Unwetter in Reutlingen: Schneepflüge im Sommer – mehr als 100 Einsätze

Kuriose Szenen in Reutlingen: Ein Unwetter mit starkem Hagel hielt am Freitag die Rettungskräfte auf Trab. Sogar Schneepflüge kamen zum Einsatz.

Mehr als 120 Einsätze der Feuerwehr und Schneepflüge, die mitten im August durch die Straßen einer deutschen Stadt fahren: Das Gewitter, das am Freitagnachmittag über Reutlingen nahe Stuttgart zog, hat für viel Aufsehen gesorgt – bei den Menschen vor Ort, wie auch in den sozialen Medien, zumal die Hagelschicht auf den ersten Blick wie eine massive Schneedecke wirkte. Glücklicherweise gab es nur kleinere Schäden.

Bei dem lokal begrenzten Unwetter sind am Freitag gegen 16.15 Uhr rund 30 Liter Niederschlag pro Quadratmeter in weniger als einer Stunde gefallen. Überwiegend als Hagel, was die bizarren Bilder von weißen Straßen mitten im Hochsommer produzierte. Doch auch die Rettungs- und Einsatzkräfte hatten alle Hände voll zu tun.

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Wie die Stadt Reutlingen mitteilte, setzten binnen weniger Minuten Laub setzten die Abflussschächte zu. Wasser strömte in der Folge in Tiefgaragen, Keller und Wohngebäude. Zahlreiche Videos zeigen, wie Bewohner und Helfer auch ordentliche Hagelmassen mit Schaufeln und Schneeschippen aus Kellern räumen müssen. Stellenweise bis zu 30 Zentimeter hoch türmten sich danach die Hagelberge.

Reutlingen: 290 Feuerwehrleute rücken aus

Rund 290 Einsatzkräfte der Reutlinger Berufsfeuerwehr sowie alle Abteilungen der Freiwilligen Feuerwehr waren laut der Mitteilung am Freitag im Einsatz. Sie mussten zu rund 120 Einsätzen ausrücken. Darüber hinaus seien auch unzählige Helferinnen und Helfer der Stadtentwässerung und der Technischen Betriebsdienste gefordert gewesen.

"Die ersten Einsätze waren eingeschlossene Personen im Auto, weil sie aufgrund des Hagels nicht mehr wegfahren konnten oder die Türen nicht mehr aufbekamen", sagte ein Sprecher der integrierten Leitstelle am Samstag der Deutschen Presse-Agentur über das Unwetter vom Vortag.

Die Feuerwehr schaufelte Autotüren frei und befreite die Leute. Schäden an Fahrzeugen oder an Dächern von Gebäuden seien keine festgestellt worden. Noch am Samstagvormittag seien Mitarbeiter der Stadt damit beschäftigt gewesen, die letzten betroffenen Straßen zu reinigen und zu kontrollieren.

Flusspegel steigt binnen Minuten um 1,5 Meter an

Auch in der Natur hatte das Schauspiel seine Auswirkungen: Binnen fünf Minuten sei der Pegel des örtlichen Flusses, der Echaz, um 1,5 Meter angestiegen, wie die Stadt weiter schreibt. Aus Gullys sprudelte Wasser und dicke Schichten der weißen Hagelmasse blockierten zahlreiche Straßen, wie Anwohner berichten.

Verletzt wurde nach ersten Erkenntnissen niemand. Auch das Polizeipräsidium Reutlingen meldete keine unwetterbedingten Einsätze. Und so schnell wie es gekommen war, verschwand es dann auch wieder. Nach rund einer Stunde war der sommerliche Winterzauber wieder vorbei.

Am Tag danach waren neben den restlichen Hagelbergen in der Innenstadt Straßen und Wege von Blättern gesäumt, die das Unwetter von den Bäumen riss. Mehrere Läden blieben am Vormittag noch geschlossen, weil offenbar Wasser auf die Verkaufsflächen drang. Einige hatten Schilder an ihre Ladentüren gehängt, auf denen etwa stand: "Wegen Unwetterschäden bis auf Weiteres geschlossen".