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Wuppertal-Kolumne "Scheuges Talfahrt": Schul-Desaster in der Verwaltung


Kolumne "Scheuges Talfahrt"
Schul-Desaster auf dem Kirmesplatz der Verwaltung


15.01.2021Lesedauer: 3 Min.
Meinung
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Jürgen Scheugenpflug lehnt sich gegen eine Statue: Der Kabarettist kennt die Gepflogenheiten von Wuppertal in- und auswendig.Vergrößern des Bildes
Jürgen Scheugenpflug lehnt sich gegen eine Statue: Der Kabarettist kennt die Gepflogenheiten von Wuppertal in- und auswendig. (Quelle: Uli Kopka)

Für t-online schreibt der Wuppertaler Kabarettist Jürgen Scheugenpflug exklusiv die Kolumne "Scheuges Talfahrt". Thema diesmal: Das Chaos um ein Ausweichquartier für zwei Schulen.

Kaum ist das Jahr 2021 angebrochen, bricht einiges schon wieder komplett zusammen. Denn wenn man denkt, man denkt, dann denkt man nur, man denkt. So auch bei der Frage, warum es nicht möglich sein soll, ein Ausweichquartier für die Schüler des Ganztagsgymnasiums Johannes Rau und die Gesamtschule Else Lasker-Schüler zu finden, deren Behausungen menschenwürdig saniert werden sollen.

Denn wenn keine Lösung gefunden wird, müssen die Schüler in Kürze unter freiem Himmel lernen. Weil es aus sicherheitstechnischen Gründen nicht möglich ist, das Gebäude auf der Hardt zu nutzen, sucht man seitens der Stadt "händeringend" und von den Vorkommnissen völlig überrascht eine andere Möglichkeit. Die gäbe es zwar, aber verständlicherweise möchten der "königliche Stadthalter" und seine "treuen Untertanen" den Carnaper Platz nicht mit pubertären Gymnasiasten verunstalten.

Carnaper Platz als Ausweichquartier verworfen

Allein deswegen nicht, weil er unzweifelhaft alle Voraussetzungen für eine gute Lösung bietet. Super Verkehrsanbindung, ausreichend befestigte und große Fläche. Alles vom Feinsten. Aber viel lieber hält Dr. Slawig einen riesigen Platz für gelegentliche Veranstaltungen und als Parkplatz vor. Das ist in etwa so, als wäre die Unihalle nur für gelegentliche Turnübungen des Cronenberger Gesangsvereins oder für das Ablegen der Prüfung zum Sportabzeichen für Verwaltungsmitglieder 50+ da. Geduscht wird dann allerdings zu Hause.

Interessant und gleichermaßen absurd ist indes, dass gerade der Grünen-Vorzeigepolitiker und jetzige Bürovorsteher des OB, Marc Schulz, vehement gegen eine andere Nutzung des Carnaper Platzes votiert. Lieber Kirmes und Autoparkplatz, als Container für schulpflichtige Kinder? Karl Kraus sagte einmal: "Die stärkste Kraft reicht nicht an die Energie heran, mit der manch einer seine Schwäche verteidigt." So isset, Herr Schulz und ihr Rotter Bürgerverein. Einmal falsch beschlossen hat immer Bestand.

Weit weniger erstaunlich ist, dass die Mehrheit des Rates der Stadt dieses Spiel mitspielt. Sie können es halt nicht besser. Und, als Gipfel des Ganzen wollen alle oben genannten mit großer Mehrheit das Gebäude der Pädagogischen Akademie abreißen statt es zu sanieren. Und das, obwohl offensichtlich absehbar ist, dass man damit Geld verbrennt, von dem gar nicht so viel da ist. Tradition ist halt eine feste Größe im Tal und leider gibt es noch so viele ähnliche Beispiele. Aber vielleicht bekommt dieses Thema noch so eben die Kurve, denn der Abriss ist vorerst gestoppt.

Unschuldige werden vorgeschickt

Völlig unseriös ist, dass man dann Unschuldige vorschickt, um die Versäumnisse zu erklären. In diesem Falle Mirja Montag, die für das Gebäudemanagement der Stadt, GMW, gestand, dass es da "gewisse Versäumnisse" gab. So hatte man unter anderem wohl vergessen, eine bauartbezogene Genehmigung für mehrgeschossigen Containerbau zu beantragen. Und man ist bei der GMW von falschen Preisgrundlagen für die Container ausgegangen. Sonst nichts. Wir, die Bürger, müssen davon ausgehen, dass bei der GMW vorrangig Vollblutamateure ihre Dienstzeit absitzen. Sonst nichts. Und wir Bürger müssen dieses Debakel und deren Verursacher natürlich bezahlen.

Da wollen wir uns freuen, dass sich – und das kommt seit seiner Wahl gar nicht mehr so oft vor – OB Sausewind einbringt. "Wir werden neue Lösungen für die Ersatzunterbringung der Schulen finden müssen." Darauf wäre nun wirklich keiner gekommen. Und dann setzt er noch einen drauf: "Wir müssen sicherstellen, wie diese Prozesse künftig besser gestaltet werden können." Ja, das müssen sie sicher, Herr Prof. Schneidewind. Und den betroffenen Schulen erklären, warum so viele Unfähige bei der Stadt beschäftigt sind. Denn systemrelevant ist von denen ganz sicher keiner, Ehrenwort.

Jürgen Scheugenpflug ist seit 1989 als Kabarettist, Moderator, Autor, Sänger und Kolumnist tätig. 2007 rief er die "Bergische Akademie für Kabarett & Comedy" ins Leben. Aktuell ist er Leiter der bundesweiten Comedy-Serie "Comedy im Bett" und als künstlerischer Leiter der Kleinkunstbühne "Schatzkiste" in Wuppertals Nachbarstadt Remscheid tätig.

Die in Gastbeiträgen geäußerten Ansichten geben die Meinung der Autoren wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der t-online-Redaktion.

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