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Edelmann: "Frenzel ist der Kombinierer mit dem größten Potenzial"


Klartext von Ex-Kollege Edelmann
"Frenzel ist der Kombinierer mit dem größten Potenzial"

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Ein Interview von Alexander Kohne

Aktualisiert am 13.02.2018Lesedauer: 4 Min.
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Nordische Kombinierer: Tino Edelmann (r.) traut dem deutschen Team um Fabian Rießle, Eric Frenzel und Johannes Rydzek (v. l.) bei den Olympischen Spielen mehrere Medaillen zu.Vergrößern des Bildes
Nordische Kombinierer: Tino Edelmann (r.) traut dem deutschen Team um Fabian Rießle, Eric Frenzel und Johannes Rydzek (v. l.) bei den Olympischen Spielen mehrere Medaillen zu. (Quelle: imago-images-bilder)

Eigentlich sind die Nordischen Kombinierer um Deutschlands Fahnenträger Eric Frenzel echte Medaillengaranten. Im Weltcup hakte es zuletzt aber. Ex-Kollege Tino Edelmann hat dennoch hohe Erwartungen.

2010 gewann Tino Edelmann an der Seite von Eric Frenzel und Johannes Rydzek Olympia-Bronze in der Nordischen Kombination. Obwohl der 32-Jährige seine Karriere mittlerweile beendet hat, kennt er die deutschen Stars wie kaum ein Zweiter. Im Interview verdeutlicht Edelmann, warum mit dem Team trotz zuletzt durchwachsener Leistungen zu rechnen ist und spricht über einen ganz besonderen Olympia-Song.

t-online.de: Herr Edelmann, bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Pyeongchang hat Eric Frenzel die deutsche Fahne getragen – als erster Kombinierer seit 1980. Ist das eher Last oder zusätzliche Motivation für ihn?

Tino Edelmann: Das war eine sehr große Ehre. Eric hat das sehr genossen, das hat man gesehen – und sich dafür natürlich auch freiwillig gemeldet. (lacht) Aber eigentlich wollte er nicht so früh nach Korea fliegen. Von daher ist sein Ablauf eventuell ein bisschen gestört. Aber weil zwischen Eröffnungsfeier und erstem Wettkampf einige Tage Zeit waren, wird er das gut verkraften können. Meines Wissens war das auch seine erste Eröffnungsfeier – denn in Vancouver und Sotschi haben wir am nächsten Tag trainiert. Natürlich ist das auch für unsere Sportart toll. Wir haben lange ein Randdasein gefristet und es ist schön zu sehen, dass sich die Wahrnehmung positiv verändert.

Was erwarten Sie sportlich von ihm in Pyeongchang?

Sehr viel. Ohne ihm jetzt Druck machen zu wollen, aber – auch wenn er sich in diesem Jahr noch nicht so oft weit vorne platzieren konnte – ist er sicherlich der Kombinierer mit dem größten Potenzial. Eric springt wahnsinnig gut und ist auch läuferisch in der Lage, Topzeiten hinzulegen. Während dieser Saison hat er ein bisschen mit seinem Material experimentiert, vertraut jetzt wieder dem alten Setup, was zuletzt wieder besser funktioniert hat. Als fünfmaligem Gesamtweltcup-Sieger ist mit Eric auf jeden Fall zu rechnen.

Im Weltcup läuft es für Frenzel bisher durchwachsen (8. Platz). Die Leistungen der deutschen Kombinierer sind in dieser Saison insgesamt eher schwankend. Im Vorjahr haben sie 21 von 23 Weltcup-Rennen gewonnen – nun vier von 15. Die Dominanz ist dahin. Woran liegt das?

Die vergangene Saison ist einfach überproportional gut gelaufen. Das kam durch eine Kombination aus guter Arbeit beim deutschen Team und Fehlern bei den anderen wie Norwegen und Österreich. Die haben sich besonders beim Springen verunsichern lassen. Aber dass es nicht so weitergeht, war irgendwo klar. In diesem Jahr ist das Feld wieder zusammengerückt. Und auch, wenn zuletzt nicht alles funktioniert hat, sind die Deutschen keinesfalls abzuschreiben. Bis auf den jungen Vinzenz Geiger kennen die Jungs die Situation, dass bis Olympia nicht alles optimal funktioniert hat – aber dann hat es meistens gut hingehauen.

Wie lautet Ihre Olympia-Prognose? Wie viele Medaillen holen die deutschen Athleten?

Drei Medaillen sind auf jeden Fall drin. Im Teamwettbewerb ist ganz klar Gold das Ziel. Und in den beiden Einzelwettbewerben ist jeweils eine Medaille drin – ob durch Eric, Johannes Rydzek oder Fabian Rießle. Und natürlich ist der junge Vinzenz Geiger nicht zu vergessen, der überraschend konstant vorne mitmischt.

Wer sind deren ärgste Konkurrenten?

Der Weltcup-Führende Akito Watabe aus Japan wird in den Einzelwettbewerben sehr schwer zu schlagen sein. Er springt sehr stark und ist klarer Favorit. Aber auch die Norweger Jan Schmid, Joergen Graabak und Espen Andersen sind gut im Rhythmus. Vergessen darf man da auch nicht die Finnen mit Eero Hirvonen und Ilkka Herola – für die sehe ich zumindest Außenseiterchancen.

Apropos Außenseiterchancen. Der erst 20-jährige Geiger überraschte beim letzten Weltcup in Seefeld mit einem vierten Platz. Könnte ihm bei den Olympischen Spielen der große Durchbruch gelingen?

Auf jeden Fall. Er springt im Moment sehr stark. Die Kleinschanze wird ihm wohl nicht so liegen, ich sehe seine Chancen besonders auf der Großschanze – weil diese besseren Springern immer entgegenkommt. Und: Vinzenz ist taktisch ein Fuchs. Von ihm als 20-Jährigem wird nicht erwartet, Führungsarbeit zu leisten. Außerdem hat er einen guten Schlussspurt. Im Weltcup hat er sich einige Male 9,5 Kilometer hinten drangehangen und ist am Ende plötzlich nach vorne gezogen.

Sie sind sehr musikalisch, haben mit anderen Kombinierern unter dem Bandnamen "The Telemarkers" das Lied "Für den einen Moment" aufgenommen. Wie würde der Titel Ihres Olympia-Songs lauten?

Puh, der müsste passenderweise auf Koreanisch sein. (lacht) Aber wenn wir mal im Englischen bleiben, würde ich vorschlagen: Entertain me. Aber da können mich die Jungs gerne überraschen.

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Sie waren 2010 in Vancouver und 2014 in Sotschi bei Olympischen Spielen dabei: Liegt der Fokus der Athleten ausschließlich auf den eigenen Aufgaben, oder hat man auch die Zeit, das olympische Flair zu genießen?

In Vancouver haben wir im Olympischen Dorf gewohnt. Das konnte man schon genießen. Da hatten wir zwischen unseren Wettkämpfen ein paar Tage Zeit und haben auch andere Sportarten verfolgt. Da hat man dieses Flair gespürt, von dem oft die Rede ist – beispielsweise beim Abendessen, als ich neben dem US-amerikanischen Snowboard-Star Shaun White gesessen habe. In Sotschi war das leider etwas anders, da haben wir schon eher für uns gewohnt und nicht im Olympischen Dorf. Da war man voll fokussiert auf seine eigenen Wettkämpfe und hat sonst wenig anderes gesehen.

Und jetzt in Pyeongchang: Mit dem Korea-Konflikt, der Doping-Problematik um russische Athleten, der fortschreitenden Kommerzialisierung oder der Abholzung Tausender Bäume für die alpinen Skistrecken…

… Es ist einfach schade, was da mit der Natur gemacht wurde. Das war auch in Sotschi nicht schön. Da habe ich mich schon gefragt: Muss aus einem Berg ein Tal gemacht werden, nur damit die Spiele dort stattfinden können. Und auch die Vergabe der nächsten Spiele nach Peking, keinem ausgemachten Wintersportzentrum: Das wirft schon einen Schatten auf die ganze Geschichte. Da entscheiden im Grunde einige graue Eminenzen von ihrem Schreibtisch aus, wo die Spiele stattfinden. Es ist schade, dass es diese Entwicklung nimmt. Man könnte vielleicht mal einen Schritt zurückgehen und nicht immer nur expandieren – in jeglicher Hinsicht. Natürlich müssen sich die Dinge weiterentwickeln. Es wäre aber schön, die Spiele an einem Ort zu haben, der wintersportlich ein bisschen Tradition hat.

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