.2022Lesedauer: 3 Min.
Blockade an der Karl-Liebknecht-Straße in Leipzig: Etwa 150 Menschen demonstrierten gegen die laufende Abschiebung eines Geflüchteten.Vergrößern des Bildes
Blockade an der Karl-Liebknecht-Straße in Leipzig: Etwa 150 Menschen demonstrierten gegen die laufende Abschiebung eines Geflüchteten. (Quelle: t-online)

SEK vor Ort, 150 linke Demonstranten und ein Anwohner mit Baseballschläger: In Leipzig ist eine Abschiebung aus dem Ruder gelaufen.

Großeinsatz der Polizei in der Leipziger Südvorstadt: Dort soll am Dienstagmorgen gegen 9:30 Uhr ein Jordanier abgeschoben werden. Die zuständige Landesdirektion rief die Polizei zur Hilfe. Doch Demonstranten verhinderten schließlich die Abschiebung vorerst.

Vornehmlich junge Bürger mit Kapuzen, bunten Haaren und Fahnen waren es, die auf der Kreuzung von Alfred-Kästner- und Karl-Liebknecht-Straße saßen. Vor ihnen standen Polizisten mit Helmen und in Schutzmontur, in der Straße dahinter Feuerwehr- und Rettungswagen.

Sprechchöre hallten durch die enge Häuserschlucht. Die Polizei kam in dem gereimten Singsang, den die Demonstranten anstimmen, nicht gut weg. Hier in der Alfred-Kästner-Straße sollte ein Anwohner abgeschoben werden. Die Nachricht von der Abschiebung verbreitete sich am Vormittag in Leipzig. Etwa 150 Menschen kamen, um dagegen zu demonstrieren.

Leipzig: Mann verletzt sich selbst am Arm

Als die Beamten die Wohnung des Mannes am Morgen betreten wollten, drohte dieser damit, sich umzubringen. Dies sagte ein Sprecher der Polizei vor Ort zu t-online. "Der Mann, ein Jordanier, äußerte Suizidabsichten, als die Beamten kamen", berichtete Polizeisprecher Chris Graupner. "Er drohte damit, aus dem Fenster zu springen. Anschließend verletzte sich der Mann selbst am Arm, blutete stark."

Die Polizei habe sofort weitere Kräfte gerufen. Die Feuerwehr baute ein Sprungkissen am Haus auf. "Wir gehen mit äußerster Sensibilität vor, um das Leben des Mannes zu schützen", sagte Graupner zu t-online. Ein Verhandlungsteam des LKA sprach mit dem Mann.

Doch vor Ort waren auch Beamte des SEK zu sehen. Darauf angesprochen bestätigte der Polizeisprecher die Anwesenheit der Spezialkräfte. "Die sind aber derzeit nicht in Aktion", sagte er. "Sie sind nur hier für den äußersten Notfall, falls es nötig ist, schnell in die Wohnung einzudringen und das Leben des Mannes zu schützen."

Leipziger Anwohner mit Baseballschläger bedroht Demonstranten

Gegen Mittag kam es zudem zu einem Zwischenfall mit einem mutmaßlichen Anwohner der blockierten Straße. Der Mann sei mit seinem Auto vorgefahren und habe die Demonstranten beschimpft, berichtete ein Anwesender. Anschließend sei der Mann aus dem Wagen gestiegen, habe den Kofferraum geöffnet und einen Baseballschläger herausgeholt.

Damit habe er die Demonstranten bedroht, die ihm offenbar den Weg nach Hause versperrten. Polizeikräfte überwältigten den Mann und nahmen ihm sein Schlagwerkzeug ab, bestätigt Polizeisprecher Graupner.

Am Nachmittag gegen 15.30 Uhr kam dann die Nachricht, dass die Abschiebung aufgehoben sei, der Mann am heutigen Tag also nicht mehr abgeschoben werden wird, sagte Graupner zu t-online. Für den Mann werde es nun einen neuen Termin für seine Abschiebung geben, gegen den er Rechtsmittel einlegen könne.

Am Nachmittag wird die Abschiebung abgeblasen

Allerdings verharrte dieser immer noch in seiner Wohnung, die Verhandlungsgruppe der Polizei redete aber mit dem Mann. Ihr ging es nun darum, ihn zum Herauskommen zu bewegen, damit er ärztlich versorgt werden kann.

"Wir werden ihn danach im Krankenwagen hier herausbringen müssen und ins Krankenhaus fahren", sagte Polizeisprecher Graupner. Mit den Demonstranten stehe man in Kontakt, man sei zuversichtlich, dass sie Rettungswagen durchlassen werden.

Gegen 17 Uhr scheint es dann doch einen Zugriff gegeben zu haben. Darauf deutete unter anderem ein Video auf Twitter hin, das vor Ort aufgenommen wurde. Auf der Aufnahme hört man lautes Rufen und einen Tumult an der Wohnung des Mannes. Anschließend geht der Jordanier mit Beamten zum Rettungswagen.

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Polizeisprecher Graupner relativiert: "Es gab keinen Zugriff. Der Betroffene hat die Tür selbst geöffnet. Anschließend wurde er von Beamten zum Rettungswagen gebracht." Die Abschiebung sei aber wie schon von der Landesdirektion versichert für heute abgeblasen, sagte Graupner zu t-online.

Vertreter der Demonstranten vor dem Haus haben für den Abend in Leipzig eine Demonstration gegen die Abschiebepraxis in Deutschland angekündigt.

Verwendete Quellen
  • Beobachtungen vor Ort
  • Gespräch mit einem Sprecher der Polizei Leipzig
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