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Wuppertal-Kolumne "Scheuges Talfahrt": Die Pannenserie der Schwebebahn


Kolumne "Scheuges Talfahrt"
Die Pannenserie der Wuppertaler Schwebebahn will nicht enden


12.02.2021Lesedauer: 3 Min.
Meinung
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Jürgen Scheugenpflug lehnt sich gegen eine Statue: Der Kabarettist kennt die Gepflogenheiten von Wuppertal in- und auswendig.Vergrößern des Bildes
Jürgen Scheugenpflug lehnt sich gegen eine Statue: Der Kabarettist kennt die Gepflogenheiten von Wuppertal in- und auswendig. (Quelle: Uli Kopka)

Für t-online schreibt der Wuppertaler Kabarettist Jürgen Scheugenpflug exklusiv die Kolumne "Scheuges Talfahrt". Thema diesmal: Die Pannenserie der Wuppertal Schwebebahn will nicht enden.

Wenn du denkst, es kann mitten im Lockdown nicht mehr schlimmer werden, kommt Tristan. Tristan ist nicht etwa ein alter Kumpel, der nachts sturzbetrunken anruft, weil er den Frühjahrs-Blues hat. Nein, in diesem Falle handelte es sich um das Tief Tristan, das in Zusammenarbeit mit Hoch Gisela für winterliche Wettererscheinungen gesorgt hat. So nennt sich das im Fachjargon. Dieses Phänomen war von den zuständigen Wetterfröschen ausgiebig angedroht worden. Dennoch – oder gerade deshalb – schlug es am vergangenen Wochenende erbarmungslos zu und brachte bittere Kälte, Schnee und Eis. Nicht ganz ungewöhnlich für die Jahreszeit, denn es ist ja Winter.

Schwebebahn blieb stecken

Im Vergleich zu anderen Regionen in NRW hat Wuppertal aber gar nicht so schlecht abgeschnitten. Während man im Münsterland statt Schnee zu schippen Schützengräben zog, zeigte sich der Wintereinbruch im Tal gnädig. Trotzdem waren die Folgen dieses Wetterchaos verheerend, denn das Wahrzeichen Wuppertals, unsere geliebte Schwebebahn, blieb mal wieder auf offener Strecke stehen. Warum? Nun, die Schienen waren derart vereist, dass an schweben nicht mehr zu denken war.

Der Sprecher der WSW ließ sich mit dem Satz zitieren: "Es ist kein Problem der neuen Technik." Aha, so ist das. Normalerweise schickt man vor dem regulären Betrieb einen unbemannten/unbefrauten Schneezug zum Testen. Diesmal aber nicht. Argument des ausnehmend empathischen WSW-Sprechers: "Der Test-Zug wäre wegen des Eises auch steckengeblieben. Nur eben ohne Menschen." So mussten dann nach einer Stunde Überlebenstraining sechs schockgefrorene Fahrgäste über eine Drehleiter gerettet werden. Die schöne Nachricht: Verletzt wurde gottlob keiner. Ob die vereisten Fahrgäste zum Trost von den WSW einen Sperrholz-Bausatz der Schwebebahn (für normalerweise 13,95 €) gratis erhalten haben, ist nicht überliefert. Ich jedenfalls habe vorsichtshalber meine Schwebebahn im Glas mit Schneegestöber nicht mehr berührt. Man weiß ja nie ...

Schwebebahn fährt nicht mehr im Berufsverkehr

Etwas anders hätte es übrigens ausgesehen, würde die Schwebebahn, wie anno dazumal, auch noch zum Berufsverkehr eingesetzt. Eine solche Rettungsaktion mit 50 Fahrgästen (darunter zwei Rollstuhlfahrer, drei Mütter mit Kinderwagen und ein Lude mit Bitbull-Terrier) bei 10 Grad minus wäre sicher richtig gut angekommen. Aber die Gefahr besteht schon seit vielen Monaten nicht mehr und ist künftig nicht in Sicht.

Bleiben wir aber noch einen kurzen Augenblick beim leidigen Thema Schwebebahn. Der WSW-Vorstandsvorsitzende Markus Hilkenbach hat noch vorigen Mittwoch anlässlich der "Politischen Runde" der VHS die große Bedeutung des schwebenden Verkehrsmittels herausgestellt. Mit dem launigen Satz: "Sie hat ihre Historie, sie jetzt auch in die moderne Mobilität mit aufzunehmen, ist eine wichtige Aufgabe." Ja sicher, Herr Hilkenbach, aber welch hohle Phrase ist das denn? Wäre das nicht schon lange ihre Aufgabe gewesen? Wie lassen sich all die eklatanten Pannen erklären, die sich in der letzten Zeit rund um die Schwebebahn ergeben haben?

Aber wenn es schon um leere Satzhülsen geht, schlage ich jetzt mal was zum Thema innovative Werbeslogans vor: "Sicher war sie immer, denn fahren tut sie nimmer." Lustig, oder? Und wem dies gefällt, dem gefällt auch das: "Willst du vom Loh nach Sonnborn fahren, bist sicher du dir schnell im Klaren, schweb niemals mit der Schwebebahn, denn leider kommt sie selten an." Und vielleicht noch einen für ihren Pressesprecher Holger Stephan beim nächsten Totalschaden: "Wenn Du nach einer guten Stunde, befreit bist dank der Feuerwehr, dann feier das in froher Runde, denn besser wird es nimmermehr." So geht das. Nur solche Sätze machen wirklich Hoffnung auf eine bessere Zeit, Ehrenwort.

Jürgen Scheugenpflug ist seit 1989 als Kabarettist, Moderator, Autor, Sänger und Kolumnist tätig. 2007 rief er die "Bergische Akademie für Kabarett & Comedy" ins Leben. Aktuell ist er Leiter der bundesweiten Comedy-Serie "Comedy im Bett" und als künstlerischer Leiter der Kleinkunstbühne "Schatzkiste" in Wuppertals Nachbarstadt Remscheid tätig.

Die in Gastbeiträgen geäußerten Ansichten geben die Meinung der Autoren wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der t-online-Redaktion.

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