Ab welchem Alter lohnt sich eine Immobilie?

Bremen (dpa/tmn) - Der Traum vom Eigenheim: Wer jung ist, denkt meist noch nicht daran. Wie auch, wenn man mit Mitte 20 vielleicht erst ein paar Arbeitsjahre hinter sich hat oder nach der UniversitΓ€t am Anfang der Karriere steht. Kein Wunder also, dass ImmobilienkΓ€ufer meist nicht mehr zu den Twens zΓ€hlen.
In der Regel sind KΓ€ufer in Deutschland zwischen 30 und 50 Jahre alt. Das zumindest hat der Finanzdienstleister Dr. Klein auf Grundlage eigener Daten ermittelt. Der Durchschnitt beim ersten Erwerb einer eigenen Immobilie liegt demnach bei 39 Jahren.
Doch muss man wirklich so lange warten, um in die eigenen vier WΓ€nde zu ziehen? Nicht unbedingt, denn wer jung finanziert, hat lΓ€nger etwas von der eigenen Immobilie.
FrΓΌh Eigenkapital aufbauen
Wer nicht bis Ende 30 warten will, sollte sich vorbereiten. Das nΓΆtige Geld mΓΌsse da sein, sagt Thomas Mai von der Verbraucherzentrale Bremen. Will heiΓen: Ohne eigene Mittel geht es nicht. "Als Faustregel gilt ein Eigenkapital von mindestens 20 bis 30 Prozent des Kaufpreises."
Max Herbst von der FMH Finanzberatung rΓ€t deshalb: So frΓΌh wie mΓΆglich anfangen, zu sparen. Eine MΓΆglichkeit fΓΌr junge Verbraucher kΓΆnnen bΓΆrsengehandelte Fonds (ETF) sein. "Da habe ich so gut wie keine GebΓΌhren und bleibe flexibel", erklΓ€rt der Finanzexperte. Auf diese Weise lΓ€sst sich mit ein wenig Weitsicht Eigenkapital aufbauen.
ETFs sind Fonds, die einen Aktienindex nachbilden und damit an dessen Wertentwicklung gekoppelt sind. Da die Kurse an den BΓΆrsen schwanken, sind ETFs vor allem lΓ€ngerfristig interessant. Denn je mehr Zeit Anleger haben, desto geringer ist das Verlustrisiko.
Ein breit gestreutes Aktienportfolio im Deutschen Aktienindex Dax brachte bei einem 20-jΓ€hrigen Anlagehorizont historisch im Mittel 8,9 Prozent Rendite pro Jahr, erklΓ€rt das Deutsche Aktieninstitut (DAI).
Der richtige Zeitpunkt zum Einsteigen
In Zeiten, in denen oft von steigenden Immobilienpreisen und ΓΌberteuerten Mieten die Rede ist, stellt sich fΓΌr viele die Frage: Wann sollte ich in den Markt einsteigen? Wer jetzt baut oder eine Immobilie erwirbt, sollte langfristig denken, findet Sylvie Ernoult vom Bundesverband deutscher Banken. "Angesichts des niedrigen Zinsniveaus sollte man eine langfristige Zinsbindung von mindestens zehn Jahren, besser noch 15 oder 20 Jahren wΓ€hlen."
Das sieht Max Herbst Γ€hnlich: "Je mehr an die Belastungsgrenze finanziert wird, umso lΓ€nger muss die Zinsbindung sein", sagt Herbst. Zwar kosten Kredite mit einer Laufzeit von 15 oder 20 Jahren etwas mehr Zinsen. Aber KΓ€ufer haben die Gewissheit, dass die ZinssΓ€tze sich in dieser Zeit nicht Γ€ndern.
Laut FMH liegt der durchschnittliche Zinssatz fΓΌr Immobilienkredite mit einer Laufzeit von 10 Jahren bei 0,69 Prozent. Bei einer Laufzeit von 15 Jahren zahlen Kunden im Durchschnitt 0,98 Prozent Zinsen, bei 20 Jahren Zinsbindung sind es 1,20 Prozent.
Angebote vergleichen
Entscheiden sich junge KΓ€ufer mit wenig Erspartem dennoch fΓΌr eine Immobilienfinanzierung, sollten sie mit"spitzem Bleistift"rechnen, um ein Scheitern zu verhindern, erklΓ€rt Mai. Die Kreditrate sollte auch bei sinkendem Einkommen problemlos verkraftbar sein, etwa wenn man den Job wechselt oder sich ein Kind ankΓΌndigt.
Um eine passende Finanzierung zu finden, ist es wichtig, Angebote von mehreren Banken einzuholen, erlΓ€utert Ernoult. Als VergleichsgrΓΆΓe dient der effektive Jahreszins. Damit diese Zahl allerdings aussagekrΓ€ftig und vergleichbar ist, sollten die Laufzeiten und Zinsbindungszeiten der unterschiedlichen Angebote gleich sein.
Auch der Finanzierungszeitraum sollte passend gewΓ€hlt werden. "So lange wie die Bank mitmacht", rΓ€t Herbst. Das kΓΆnnten bei jungen Menschen auch bis zu 40 Jahre sein. Wichtig sei, dass man im Immobilienmarkt dabei ist.
Junge ImmobilienkΓ€ufer sollten deshalb nicht auf Biegen und Brechen versuchen, ihr Traumhaus zu finden. Stattdessen kΓΆnne das Objekt auch der aktuellen Lebenslage entsprechen und spΓ€ter einmal verkauft oder vermietet werden.