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Wuppertal-Kolumne: Nach dem Sturm ist vor dem Sturm


Kolumne "Scheuges Talfahrt"
Nach dem Sturm ist vor dem Sturm


Aktualisiert am 21.02.2020Lesedauer: 3 Min.
Meinung
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Wuppertal von oben: Kabarettist Jürgen Scheugenpflug kennt die Gepflogenheiten der Stadt in- und auswendig.Vergrößern des Bildes
Wuppertal von oben: Kabarettist Jürgen Scheugenpflug kennt die Gepflogenheiten der Stadt in- und auswendig. (Quelle: Westend61/Moritz Körschgen/imago-images-bilder)

Für t-online.de schreibt der in Wuppertal legendäre Kabarettist Jürgen Scheugenpflug exklusiv die Kolumne "Scheuges Talfahrt". Diesmal Thema: die seltsamen Machenschaften um ein Einkaufsparadies in Remscheid.

Endlich tritt nach den Stürmen "Sabine" und "Victoria" ein bisschen Ruhe ein im Tal. Wobei die Stürme weit weniger angerichtet haben als beispielsweise der Leiter des Wuppertaler Rechtsamtes. So wurde am Montag dieser Woche bekannt, dass der Herr R., wohl wie ein drittklassiger Hütchenspieler, Gutachten geändert haben soll, die den Streit über das geplante Einkaufsparadies in Remscheid eher hätten beenden können.

So jedenfalls lassen sich "hochkarätige" Politiker mehr oder weniger glaubhaft ein. Und sind echauffiert. Natürlich nicht ganz zu Unrecht, denn so was tut man nicht. Aber wer hat es denn eigentlich aufgedeckt? Genau, die Grünen. Sie haben sich die entsprechenden Akten schicken lassen und mal bei einem lauwarmen Gewürztee nachgeschaut.

Und nach dem Studium übereinstimmend festgestellt: Potz Blitz, da ist doch einiges im Argen! Und nicht nur einiges, sondern eine ganze Menge. Da stellt sich die Frage: Warum haben nur die Grünen recherchiert? Haben die anderen kein Interesse daran? Denn keiner der "Hochkarätigen", so steht zu lesen, hatte auch nur die mindeste Ahnung. Also bis hierher eigentlich alles wie immer.

Welche Schäden hinterlässt der Rechtsverdreher

Nun ist aber der Herr R. leider krank geworden und wird erst im März wieder im Dienst erwartet. Dann, aber auch erst dann, wird man ihn dazu eventuell beiläufig befragen. Jetzt hat er genügend Zeit, sich was Schönes auszudenken. Zum Beispiel, warum er im November 2019 völlig unerwartet während einer Ratssitzung plötzlich das Podium im Ratssaal verlassen hatte und auf der Zuschauerbank Platz nahm.

War das damals Protest oder gar ein Hilferuf? Oder einfach nur unverschämt? Jedenfalls ist die Montagsmeldung vorsichtshalber am Dienstag schon wieder aus der Presse verschwunden. Und das noch vor dem Aschermittwoch. Fast so schnell wie das Sturmtief "Victoria". Die Frage wird bleiben, wer von beiden, "Victoria" oder der Rechtsverdreher, größere Schäden hinterlässt.

Erst mal Karneval feiern

Aber jetzt ist erst mal Karneval. Ja, auch im pietistischen Tal gibt es diese Form der Brauchtumspflege. Wenn auch anders als in Kölle oder Düsseldorf. Im Bergischen gilt für die tollen Tage nicht das Motto: arbeitsam, fromm und humorlos, sondern ausgelassen, sturztrunken und immer eine Handbreit Luft zwischen Asphalt und Kinn.

Nur leider ist die Prinzessin gerade zurückgetreten. Christin Kemsies habe ihren Rücktritt erklärt, weil ihr Kind unter ihrer häufigen Abwesenheit durch die große Anzahl der Auftrittsterminen gelitten habe. Sie wolle das Wohl des Kindes nicht ernsthaft gefährden. Das kann man gut verstehen, denn "wenn die Möhnen sich einen dröhnen, wird dem OB der Schlips geklaut".

Da gibt es Dinge, die man einem Kind gern ersparen möchte. Alle anderen feiern jetzt. Und da zum Feiern auch der Abtransport der abgestürzten Jecken gehört, haben die WSW diesmal ausreichend Busse präpariert. Da kann man sich mit der Happy Hour – oder dem EinfachWeiterTicket – bequem die Überreste des geschundenen Kadavers gen Heimat chauffieren lassen. Dank WSW lässt sich also an den wilden Tagen unbeschwert tanzen und torkeln. Für alle anderen gilt: Am Aschermittwoch ist wieder alles vorbei. Wuppdika.

Jürgen Scheugenpflug ist seit 1989 als Kabarettist, Moderator, Autor, Sänger und Kolumnist tätig. 2007 rief er die "Bergische Akademie für Kabarett & Comedy" ins Leben. Aktuell ist er Leiter der bundesweiten Comedyserie "Comedy im Bett" und als künstlerischer Leiter der Kleinkunstbühne "Schatzkiste" in Wuppertals Nachbarstadt Remscheid tätig.

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