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Wuppertal-Kolumne "Scheuges Talfahrt": Wenn es nicht läuft, schwebt auch nichts


Kolumne "Scheuges Talfahrt"
Wenn es nicht läuft, schwebt auch nichts


09.10.2020Lesedauer: 3 Min.
Meinung
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Wuppertal von oben: Kabarettist Jürgen Scheugenpflug kennt die Gepflogenheiten der Stadt in- und auswendig.Vergrößern des Bildes
Wuppertal von oben: Kabarettist Jürgen Scheugenpflug kennt die Gepflogenheiten der Stadt in- und auswendig. (Quelle: Westend61/Moritz Körschgen/imago-images-bilder)

Für t-online schreibt der Wuppertaler Kabarettist Jürgen Scheugenpflug exklusiv die Kolumne "Scheuges Talfahrt". Diesmalige Themen: Schwebebahn-Schäden, die Tourismusbranche und Bargeld-Engpässe bei der Sparkasse.

Die Liste der Pleiten, Pech und Pannen im Tal ist lang. Sehr lang sogar. Sieht man sich nur die Schwebebahn an. Na ja, ansehen ist ein eher seltenes Vergnügen geworden. Nur an Wochenenden schwebt vereinzelt die eine oder andere (mit oder ohne Mundschutz), die noch verkehrstüchtig ist, über die Wupper. Nun aber gibt es endlich Klärung: das Schmiersystem soll nicht einwandfrei funktionieren, rutschte es einem Sprecher der WSW raus.

Na also, geht doch. Aber wie genau darf man das verstehen? Ist das System verstopft? Oder hat man vergessen, Schmiermittel nachzufüllen? Ist das ein Konstruktionsfehler oder einfach nur Schlamperei? Doch wer jetzt Hoffnung hatte, dass das Problem einfach so abgestellt werden könnte, wurde direkt wieder enttäuscht. Denn, so teilte der Sprecher noch mit, es könne noch weitere Ursachen geben.

Und die sind ausgesprochen nachvollziehbar. Genau, Corona ist nämlich schuld. Weil zu wenige Menschen mit der Schwebebahn unterwegs waren, hing diese schräg und hat das Metall verschoben. Meine naiven Fragen lauten: Haben sich die wenigen Fahrgäste nur auf eine Seite gesetzt? Hat keiner auf der anderen Seite gestanden? Sitzt der Fahrer auch genau mittig? Wurden keine Gewichtskontrollen durchgeführt? Und was war vor Corona? Fragen über Fragen, nur keine Antworten. Wie sagte doch Loriot so nett: "Es ist der Reiz des Lebens, dass man nicht alles für selbstverständlich hält, sondern noch bereit ist, sich zu wundern".

"Wuppertal und die Schwebebahn" macht Schluss

Obendrein will der Betreiber der hochinteressanten Facebook-Fanseite "Wuppertal und die Schwebebahn" seine Seite löschen. Auch er hat den Glauben an das Verkehrsmittel verloren, von dem er offenbar weit mehr versteht als die zuständigen Herren der WSW (deren Wahlspruch: "ich guck dann mal weg"). Das Ergebnis exzessiver und kollektiver Verwirrung bei den Verantwortlichen der WSW erträgt der Bürger eng gedrängt in Bussen des Ersatzverkehrs.

Ein anderes Thema ist die Krise im Hotel-und Gaststättengewerbe. Die Zahl der Touristen ist aufgrund der Corona-Krise in Wuppertal um 46 Prozent eingebrochen, stellte die zuständige Gewerkschaft fest. Hier hat die Geschäftsführerin der Gewerkschaft NGG, im Gegensatz zur Schwebebahnkrise, eine formschöne Lösung. Man solle die Zeit doch nutzen, die in Kurzarbeit befindlichen ca. 5.600 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen weiterzuqualifizieren.

Arbeitslos – doch unter anderem Namen

Von der Küchenhilfe zur Köchin, vom Restaurantfachmann zum Hotelfachmann. Oder Frau. Das klingt doch super. Dann sind die Mitarbeiter zwar immer noch in Kurzarbeit, heißen aber anders. Und sind trotzdem am Ende der Kurzarbeit arbeitslos, dann aber mit anderen Berufsgruppenschlüsseln. Nur Zayde Torun, die Gewerkschafterin, die diese geniale Idee hatte, ist weiterhin vollzeitbeschäftigt. Verrückte Welt.

Und jetzt das noch: Die Sparkasse und ich haben etwas gemeinsam. Wir beklagen Bargeld-Engpässe. Bei der Sparkasse nicht etwa, weil alle Automaten gesprengt wurden. Nein, schuld sind die anderen. Im vorliegenden Fall gibt es Schwierigkeiten bei dem externen Dienstleister, der das Geld nicht transportiert. "Wir arbeiten mit Hochdruck an einer Lösung", so Sparkassensprecher Florian Baumhove, und entschuldigt sich freundlich für die Unannehmlichkeiten. Das ist sehr nett und äußerst beruhigend. Übrigens sind EINZAHLUNGEN laut Sparkasse uneingeschränkt möglich – und aufgrund der aktuellen Situation ausdrücklich erwünscht. Genau wie bei mir und deshalb schließe ich mich dem Appell unbedingt an.

Zum Schluss noch was Schönes. Seit der OB-Stichwahl regnet es fast jeden Tag. Da ist sicher die Freude bei den Grünen und den Bäumen grenzenlos. Aber das war ja auch so versprochen, oder?

Jürgen Scheugenpflug ist seit 1989 als Kabarettist, Moderator, Autor, Sänger und Kolumnist tätig. 2007 rief er die "Bergische Akademie für Kabarett & Comedy" ins Leben. Aktuell ist er Leiter der bundesweiten Comedy-Serie "Comedy im Bett" und als künstlerischer Leiter der Kleinkunstbühne "Schatzkiste" in Wuppertals Nachbarstadt Remscheid tätig.

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