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Freiburg: Vegetarisches Essen in Schulen und Kitas – Gut gemeint, aber schlecht gemacht


Vegetarisches Essen in Kitas
Gut gemeint, aber schlecht gemacht

  • Michael_Stroebel_04
MeinungVon Michael Ströbel

Aktualisiert am 20.10.2022Lesedauer: 3 Min.
Meinung
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Schüler stehen an der Essensausgabe einer Kantine (Symbolbild): Die Freiburger Entscheidung wird zum Politikum.Vergrößern des Bildes
Schüler stehen an der Essensausgabe einer Kantine (Symbolbild): Die Freiburger Entscheidung wird zum Politikum. (Quelle: Monkey Business 2 via www.imago-images.de)

Die Entscheidung des Freiburger Gemeinderates, in Kitas und Grundschulen nur vegetarische Kost anzubieten, schlägt hohe Wellen. Zu Recht wird viel diskutiert.

Im Breisgau weht oft ein anderer Wind. Das zeigt sich dieser Tage wieder einmal an einem ganz besonderen Beispiel: Die Stadt geht bei der Verpflegung von Kindern einen neuen Weg. In Kitas und Grundschulen soll es künftig nur noch ein vegetarisches Einheitsmenü für alle geben. Das sorgt einerseits für Kritik – etwa aus dem CDU-geführten baden-württembergischen Landwirtschaftsministerium. Andererseits gibt es auch Zustimmung; von einer Ernährungsexpertin beispielsweise.

Auch auf Twitter überschlugen sich die Meinungen, Kommentare und Retweets. Zwischenzeitlich trendeten die Hashtags "#Freiburg" und "#Fleisch". Das zeigt, dass es bei der Debatte um mehr geht als um die reine Ernährung. Das Thema ist ideologisch aufgeladen: Vegetarier verstehen die Fleischesser nicht und die Fleischesser fühlen sich angegriffen und fürchten, dass ihre Kinder durch diese Entscheidung "manipuliert" werden könnten – oder gar sollen.

Nun ist letztere Behauptung gewiss ins Reich der Verschwörungsmythen zu verweisen. Ebenso, dass eine ausgewogene Ernährung nur mit Fleisch zu erreichen sei. Sicher ist aber auch, dass eine rein vegetarische Ernährung noch lange nicht auch automatisch eine gesunde und ausgewogene Ernährung ist – man denke etwa an eine Gemüselasagne. Die ist zwar etwas gesünder als die Lasagne Bolognese, aber eben bei Weitem nicht gesund. Wer Mensa-Essen kennt, der weiß sicher aus eigener Erfahrung, dass das vegetarische Gericht oft nicht die gesündere Alternative ist. Wäre es also nicht sinnvoller, statt für vegetarische für gesündere und hochwertigere Ernährung zu sorgen?

Fleischesser gehen auf Distanz zu Vegetariern

Dass Menschen besonders empfindlich – und bisweilen ablehnend – reagieren, wenn sie den Eindruck bekommen, sie werden entmündigt, hat die unsägliche Diskussion um einen "Veggietag" im Bundestagswahlkampf 2013 gezeigt. Nun hat sich seitdem einiges getan und es gibt so viele Vegetarier und Veganer im Land wie nie zuvor – das ungute Gefühl bei dieser Art der Bevormundung aber bleibt. Das würde übrigens auch für Vegetarier gelten, wenn sie zum Veganismus gezwungen würden.

Und es könnte das Gegenteil der eigentlichen Intention bewirken. Fleischesser essen ihr Fleisch umso lieber – und aus Protest "jetzt erst recht". Möglicherweise werden sie mit dieser Einstellung ihren Kindern abends umso lieber eine große – ungesunde – Portion Fleisch servieren. Statt aufeinander zu bewegen sich Vegetarier und Fleischesser voneinander weg.

Flexibilität ist wichtig

Auch ich hätte mir zu Schulzeiten eine gesündere und ausgewogenere Ernährung gewünscht. Gerne mit einer Auswahl von Gerichten mit und ohne Fleisch. Dass nun aber alle Kinder das Gleiche essen sollen, kann ich mir nur schwer vorstellen. Zu verschieden sind die Geschmäcker. Und Blumenkohl wird auch beim zehnten Mal nicht leckerer, wenn man ihn schon beim ersten Mal nicht mag. Auswahl ist also wichtig. Wie oft dann ausschließlich Vegetarisches serviert wird, ist dann beinahe Nebensache.

Um allen Geschmäckern gerecht zu werden, sollte man flexibel bleiben. Aus dieser Sicht ist die Entscheidung des Freiburger Gemeinderats sicher gut gemeint, aber schlecht gemacht. Viel wichtiger und sinnvoller wäre doch eine bessere Bildung in Sachen Ernährung. Eine, die die Vor- und die Nachteile verschiedener Ernährungsweisen aufzeigt. Und die das Gelernte dann am Mittagstisch gleich umsetzt.

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