Die anderen heirateten, ich war der Sexiest Popstar Alive
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Sie waren die Lieblingsband von Prinzessin Diana, Vorreiter der New Wave, verkauften Millionen Alben und prΓ€gten das Stilbild der 80er-Jahre: Duran Duran. Bassist John Taylor, der einst zum "Sexiest Popstar Alive" gekΓΌrt wurde, erinnert sich im t-online-Interview an diese wilde Zeit.
"A View to Kill", "Girls on Film", "The Reflex" oder die Nummer-1-Single "The Wild Boys" machten aus der kleinen New-Wave-Band Duran Duran, die sich 1978 im englischen Birmingham grΓΌndete, eine der grΓΆΓten Popbands der 80er-Jahre. Mit Schulterpolstern, schillernden Outfits und aufwendigen Frisuren wurden sie zu den Posterboys der damaligen Popkultur.
40 Jahre nach ihrem selbst betitelten DebΓΌt gibt es die Band noch immer mit denselben Musikern wie damals. Einzig Gitarrist Andy Taylor ist seit 2006 nicht mehr dabei. Doch Friede, Freude, Eierkuchen herrscht auch bei diesen gealterten Popstars nicht immer, wie Bassist und GrΓΌndungsmitglied Nigel John Taylor im Interview mit t-online verrΓ€t.
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"Wir sind nicht miteinander verheiratet"
"Wir brauchen Pausen voneinander, weil wir starke PersΓΆnlichkeiten sind", so der Musiker im Zoom-Call mit t-online, welcher ihn im Basketballtrikot und mit gelber Baseballcap auf seiner Couch zeigt. Ein Kontrast zu den bis heute stylischen Bandfotos. "Wir sind immerhin nicht miteinander verheiratet. Es ist eine Partnerschaft, die nicht viele Menschen verstehen kΓΆnnen. Aber um diese frisch zu halten, benΓΆtigt es Pausen. Wir kennen uns immerhin weit ΓΌber 40 Jahre."
Oft drifte man auseinander, der Kontakt sei dann etwas lose, aber irgendwie kommen die TeenieschwΓ€rme der 80er-Jahre immer wieder zusammen. "Wir hΓ€ngen nicht miteinander ab. Wir arbeiten miteinander! Es ist eine Beziehung, die sich alle paar Jahre erneuert, wenn wir wieder an neuer Musik schreiben." 40 Jahre nach "Duran Duran", der ersten LP der Briten, erscheint mit "Future Past" jetzt sogar ein neues Album. Solch eine erfolgreiche Karriere haben nicht viele Kollegen von damals vorzuweisen. "Vielen hat die Disziplin gefehlt", lautet das Urteil des Bassisten ΓΌber viele 80er-Gruppen, die in der Versenkung verschwunden sind.
John Taylor war der "Wild Boy" wΓ€hrend der 80er Jahre
"Die 80er waren wild", resΓΌmiert Taylor ΓΌber die Dekade, die ihn zum Star machte. "Diese Zeiten waren ein HeidenspaΓ. Ich hatte vorher nicht einmal einen Reisepass und dann waren wir ΓΌberall. In Amerika, in Japan, in Europa. Zu Beginn waren wir eine Gang, einfach beste Freunde, die zusammen Musik gemacht haben. Auf einmal wollte jeder mit uns sprechen und abhΓ€ngen. Man lud uns ein, wollte uns eine tolle Zeit bescheren. Und ja, das war toll!"
Bereits mit den ersten Singles wie "Planet Earth" und "Girls on Film" β ΓΌbrigens ein Lieblingssong von Prinzessin Diana β konnte man 1981 im UK beachtliche Erfolge feiern, zΓ€hlte durch die schillernden Bandfotos, die rΓΌckblickend jedem 80er-Klischee wΓΌrdig sind, zu den Vorreitern von New Wave und New Romantics. SpΓ€ter folgten dann auch die groΓen Erfolge in den USA und in Deutschland. Mit "The Wild Boys" konnte man 1984 sogar Platz 1 der deutschen Singlecharts erklimmen.
"Es lief wirklich super. Als wir 'Wild Boys' aufnahmen, wurden wir belagert. Um ins Studio zu kommen, musste ich mich fast durch eine Menschenmenge kΓ€mpfen", erinnert sich der heute 61-JΓ€hrige. "Sogar vor meinem Haus lungerten stΓ€ndig Fans herum. Sie haben nonstop gerufen oder gesungen. Keine Ahnung, wie ich 1984 auch nur eine Minute schlafen konnte."
Der Schlafentzug lag vielleicht auch daran, dass Taylor das Partytier der Band war, wie er heute zugibt: "Die anderen haben geheiratet, grΓΌndeten Familien oder legten sich Haustiere zu. Ich war nur am Feiern und brauchte den Adrenalinrausch, den dieser Ruhm mit sich brachte." Immerhin trat er 1986 selbst vor den Altar, heiratete das dΓ€nische Model RenΓ©e Simonsen. Das Paar lieΓ sich 1989 scheiden. Mittlerweile ist Taylor seit 1999 mit der frΓΌheren Schauspielerin und Unternehmerin Gela Nash verheiratet, die er 1996 kennenlernte.
"Sexiest Popstar Alive? Bedeutungslos!"
Selbst zum "Sexiest Popstar Alive" wurde er in den 80ern gewΓ€hlt. "Puh, dieser Titel ... was bedeutet das letztlich?", gibt Taylor sich nachdenklich. "Ich wΓ€re damals lieber zum besten Bassisten gekΓΌrt worden. Aber dafΓΌr hielt ich mich allerdings nie. Der heiΓeste Bassist zu sein, ist als Musiker bedeutungslos und darin steckt eine Eitelkeit, die ich nicht hatte."
Duran Duran leben noch immer von Glanz und Glorie, die die 80er-Jahre mit sich brachten. VerΓΆffentlichten alle paar Jahre kontinuierlich neue Alben. Doch 40 Jahre PopgeschΓ€ft haben Taylor auch eines gelehrt: "Ich glaube, dass Erfolg Menschen, denen wichtig ist, was andere ΓΌber sie sagen, nicht guttut. Man muss verdammt robust sein, um das durchzuhalten."
Er selbst habe im Grunde nur Musik machen wollen, seit er David Bowie oder Roxy Music in den 70er-Jahren live gesehen hat. Der Ruhm, das Geld und die Aufmerksamkeit verΓ€nderten alles.
Und dann sagten einige Leute plΓΆtzlich, dass Duran Duran Geschichte wΓ€ren. "Wir mussten die zweite HΓ€lfte der 80er-Jahre kΓ€mpfen. Nach all dem Erfolg! Es gab Leute, die meinten, wir sollten uns echte Jobs suchen. Wir dachten uns 'Fuck, no!' und haben einfach weitergemacht." Na, dann auf in die nΓ€chste Dekade Duran Duran.
- Eigenes Interview mit John Taylor