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Kot und Dreck im Bahnhof | Wie das Taubenproblem in Wuppertal gelöst werden könnte


Kot und Dreck im Bahnhof
Wie das Taubenproblem in Wuppertal gelöst werden könnte


18.03.2020Lesedauer: 3 Min.
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Eine Taube sitze auf einer Anzeigetafel in Wuppertal: Die Tiere lassen sich von den Spikes nicht abschrecken.Vergrößern des Bildes
Eine Taube sitze auf einer Anzeigetafel in Wuppertal: Die Tiere lassen sich von den Spikes nicht abschrecken. (Quelle: privat)

Ihr Image ist nicht das beste, ihre Lobby in der Bevölkerung eher klein. Stadttauben stoßen auch in Wuppertal auf wenig Sympathie. Doch ein Verein setzt sich für die Vögel ein.

Tauben sorgen in vielen Städten häufig für Probleme. Erst jüngst sorgte in Wuppertal eine vermeintliche Tierfreundin für Schlagzeilen, weil sie mit ihrem säckeweise ausgeschüttetem Vogelfutter eine Rattenplage in der Nachbarschaft zu einer Kindertagesstätte auslöste (t-online.de berichtete). Doch es gibt auch Menschen, die sich für die Tiere einsetzen.

Petra Laskowski mag eigentlich lieber Katzen, doch auch für die Tauben der Stadt schlägt ihr Herz. Die pensionierte Laborantin ist Vorsitzende des Fördervereins Stadttauben und geht nach eigener Aussage Klinken putzen für die Vögel. Sie setzt sich schon seit Jahren für ein besseres Miteinander zwischen Mensch und Taube ein, bemüht sich um Spendengelder für die Tiere. Auf etwa 8.000 schätzt die 66-Jährige die aktuelle Zahl der Stadttauben in Wuppertal. Ein Großteil davon kämpft jeden Tag ums Überleben, schlägt sich mit nicht artgerechtem Futter aus Essensresten von Menschenhand durch und sorgt so für matschige Kot-Hinterlassenschaften.

Taubenhäuser geben Vögeln ein zu Hause

Gut 1.000 Vögel haben aber inzwischen dank der beiden seit 2012 bestehenden Taubenhäuser im Elberfeld Rathaus und in Oberbarmen ein festes Zuhause und verfügen über artgerechtes Körnerfutter und Pflege. "Tauben sind recht intelligente Tiere, sie sind sehr standorttreu. Wenn sie einmal im Taubenhaus angekommen sind, verbringen sie dort die größte Zeit des Tages mit dem Brüten oder Fressen", sagt Petra Laskowski.

Und damit sind sie unter Kontrolle von Menschenhand. Denn verantwortlich für die Taubenhäuser zeichnet das Wuppertaler Wichernhaus. Ein bezahlter Mitarbeiter kümmert sich jeden Tag um die Tiere, tauscht die echten gegen Gipseier aus, kratzt den kugeligen Kot zusammen, füllt die Futtertröge auf und wechselt das Wasser. Der Eiaustausch sei das Wichtigste, das Futter Mittel zum Zweck, so Laskowski.

Über 17.000 Eier seien seit 2012 entnommen, 26.500 Kilogramm an Kot entsorgt worden. Taubenschützer, Wichernhaus und Stadt sind sich einig: Die Taubenhäuser haben sich bewährt. "Am Neumarkt sieht man so gut wie keine Tauben mehr, seit es das Taubenhaus im Rathaus gibt", sagt Laskowski. "Im Elberfelder Stadtbild kommen sie kaum noch vor. Ich würde mir wünschen, dass dies in Form von Spendengeldern seitens von Geschäftsinhabern und Hausbesitzern honoriert wird."

Viele Tauben am Hauptbahnhof

Anders ist die Situation am Hauptbahnhof. Dort nisten zahlreiche Tiere über den Bahnsteigen oder auf Gebäudesimsen. Dabei lassen sie sich auch nicht von Abwehrmaßnahmen wie Spikes oder Netzen abhalten, wie Laskowski festgestellt hat. Als sinnlos erachtet sie auch die von der Stadt engagierten Falkner, die erst jüngst wieder Wüstenbussarde aufsteigen ließen, um die Tauben rund um den Bahnhof zu verscheuchen.

9.000 Euro lässt sich die Stadt die Falkner nach Angaben eines Sprechers kosten. "Das ist eine elendige Quälerei für die Tauben. Nach fast drei Jahren Einsatz von Wüstenbussarden sollten unsere Stadtverordneten endlich einsehen, dass der Einsatz von Wüstenbussarden zur Taubenvergrämung nicht zur gewünschten Reduzierung der Stadttauben am Bahnhofsvorplatz/ Primark/ Gelände der Deutschen Bahn geführt hat", sagt Laskowski. Der gegenteilige Effekt sei eingetreten. Die Tauben als standorttreue Vögel würden unter den ihnen zusetzenden Bedingungen letzte Kraftreserven zur Arterhaltung mobilisieren und trotz baulicher Abwehrmaßnahmen zu sogenannten Stressbrütern.

Tierschützer wollen mehr Taubenhäuser

Zusammen mit anderen Taubenschützern plädiert Petra Laskowski nun für ein weiteres Taubenhaus am Hauptbahnhof. Im Internet gibt es eine entsprechende Petition, die sich an Oberbürgermeister Andreas Mucke richtet und die bislang von 1.200 Menschen unterstützt wurde.

Der Stadtsprecher erteilt derweil dem Wunsch eine Absage. "Stadt und Bahn planen kein neues Taubenhaus am Hauptbahnhof. Ein solches müsste 30 Quadratmeter groß sein, dafür ist kein Platz vorhanden." Die Stadt setze weiter auf den Falkner, um die Tauben zu vergrämen. Entscheiden muss nun die Politik. Die Grünen wollen Ende April einen entsprechenden Antrag für ein drittes Taubenhaus stellen.

Aktuell sorgt aber das Coronavirus auch bei den Taubenschützern für tiefe Sorgenfalten. Denn sollten die Helfer für die Taubenhäuser nicht mehr Zutritt zu den Gebäuden erhalten und die Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln eingeschränkt werden, ist auch diese Arbeit in Gefahr.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Stadtsprecher
  • Gespräch mit Petra Laskowski
  • Eigene Recherchen
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