Neuer Filter auf Tiktok: "Das kann Spuren auf der Seele hinterlassen"
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Ein aktueller Social-Media-Trend ist der TikTok-Filter "Bold Glamour" Er verspricht perfektes Aussehen. Was aber machen solche Filter mit Jugendlichen?
Wer seine Fotos in der Zeit vor Smartphones und Social Media verschΓΆnern wollte, musste sich mit technischen Werkzeugen wie Photoshop auskennen. Heute gibt es auf Social-Media-Plattformen eine groΓe Auswahl an Filtern. Mit nur wenigen Klicks kΓΆnnen Nutzer ihr Aussehen auf Fotos verΓ€ndern, Pickel retuschieren oder sich eine gesΓΌndere Hautfarbe verpassen.
Der aktuelle Trendsetter unter den Beauty-Filtern ist "Bold Glamour" auf TikTok. Bisher wurden ΓΌber 15 Millionen Videos mit diesem Filter auf der Plattform verΓΆffentlicht, darunter auch Clips der Rapperin und DSDS-Jurorin Katja Krasavice. Der Filter passt Gesichter dem (derzeitigen) SchΓΆnheitsideal an: groΓe Lippen, Katzenaugen, eine schmalere Nase, perfektes Make-up und makellose Haut.
Doch welche Auswirkungen haben solche Trends auf Kinder und Teenager, die nicht selten von Selbstwertproblemen geplagt sind?
MedienpΓ€dagogin: "Es kann Spuren auf der Seele hinterlassen"
Die MedienpΓ€dagogin Kristin Langer vom Ratgebeportal "SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht." warnt vor den Folgen, die solche Filter fΓΌr die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen haben kΓΆnnen. "Kinder und Heranwachsende suchen noch nach ihrer IdentitΓ€t und vergleichen sich daher stΓ€ndig mit anderen β seien es Gleichaltrige oder Stars", sagt Langer im GesprΓ€ch mit t-online. GrundsΓ€tzlich sei das ein normales Verhalten. Doch durch die enorme Masse an VergleichsmΓΆglichkeiten in den sozialen Medien kann das zum Problem werden.
Denn es gebe eine Art "AufwΓ€rtsvergleich": Man vergleicht sich mit Personen, die es besser haben β mehr Geld, ein besseres Aussehen. Langer zufolge kann diese Art von Vergleichen negative Konsequenzen haben: "Es kann Spuren auf der Seele hinterlassen".
Kinder und Jugendliche kΓΆnnen durch stΓ€ndige AufwΓ€rtsvergleiche das GefΓΌhl entwickeln, nicht genug zu sein, und ein niedriges SelbstwertgefΓΌhl bekommen, gerade in der PubertΓ€t, wo sich der KΓΆrper verΓ€ndert und einem fremd werden kann.
Wie kΓΆnnen Eltern oder Erziehungsberechtigte helfen?
Jugendliche lassen sich nicht immer sofort anmerken, wenn es ihnen nicht gut geht. Medienpsychologin Langer empfiehlt, Filter gemeinsam auszuprobieren β allerdings im privaten Rahmen: "Man muss die Ergebnisse nicht ΓΆffentlich machen". So kΓΆnnen Eltern in einem geschΓΌtzten Rahmen auch beobachten, was solche Filter bei dem eigenen Kind bewirken: Provozieren sie eine positive oder eher negative Reaktion?
Digitale Anlaufstellen fΓΌr Eltern und Kinder
"SCHAU HIN!" ist eine Initiative, die Familien bei der Medienerziehung unterstΓΌtzt
Joooport berΓ€t Kinder und Jugendliche zu Themen rund um das Internet (auch zu SchΓΆnheitsidealen auf Tiktok und Co.!)
Handysektor bietet News, Tipps und Tricks zum digitalen Alltag
Eltern sollten mit Kindern regelmΓ€Γig ΓΌber Medien reden
Fangen Kinder oder Jugendliche an, sich mit anderen zu vergleichen, sollten Eltern sich bewusst sein, dass sie diese Entwicklung auch mitgestalten kΓΆnnen, so Langer." Eltern kΓΆnnten dann SchΓΆnheitsideale hinterfragen und ihren Kindern erklΓ€ren, dass SchΓΆnheitsbilder im Internet auf Unwahrheiten β sprich Filtern oder anderer Manipulation β aufbauen.
"Ich plΓ€diere dafΓΌr, dass Eltern mit ihren Kindern regelmΓ€Γig ΓΌber Medien sprechen", so Langer, "denn Medien und DigitalitΓ€t bestimmen unseren Alltag sehr, sehr umfassend." Fehlt Eltern Expertise bei diesen Themen, kΓΆnnen sie ihre Medienkompetenz auf diversen Plattformen gezielt verbessern und schulen. Auch fΓΌr Kinder gibt es solche InformationsmΓΆglichkeiten (siehe Infobox).