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Thomas M. Stein zum Echo: "Eine Wiederbelebung war unmöglich"


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Thomas M. Stein: "Eine Wiederbelebung war unmöglich"

MeinungEin Gastkommentar von Thomas M. Stein

25.04.2018Lesedauer: 2 Min.
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Der Echo wird nach dem Skandal um die Rapper Kollegah und Farid Bang abgeschafft. Richtig ist: Der Preis war nicht mehr zu retten! Im Grundsatz ist die Entscheidung trotzdem falsch. Ein Gastkommentar von Thomas M. Stein.

In den letzten Wochen ist so viel Porzellan zerbrochen, dass eine Wiederbelebung schwierig gewesen wäre. Solange die handelnden Personen im Bundesverband der Deutschen Musikindustrie die selben sind, wird sich nicht viel ändern. Und genau die haben die Fehler gemacht, die jetzt zum Ende des Echos geführt haben. Auch der neue Musikpreis wird nichts anderes sein als ein entschärfter Echo oder eine entschärfte Musikveranstaltung mit angeschlossener Preisverleihung.

Der Echo wurde unter anderem ins Leben gerufen, weil die Musikindustrie mit Stolz zeigen wollte, was sie über Jahre hinweg im Bereich des Künstleraufbaus geleistet hat. Deswegen feierte der Echo die Künstler, die sich im vorangegangenen Jahr am besten verkauft haben. Wie will man das nun ändern, wenn man keine andere Bewertungsgrundlage hat? Die Bewertungsgrundlage sind in erster Linie Verkaufszahlen. Diese rekrutieren sich zwar mittlerweile mehr durch Streamingdienste und die Downloads, aber auch immer noch durch die Anzahl der verkauften CDs.

Dem Kind einen neuen Namen geben

Was wäre jetzt also ein Preis, der auf Verkaufszahlen beruht und neu ins Leben gerufen wird? Nichts anders als der Echo! Man kann dem Kind einen anderen Namen geben, das Wesen des Preises wird man nicht ändern können: Es wird um das Ergebnis von Arbeitsleistung in der Musikindustrie gehen. Wenn man all diesen Menschen den Preis wegnimmt, entzieht man ihnen die Grundlage, auf etwas stolz zu sein, was sie geschaffen haben. Ganz gleich ob Künstler, Produzent, Verleger, Manager und viele mehr.

Thomas Michael Stein wurde am 28. Februar 1949 in Stuttgart geboren. Stein war als Musikpromoter und TV-Redakteur tätig, bevor er in die Schallplattenbranche wechselte und u. a. als Geschäftsführer bei der Bertelsmann Music Group Europe arbeitete. Von 1990 bis 2000 war er Vorsitzender des Bundesverbandes der deutschen Musikindustrie und entwickelte den Echo als einer von fünf Geschäftsführern mit. Einem größeren Publikum wurde der 69-Jährige als Juror in den ersten zwei Staffeln von "Deutschland sucht den Superstar" sowie als regelmäßiger Gast bei "Die ultimative Chartshow" bekannt.

Vom Ethik-Beirat hat sich niemand gemeldet

In den letzten Wochen hat sich niemand aus dem sogenannten Ethik-Beirat gemeldet. Da stellt sich natürlich die Frage: Wer war denn der Beirat? Wenn das geheim bleibt, steht weiterhin ein großes Fragezeichen über der ganzen Geschichte. Bei anderen Preisen ist es anders, von der Goldenen Kamera ist bis zum Bambi: Da gibt es eine Jury und die steht zu dem, was sie gesagt hat. Die können Entscheidungen auch argumentieren und wissen, warum sie etwas gemacht haben, auch wenn sie dafür möglicherweise angegriffen werden. Beim Echo gab es dagegen nur eine anonyme Masse. Unabhängig davon war der Echo ein sehr kostenintensives Unterfangen der Musikindustrie.

Wir sind nicht mehr die Handelnden

Alle, die den Echo mitgegründet haben, erinnern sich, wie wir ihn vorsichtig aufgebaut und drei, vier Jahre gewartet haben, bis wir ins Fernsehen gegangen sind. Heute sind wir wahrscheinlich gleichermaßen enttäuscht. Diejenigen, die jetzt in der Verantwortung sind, haben sich hoffentlich Gedanken gemacht. Ich bin gespannt, mit welchen Innovationen wir rechnen dürfen.

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