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"Mariupolis 2" – Ukraine-Doku in Cannes: Schreckensbilder aus dem Kriegsgebiet


Ukraine-Film "Mariupolis 2"
Bilder, die unter die Haut gehen

Von Aliki Rettig, Cannes

Aktualisiert am 21.05.2022Lesedauer: 2 Min.
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Doku über Schicksal von Mariupol: Der Regisseur bezahlte die Dreharbeiten mit dem Leben, seine Frau erzählt im Video von ihrem traumatischen Erlebnis vor Ort. (Quelle: Glomex)

Die Stadt Mariupol wurde in den vergangenen Wochen zu einem Symbol für die Gräuel des Ukraine-Krieges. Nun ist beim Filmfest Cannes eine Dokumentation aus der umkämpften Stadt zu sehen.

Es war ein gefährliches Unterfangen – und tatsächlich endeten die Dreharbeiten für Mantas Kvedaravicius in der Ukraine tödlich. Der litauische Regisseur war im März für seinen Film nach Mariupol gereist. Nur wenige Wochen später wurde er von russischen Soldaten erschossen. Seine Dokumentation wurde trotzdem fertiggestellt und feierte jetzt beim Filmfest Cannes Premiere.

Die Belagerung des Stahlwerks in Mariupol, die vielen Schwerverletzten: All das beschäftigte in den vergangenen Wochen auch bei uns viele Menschen. Wie aber erging es den Bewohnerinnen und Bewohnern der Hafenstadt? Einen kleinen Einblick gibt die Dokumentation "Mariupolis 2".


Von Anfang an ist man mitten im Kriegsalltag dabei. Ständig sind Schüsse und Raketen zu hören, Einschläge bringen die Umgebung zum Beben, viele Häuser sind zerstört, die Straßen meist menschenleer. Nur ein paar Bewohnerinnen und Bewohner sind noch geblieben und haben Zuflucht gefunden in einer Kirche, wo sie alle zusammen ausharren, kochen, beten.

Täglich konfrontiert mit Ausnahmesituation und Schreckensbildern

Regisseur Mantas Kvedaravicius, der schon 2016 einen Dokumentarfilm in Mariupol gedreht hatte, beobachtet das Geschehen in einem Viertel der Stadt mit seiner Kamera. Er fängt die Zerstörung ein und die Anspannung der Menschen. Denn das, was sie seit dem Angriff Russlands erleben, konfrontiert sie jeden Tag mit einer Ausnahmesituation und vor allem mit Schreckensbildern.

Wenn ein Mann erzählt, wie sein Nachbar durch die Wucht eines Angriffes auf sein Dach geschleudert wurde und dort tagelang liegenblieb, kann man sich kaum vorstellen, wie er das Erlebte verarbeiten kann. Zwei andere Männer räumen scheinbar völlig gefasst eine Leiche zur Seite, um an den dahinterstehenden Generator zu kommen.

Ein weiterer Mann allerdings kann die Tränen nicht zurückhalten. Seine Frau ist tot, das Haus zerstört. Er selbst ist schwer krank und muss sich allein um ein kleines Mädchen kümmern. Seine Verzweiflung ist deutlich spürbar.

Momente wie diese berühren und gehen unter die Haut, bleiben allerdings auch eher die Ausnahme in "Mariupolis 2". Stattdessen konzentrierte sich Kvedaravicius bei seinen Aufnahmen mehr darauf, den Alltag der Menschen zu dokumentieren und Bilder aus der umkämpften Stadt einzufangen.

"Es war der Himmel in der Hölle"

Seine Dreharbeiten konnte Regisseur Kvedaravicius nicht mehr beenden – er wurde Ende März von russischen Soldaten gefangengenommen und erschossen. Seine Verlobte Hanna Bilobrova, die mit ihm vor Ort war, rettete das Material allerdings, schnitt es schnell zu einem Film zusammen und brachte das Werk für ein Special Screening nach Cannes. "Es ist essenziell, (den Film) zu zeigen, deswegen haben wir ihn mit ins Programm genommen", erklärte das Filmfestival.

Obwohl Kvedaravicius und Co-Regisseurin Bilobrova wenig einordnen und damit einige Fragen offen bleiben: Die Dokumentation ist trotzdem ein wichtiges Zeugnis dieses Krieges. "Wissen Sie, was das Außergewöhnlichste an Mariupol ist?", heißt es in den Produktionsnotizen zum Film. "Keiner der Bewohner fürchtete den Tod, selbst als er da war. (…) Menschen unterstützten einander unter Lebensgefahr. (…) Es war der Himmel in der Hölle."

Verwendete Quellen
  • Screening von "Mariupolis 2"
  • eigene Beobachtungen
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