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Interview mit Karriereportal Edition F: Guter Inhalt wird gekauft


Interview mit Susann Hoffmann
Warum Männer und Frauen im Job anders ticken

t-online, Helge Denker

13.04.2017Lesedauer: 8 Min.
Susann Hoffmann, Mit-Gründerinnen von Edition F.Vergrößern des BildesSusann Hoffmann, eine der beiden Gründerinnen von Edition F, in Berlin. (Quelle: Robert Kern)
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"Edition F" ist ein erfolgreiches Online-Magazin für berufstätige Frauen. Im Interview mit t-online.de spricht Mit-Gründerin Susann Hoffmann über Karrieren, Geld für Online-Inhalte und warum sie kein Facebook für Frauen machen will.

t-online.de: Warum macht Ihr eine Job-Webseite nur für Frauen?

Susann Hoffmann: Nur für Frauen würde ich gar nicht sagen. Aber wir haben natürlich einen weiblicheren Fokus. Das hängt zum einen damit zusammen, dass Frauen einfach ein bisschen anders auf Bewerbungen zugehen und Jobs anders entdecken. Ganz oft ist es so: die klassische Stellenanzeige hat zehn Bullet-Points. Da stehen dann alle möglichen Anforderungen und Männer denken so: "Ja, alles klar. Das kann ich zur Hälfte, aber den Rest, den schaff ich." Und Frauen auf der andren Seite denken so: "Ah, nee, das erfülle ich nicht." Die bewerben sich nicht. Wir wollen Unternehmen ein Stück weit an die Hand nehmen und einfach sagen, wenn ihr das ein bisschen anders macht, dann könnt ihr auch mehr weibliche Bewerbungen generieren. Das heißt aber auch, dass ihr euch insgesamt ein bisschen öffnen müsstet. Das ist zum einen die Herangehensweise an Text und Bild in einer Stellenanzeige, aber zum anderen natürlich auch auf einer anderen Plattform zu sein als nur in den klassischen großen Stellenanzeigen. Weil wir Unternehmen und tolle Talente miteinander verbinden wollen, machen wir das.

Eine Art Mittlerrolle? Auf einer Seite Unternehmen zu beraten und auf der anderen geeigneten Kandidaten auf eurer Seite zu haben?

Genau. Und denen geben wir mit allen redaktionellen Inhalten auch gute Tipps, wie sie sich dann behaupten können im Bewerbungsgespräch.

Machen Frauen anders Karriere als Männer? Gehen sie anders an Karriereplanung heran?

Ich glaube, Männer sind oft sehr viel strategischer unterwegs. Auch was interne Netzwerke anbelangt im Unternehmen. Wenn man jetzt von einer Konzern- oder Unternehmenskarriere spricht. Frauen, die sich Familie wünschen, haben automatisch eine gewisse Zäsur in ihrem Karriereweg. Darum hängt es immer sehr stark davon ab, in welchem Unternehmen man ist. Wie gut kann man nach einem Jahr zurückkommen oder welche Möglichkeiten gibt es auch vorher, zurückkommen, ohne da einen Karriereknick zu empfinden? Deshalb sind Frauen ganz oft an einem Punkt, an einer Hürde, wo es dann eben nicht mehr so krass weitergeht. Weil man vielleicht auch zwei Herzen in seiner Brust hat: Familie und Karriere. Ich glaube, heute gibt es viele neue Wege zu arbeiten. Und auch als Unternehmen, Mitarbeiter mitzunehmen, zu entwickeln und eben nicht nur über eine kurze Distanz, sondern sehr viel längerfristiger. Und dann macht so ein kleiner Stopp mit einer Familie oder was auch immer kommt, nichts mehr aus. Und da versuchen wir beide Seiten zu ermutigen.

Warum habt Ihr Euch für eine digitale Plattform entschieden? Ihr hättet ja auch eine Frauenzeitschrift machen können.

Ich will auch nicht für Jahr und Tag sagen, dass es niemals Print geben wird. Wir wollen ein digitales Zu Hause sein oder ein täglicher Begleiter. Also ich meine, niemand schleppt immer ein Magazin mit sich rum. Aber auf dem Telefon präsent zu sein, auf Facebook und Co., das ist halt sinnvoll, wenn man nah an Leuten dran sein möchte.

Warum gibt so wenige Job-Themen in Frauenzeitschriften?

Die Frauenzeitschriften, der klassische Zeitschriftenmarkt, operiert immer noch verhältnismäßig stereotyp. Er sprich sozusagen die konsumfreudigen Themen bei Frauen an. Das hängt natürlich auch damit zusammen, dass deren Werbemarkt so aussieht. Die haben halt vor allem Klamottenmarken, Parfums, Beauty und so weiter in ihren Werbekunden, also müssen sie das als Content auch unterbringen, damit sozusagen das Verlangen der Zielgruppe groß ist, diese Produkte auch zu kaufen. Und das ist, glaub ich, nicht so gelernt, da ein Wirtschaftsthema reinzubringen. Ist auch umgekehrt so bei den Wirtschaftskunden sozusagen, dass die nicht so krasse Anzeigen buchen in Frauenmagazinen. Das bedingt sich einmal wirtschaftlich und auf der anderen Seite ist es ein tradiertes Frauenbild, was man dann bedient.

"Edition F" will da anders sein. Wie verdient Ihr Geld? Funktioniert Eurer Geschäftsmodell?

Wir haben drei Standbeine: Das eine ist Native Advertising. Das heißt, wir machen Werbung mit unterschiedlichsten Kunden. Wir splitten das auf in Lifestyle und Business. Business ist für uns auch die Jobbörse, das sind auch Stellenanzeigen. Viel funktioniert auch über Content-Erstellung für Kunden, für ihre Unternehmensprofile bei „Edition F“. Und ansonsten Native Advertising und Editorials, immer klar gekennzeichnet, neue Werbeformen, die keine Banner sind. Und dann verdienen wir Geld über Nutzer. Wir haben jetzt die "Female Future Force". Wir sind gestartet mit Webinaren, wo Nutzer tatsächlich auch bereit sind, für Content Geld zu bezahlen. Und die dritte Seite sind Events. Also Event Sponsoring. Wir machen zwölf Events dieses Jahr. Community-Events und ein Award, das sind Multiplikatoren.

"Edition F" bietet jetzt auch Online-Seminare an. Funktioniert das? Online-Inhalte gegen Bezahlung sind ja eher ein schwieriges Thema.

Wir haben im letzten Jahr schon ausprobiert, wie es funktioniert, dass die Nutzer auch Geld bei uns ausgeben können. Und deswegen haben wir sozusagen eine Soft-Variante mit Webinaren gemacht. Aber das waren immer Live-Termine. Jetzt haben wir die "Female Future Force"-Academy, ein einjähriges Programm, wo jede Woche neue Inhalte kommen. Das Ziel ist, persönlich stärker zu werden, zu wachsen. Coachings überhaupt sich erst einmal ranzuholen. Weil wir gemerkt haben, dass Frauen sich oft viel später erst trauen, auch externe Coaches zu holen, um besser zu werden. Und das ist so ein erster Weg dahin. Und es ist ein alternatives Content-Modell. Wir glauben nicht so sehr da dran, dass es für Artikel funktioniert. Ich glaube, dass es nur für ganz wenige Zeitschriften und Zeitungen digital funktioniert. Wir glauben, dass guter Content es wert ist, gekauft zu werden. Das ist unser Modell. Wir wollen etwas anbieten für die Zielgruppe und wenn die das spannend finden, glauben wir daran, dass die bereit sind, dafür Geld auszugeben.

Habt Ihr Crowdfunding als eine Vorstufe eingeplant, damit Ihr sehen könnt, ob es wirklich genug Leute gibt, die das Thema interessiert?

Ja, mehr oder minder. Wir sprechen mit Leuten, die schon an Webinaren teilgenommen hatten. Und das Feedback war super gut. Aber ich bin vielleicht an dem Tag grade nicht zur Verfügung. Dann kannst du dir eine Aufzeichnung angucken, aber hast nicht richtig den Mehrwert, weil eigentlich der Fokus auf "live" war und nicht auf eine schöne Videoaufnahme. Und deshalb haben wir sozusagen weitergetüftelt. Und jetzt, wenn du so ein neues Projekt stemmen möchtest, dann musst du einfach sagen: okay, wollen die das? Und so eine Stellschraube kann Crowdfunding sein. Und das war es für uns auch.

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War das Crowdfunding so erfolgreich, dass ihr entschieden habt, wir machen das?

Ja, es gibt ja eine Mindestspende, die man da einsetzt. Die war bei 100.000 Euro, die wir dafür brauchen, um es machen zu können. Innerhalb von sieben Tagen haben wir die genommen. Das war super für uns. Und es läuft immer noch super, wir haben jetzt auch noch ein paar Unternehmen, die das für ihre Mitarbeiter gekauft haben. Und das ist natürlich gut für uns. Weil wir jetzt schon sehen, es wächst weiter und reißt nicht ab, es geht weiter. Das Interesse ist weiter groß.

Ist das ein Modell, das sich auf andere Angebote übertragen lässt?

Das Thema Academy lässt sich bis zu einem gewissen Grad übertragen, weil jemand immer für einen bestimmten Bereich Expertise hat. Wenn ich jetzt an ein Manager-Magazin denke, dann geht das mehr in Richtung Führung, Leadership und Kommunikation. Ich glaube, dass man da immer Wege finden kann. Das Thema Weiterbildung muss einfach ein Stück zur Marke passen. Dass man aber Content-Angebote schaffen kann, für die Nutzer bereit sind, die losgelöst vom klassischen redaktionellen Content funktionieren, daran glaube ich unbedingt. Da muss man einfach hinhören, was die Zielgruppe spannend findet. Letzten Endes ist auch eine Konferenz eine Art Content. Und wenn man dann sagt, okay, manche Leute kaufen Tickets, gehen live hin und andere kaufen vielleicht nur ein E-Ticket und hören drei Stunden Sessions zu, ist das auch eine Art von Paid Content.

Wir machen ja auch im Zuge der "Female Future Force"-Academy Offline- Events. Es wird Community-Events in Städten geben und ich glaube, grade für die Community selbst ist es extrem wichtig, sich auch mal zu sehen. Sich auszutauschen und zu wissen: ich sitze da mit mehreren Leuten in einem Boot.

Wenn Du in die Zukunft schaust, fünf bis zehn Jahre. Sitzen wir dann alle am Smartphone und bilden uns weiter, wie wir einen Traumjob finden?

Ich glaube schon, dass das sehr stark in diese Richtung geht. Ich kenne das von mir und das mach ich auch schon ein paar Jahre, dass ich mir gerne TED-Talks angucke. Die sind immer noch recht weit weg von mir, weil das oft so krasse Leute sind, dass ich das zwar inspirierend finde, aber oft nicht so anwendbar. Und trotzdem ist das für mich ein Anfang, in manchen Themen tiefer einzusteigen. Und ich glaube, dass da auf jeden Fall noch viel geht.

Der große Vorteil von „Edition F“ sind zwei Sachen. Das eine ist, wir haben eine starke Community und wir haben eine starke Marke aufgebaut, der Vertrauen geschenkt wird. Wir haben auch schon bewiesen, dass wir ein gewisses inhaltliches Know-how haben und das gewisse Netzwerk. Dadurch, dass wir ein Magazin sind, kommen wir mit ganz tollen Leuten zusammen. Die wir jetzt natürlich auch als Coaches gewinnen können, mit denen wir schon Interviews gemacht haben. Wo man sich ein Stück Vorschusslorbeeren erarbeitet hat. Oder auch Veranstaltungen gemacht hat, wo tolle Leute gesprochen haben. Und das ist die Basis, damit man uns auch abnimmt, dass wir das können.

Wie viele Abos für Webinare braucht ihr, damit ihr zufrieden seid?

Zufrieden ist man ja nie so richtig (lacht). Das ist ja immer das Manko eines Unternehmers. Also wir freuen uns jetzt darüber, dass wir die 100.000 Euro schon mal bekommen haben. Weil es uns das echt möglich macht, das ganze Ding zu stemmen und auf die Straße zu bringen. Natürlich wünschen wir uns, dass ganz viele Frauen davon profitieren. Und das Ziel ist ja auch, dass wir nicht noch weitere Events machen. Nach einem Jahr gibt es vielleicht eine Verlängerung, zehn Sessions zu Leadership oder zu Kommunikation. Unser Weg ist es, die Community zusammenzubringen und nicht einfach ein Membership zu machen, wo man dann sagt: Ihr seht jetzt, wer auf eurer Seite war. Das ist auch spannend, auf jeden Fall. Aber da gibt’s ja auch schon genügend Leute. Und das hat "Studi VZ" ja auch schon hingekriegt. Also machen wir ein bisschen was anderes im Premiumsegment.

Das Ziel, eine Art Facebook für Frauen zu sein, gibt es nicht?

Nein, Facebook für Frauen sind wir nicht. Dafür ist auch die thematische Spannbreite viel zu klein. Aber eine neue Community zu sein, würde ich schon sagen. Und ein Wunsch wäre, es über die deutschen Grenzen, nicht nur nach Österreich und die Schweiz, zu schaffen. Aber da reden wir eher von zehn als fünf Jahren...

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