"Wir unterschätzen das Problem" Stuttgarter Arzt fordert sofortigen Lockdown

Zu wenige Intensivpfleger, zu wenige Betten – die Lage in Stuttgarts Krankenhäusern sieht düster aus. Der Mediziner Dominik Alscher fordert deshalb nun einen Lockdown.
Wegen der Überlastung von Intensivstationen kann nach den Worten des Mediziners Dominik Alscher oft nicht mehr die optimale Behandlung für Patienten erfolgen. "Wir sind aktuell in der Situation, dass wir regelmäßig die relativ Gesündesten von der Intensiv- auf die Überwachungsstation verlegen, um wieder ein Bett zu erhalten", sagte der Medizinische Geschäftsführer des Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhauses der "Stuttgarter Zeitung". "Mein Eindruck ist, dass wir das Problem derzeit unterschätzen."
Frei werdende Intensivbetten seien innerhalb einer halben Stunde wieder belegt. "Uns fehlen die Intensivpfleger", sagte Alscher. "Wir stopfen notdürftig die Lücken." Vier von zehn Covid-19-Intensivpatienten sterben seinen Angaben zufolge. Zu wenig Menschen seien geimpft. "Dass so viele Ungeimpfte unter den Patienten sind, ist teilweise schwierig zu akzeptieren."
Stuttgarts Intensivstationen sind am Limit
Alscher sprach sich mit Blick auf die stark steigenden Infektionszahlen für einen Lockdown aus. Die einzige schnelle Lösung sei, Kontakten und damit die Zahl der Patienten zu senken. "Wenn wir heute einen Lockdown machen, sinken die Zahlen an Weihnachten."
Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt laut dem Robert Koch-Institut (RKI) in Stuttgart derzeit bei 336,2. Das DIVI-Intensivregister zeigt eine nahezu vollständige Auslastung der Krankenhäuser in Stuttgart an. Demnach sind 208 der 220 Betten belegt. Auf der Intensivstation befinden sich derzeit 46 Corona-Patienten, 25 davon müssen beatmet werden.
- DIVI-Intensivregister: Anteil der Covid19-PatientInnen an der Gesamtzahl der Intensivbetten
- Nachrichtenagentur dpa
- RKI: Dashboard