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Wuppertal: Projekt will Kinderarmut in der Stadt vorbeugen


In benachteiligten Stadtvierteln
Projekt will Kinderarmut in Wuppertal vorbeugen


28.08.2019Lesedauer: 3 Min.
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Zwei Frauen im Gespräch: Die Mitarbeiterinnen begleiten Frauen bei Behördengängen, wie hier Kiriakoula Kinigopoulou im Beratungsgespräch.Vergrößern des Bildes
Zwei Frauen im Gespräch: Die Mitarbeiterinnen begleiten Frauen bei Behördengängen, wie hier Kiriakoula Kinigopoulou im Beratungsgespräch. (Quelle: Ulrich Brüne)

Ein Projekt möchte in Wuppertal gegen Kinderarmut vorgehen. Die Mitarbeiterinnen sprechen dabei gezielt potenziell Hilfebedürftige an und geben ihnen Tipps zur Jobsuche. Ein Ortsbesuch von t-online.de-Autor Ulrich Brüne.

Rita kommt aus Nigeria. Seit zwei Jahren lebt sie mit ihren beiden Kindern in Oberbarmen in Wuppertal. Und Rita braucht Hilfe. Zwar hat ihr Freund zwischenzeitlich die Vaterschaft ihrer jetzt sieben Monate alten Tochter anerkannt, doch der Mann lebt jetzt in Italien. Nun aber braucht das Wuppertaler Standesamt von Rita noch weitere Unterlagen, um den Fall endgültig abschließen zu können.

Für die 36-Jährige, die kaum Deutsch spricht, ein echtes Problem. Darum ist sie an diesem Nachmittag ins "Berliner Plätzchen" gekommen. Hier in der Berliner Straße 173 beraten Mitarbeiterinnen des Projekts "Power" seit Dezember 2018 zweimal in der Woche alleinerziehende oder erwerbslose Mütter aus den Wuppertaler Vierteln Wichlinghausen, Oberbarmen sowie Hilgershöhe. Das Projekt ist eine Initiative des Wuppertaler Sozialträgers GESA und des Jobcenters.

Ein Job als Sicherheit für die Kinder

Durch Armut, Arbeitslosigkeit und einen hohen Migrantenanteil sind Wichlinghausen und Oberbarmen besonders von sozialen Problemen betroffen. "Jedes dritte Kind lebt in einer Einelternfamilie", beschreibt GESA-Fachbereichsleiterin Vanessa Scharmansky die Situation.

Das bedeutet: "Hat die Mutter keinen Job, steigt das Armutsrisiko für Kinder deutlich", erläutert Jasna Grünwald, die zusammen mit ihrer Kollegin Kiriakoula Kinigopoulou das Projekt vor Ort betreut. "Eine erwerbstätige Mutter ist immer ein Sicherheitsfaktor für die Kinder", so Grünwald.

Den Armutskreislauf durchbrechen

Und hier setzt das Projekt "Power" an: In Einzelberatungen können Frauen über ihre Probleme sprechen und Strategien entwickeln, um mit Trennung, alltäglichen Herausforderungen oder der Suche nach einem neuen Job besser klarzukommen.

Wie kann meine Zukunft aussehen? Wie entwickle ich eine Perspektive? Wie finde ich einen Job? "Auf all diese Fragen wollen wir gemeinsam Antworten finden", so Grünwald. Mithilfe von Trainings, Workshops und Coachings versuchen die pädagogischen Mitarbeiterinnen die Ursachen und Folgen des Armutskreislaufs zu durchbrechen. Im Mittelpunkt steht dabei "die Stärkung der Selbstorganisation", die persönliche Beratung und Begleitung sowie die gezielte Information über Berufs- und Qualifizierungsangebote.

Bei der Suche nach beruflichen Perspektiven sei es besonders wichtig, Frauen mit Migrationshintergrund Systemkenntnisse zu vermitteln. "Das Recht auf einen Kindergartenplatz und das dreigliedrige Schulsystem sind häufig Neuland für die Frauen", erläutert Vanessa Scharmansky.

Workshops sollen Selbstsicherheit vermitteln

"Aber auch die Stärkung von Kompetenzen wie Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und Problemlösungsstrategien erhöhen die Erwerbschancen", sagt sie. Oftmals sei in ihrem Heimatland die Berufstätigkeit der Frau ausgeschlossen. "Auch hier helfen wir, alte Strukturen zu durchbrechen", so Scharmansky, "oder wir müssen ihnen erst einmal vermitteln, welchen Wert sie auf dem Arbeitsmarkt haben und welche Kompetenzen sie bereits mitbringen."

Auch um die Kinder kümmert sich das Projekt. So werden für Jugendliche und junge Erwachsene zum Beispiel Zukunftsworkshops angeboten, "um Selbstsicherheit und Perspektiven im Übergang zur Ausbildung oder zum Studium zu vermitteln", so Kiriakoula Kinigopoulou.

Um auch jene zu erreichen, die von sich aus keine Beratungsstelle aufsuchen würden, gehen die Mitarbeiterinnen aktiv auf Frauen zu und bieten etwa vor Kindergärten, Schulen oder Supermärkten Hilfe an. Wenn es sehr gut läuft, können sich die Frauen sogar selbst zu Quartierslotsinnen ausbilden lassen.

So treffen sich zurzeit bereits sechs Frauen einmal im Monat zum Lotsenstammtisch. "Wir wollen dazu beitragen, dass Armut sich nicht vererbt und den Kindern bessere Chancen mit auf den Weg geben", betont Projektmitarbeiterin Jasna Grünwald.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen vor Ort
  • Vanessa Scharmansky
  • Gespräch mit Jasna Grünwald
  • Gespräch mit Rita
  • Gespräch mit Kiriakoula Kinigopoulou
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