Ein Kommentar von Michael Glang
Dieser Auftritt von Christoph Harting bei Olympia 2016 wird in Erinnerung bleiben. Nach seinem sensationellen Sieg im Diskuswerfen legte der 25-Jährige bei der Siegerehrung eine seltsame Show hin. Er schunkelte während der Hymne, pfiff mit und verschränkte die Arme. Viele halten das für peinlich und deplatziert. An sich ist es aber nur erfrischend anders.
Hartings Verhalten war auf jeden Fall ungewöhnlich, ungebührlich war es nicht. Wie er später zu Protokoll gab, habe ihn die Situation einfach überfordert. Zu sehen war das schon während der Hymne, als er ungläubig den Kopf schüttelte.
Und trotzdem lässt sich kein despektierliches Verhalten gegenüber der Konkurrenz erkennen. Im Gegenteil: Bei der Ehrung der Silber- und Bronzemedaillengewinner klatschte er euphorisch Beifall. Zugegeben: Es sah ein wenig albern aus, kam aber von Herzen. Danach gratulierte er Piotr Malachowski und Daniel Jasinski herzlich. Respektlosigkeit oder Arroganz sehen anders aus.
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Dass Harting die Interviewanfrage von ZDF-Mann Norbert König barsch abbügelte, war dagegen ein Fehler. Jemandem, der bislang nicht so sehr im Rampenlicht gestanden hat, sei dieser aber zugestanden.
Im Sport wird von der Öffentlichkeit häufig das Fehlen echter Typen bemängelt. Verhält sich dann jemand mal nicht stromlinienförmig, ist es auch nicht recht. Selbst aus dem Deutschen Olympischen Sportbund und dem Deutschen Leichtathletik-Verband hagelt es Kritik. Dabei sollten doch gerade die Offiziellen froh sein, dass ihr Sport so in den Fokus rückt.
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Natürlich muss man nicht mögen, wie sich Harting aufgeführt hat. Aber in olympischen Krisenzeiten rund um die Dopingaffäre Russlands daraus einen Eklat zu stricken, ist schlichtweg Unsinn. Die Harting-Show ist vielmehr ein Grund zur Freude. Weil jemand, der aufgrund der Ungläubigkeit über die eigene Leistung kurzfristig vermeintlich den Verstand verliert, vor allem eins ist: sympathisch.