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Obstbäume einfach und erfolgreich veredeln | Anleitung


Schritt für Schritt
Anleitung: Obstbäume einfach und erfolgreich veredeln


Aktualisiert am 27.03.2024Lesedauer: 4 Min.
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Veredelte Zierkirsche: Bei einigen Gewächsen lohnt sich die Vermehrungstechnik besonders. (Quelle: IMAGO/Zoonar.com/Peter Himmelhuber/imago-images-bilder)

Die Veredelung zählt zu den wichtigsten Arbeiten im Garten. Zumindest für Obstbaum-Besitzer. Was hat es damit auf sich? Und sollten Sie Ihren Apfelbaum auch veredeln?

Sie möchten Ihren Apfelbaum oder Ihren Kirschbaum vermehren, doch über Samen gelingt Ihnen das nicht? Ihnen wächst Ihr Birnenbaum zu sehr in die Höhe, wodurch Ihnen das Ernten schwerfällt? Oder ist Ihr Quittenbaum anfällig für Krankheitserreger? Für all diese Probleme gibt es eine Lösung: die Veredelung.

Warum sollte ich meine Obstbäume veredeln?

Zum einen zum Erhalt der ursprünglichen Obstsorte, zum anderen, um ein Gewächs zu erschaffen, dass die positiven Eigenschaften von zwei verschiedenen Obstbäumen miteinander vereint. Beispielsweise die Widerstandskraft und Wuchsstärke des einen Baumes und die Ertragskraft des anderen.

Besonders bei den selbststerilen Arten wie Apfel, Birne und Kirsche steht der Erhalt im Vordergrund. Denn sie brauchen die Pollen derselben Art, um sich zu vermehren. Sind die entsprechenden Gewächse im näheren Umfeld jedoch nicht vorhanden, muss das Gewächs über die Veredelung vermehrt werden. Veredelung bedeutet in dem Fall quasi klonen.

Bei selbstbefruchtenden Arten, wie beispielsweise dem Weinbergpfirsich, befruchten sich die Blüten eines Baumes gegenseitig. Der Baum kann sich also auch aus eigener Kraft vermehren. Bei der Veredelung dieser Obstbäume steht daher die Optimierung des Gewächses im Vordergrund.

Aprikosen, Pflaumen (Mirabellen, Zwetschgen), Sauerkirsche, Quitte und Pfirsich sind je nach Sorte entweder selbststerile oder selbstbefruchtende Gehölze. Wer sichergehen möchte, sollte diese Gehölze also auch veredeln.

Begriffserklärung

- Das Edelreis: Edelreiser sind unter anderem Triebe. Sie sollten etwa so lang und dick wie ein Bleistift sein. Die Knospen sollten ruhen. Im Idealfall werden Edelreiser im Winter geerntet und im Frühjahr für die Veredelung genutzt. In der Zwischenzeit werden sie im Kühlschrank gelagert.
- Die Unterlage: Der Teil des Baumes, auf dem das Edelreis gesetzt wird, wird Unterlage genannt. Sie stellt die Wurzeln (teilweise mit Stamm) des Obstbaumes dar.

Gemäß Pomologen-Verein e. V. sollte die Stärke der Unterlage bei der Kopulation 5 bis 15 Millimeter betragen, beim Pfropfen 40 bis 60 Millimeter und bei der Okulation 5 bis 15 Millimeter.

Wann ist der beste Zeitpunkt für die Veredelung?

Wann Sie Ihren Obstbaum veredeln, hängt von der gewählten Veredelungsmethode ab – mehr dazu in den jeweiligen Abschnitten. Allgemein wird jedoch das Veredeln im frühen Frühjahr empfohlen – also Ende Februar oder Anfang März, wenn die Temperaturen etwas milder werden.

Wie geht Okulieren?

Besonders bei jungen Unterlagen eignet sich das Okulieren. Bei dieser Veredelungstechnik wird das Edelreis quasi unter die Rinde der Unterlage geschoben, damit sie dort an- und zu einem neuen Trieb herauswächst.

Sie benötigen:

  • eine Unterlage mit kräftigen Trieben
  • ein Edelreis
  • ein scharfes, steriles Messer
  • Veredelungsband

So gehts':

  1. Entfernen Sie mit dem Messer vorsichtig die oberste Rindenschicht von dem Trieb. Ein bis zwei Zentimeter reichen meistens aus.
  2. Stecken Sie das Edelreis unter die Rinde.
  3. Legen Sie die Rinde über das Edelreis.
  4. Bei Bedarf mit einem Veredelungsband umwickeln.

Wann ist die beste Zeit zum Okulieren?

Am besten okulieren Sie Ihre Obstbäume zwischen August und September.

Wie geht Pfropfen?

Pfropfen eignet sich für Obstbäume, die bereits gut im Wuchs sind und stabile Äste tragen. Aber auch, wenn mehrere verschiedene Edelreiser auf einer Unterlage wachsen sollen, sollten Sie zu dieser Vermehrungstechnik greifen.

Sie benötigen:

  • eine Unterlage beziehungsweise Triebe mit drei bis vier ruhenden Knospen
    (Ihre Durchmesser sollten maximal halb so dick wie die Unterlage sein.)
  • eine scharfe, saubere Gartenschere
  • ein scharfes, steriles Messer
  • Veredelungswachs

So geht's:

  1. Nehmen Sie das Edelreis.
  2. Schneiden Sie sein Ende gerade ab.
  3. Sägen Sie den auserwählten Ast von einem Baum (Unterlage) ab.
  4. Schnitzen Sie eine Kerbe quer in die Schnittstelle von dem Teil, der sich noch am Baum befindet. Die Kerbe sollte drei bis fünf Zentimeter tief sein.
  5. Stecken Sie das Edelreis in die Vertiefung.
  6. Versiegeln und befestigen Sie alles mit dem Veredelungswachs.

Bei Bedarf können Sie die Verbindung mit einem Veredelungsgummi fixieren.

Wann ist die beste Zeit zum Pfropfen?

Am besten pfropfen Sie Ihre Bäume zwischen April und Mai. Mit Ausnahme von Kirschen: Sie sollten Ende August gepfropft werden.

Wie geht Kopulieren?

Das Pfropfen wird besonders häufig bei Obstbäumen verwendet – vor allem, wenn ein junger, noch nicht ausgewachsener Stamm mit Wurzelballen als Unterlage dient. Aber auch, wenn der Baum, der als Unterlage dient, relativ dünne Äste hat, kann sich diese Vermehrungstechnik lohnen.

Sie benötigen:

  • eine Unterlage (Stamm mit Wurzelballen)
  • Edelreis (Trieb mit etwa vier ruhenden Knospen)
    Er sollte denselben Durchmesser wie die Unterlage haben.
  • ein scharfes, steriles Messer
  • eine scharfe, desinfizierte Gartenschere
  • Veredelungsband oder -tape

So geht's:

  1. Kürzen Sie die Wurzeln der Unterlage um die Hälfte. Das regt das Wurzelwachstum an.
  2. Kürzen Sie den Stamm bis auf 30 Zentimeter über dem Wurzelansatz.
  3. Schneiden Sie mit dem scharfen Messer das Ende des Edelreises möglichst schräg ab. Der Schnitt sollte fast parallel zum Holz erfolgen. Eine fünf Zentimeter lange Schnittfläche ist ideal. Wichtig ist, dass der Schnitt (Kopulationsschnitt) sauber und nicht ausgefranst ist. Er sollte daher mit einer schnellen Bewegung und einem sehr scharfen Messer durchgeführt werden.
  4. Schneiden Sie das Ende der Unterlagen genauso schräg und sauber ab wie beim Edelreis
  5. Legen Sie die Schnittflächen des Edelreis und der Unterlagen aufeinander.
  6. Fixieren Sie beides mit dem Veredelungsband.
  7. Pflanzen Sie den veredelten Baum ein.
  8. Legen Sie etwas Vlies über das Gewächs, um es vor Wind und Kälte zu schützen.
    Wenn der Baum angewachsen ist, können Sie das Vlies entfernen.

Der Vorteil ist: Das Edelreis wächst senkrecht auf dem Trieb.

Wann ist der beste Zeitpunkt zum Kopulieren?

Je nach Obstbaumsorte eignen sich entweder die Monate Dezember bis März (Winterveredelung) oder Juli bis August (Sommerveredelung). Ausschlaggebend ist unter anderem, zu welchem Zeitpunkt die Bäume Früchte tragen. Kirschen, Pfirsiche und Edelkastanien sollten beispielsweise im Sommer beziehungsweise August oder September veredelt werden. Apfelbäume hingegen eher im März und April.

Wie lange dauert es bis eine Veredelung angewachsen ist?

Das Anwachsen des Edelreis beziehungsweise Edelauges gelingt meist innerhalb weniger Wochen oder Monate. Es kann jedoch ein bis zwei Jahre oder gar länger dauern, ehe Sie erste Erträge ernten können.

Kann man Apfel auf Kirsche veredeln?

Idealerweise verwenden Sie für die Veredelung Gehölze vom selben Typ beziehungsweise derselben Gattung. Dadurch stellen Sie sicher, dass die Unterlage kompatibel mit dem Edelreis ist und das Edelreis gut anwächst und gedeiht. Steinobst und Kernobst können nicht miteinander veredelt werden – also auch kein Kirschbaum mit einem Apfelbaum.

Miteinander veredelt werden können beispielsweise

  • Apfel mit Apfel
    Birne mit Birne
    Kirsche mit Kirsche
    Pflaume mit Pflaume
    Quitte mit Quitte
    und so weiter
  • alle Gehölze derselben Gattung untereinander – beispielsweise Prunus, also Aprikose, Pfirsich, Pflaume, Kirsche, Mandel
  • teilweise artfremde Gehölze wie beispielsweise bei der Gattung Pyrus, also Birne, und Cydonia, also Quitte, Mirabelle etc.

Fazit

Wer einen robusten und ertragreichen Obstbaum haben möchte, sollte die Veredelungstechnik anwenden. Aber auch bei Sorten, die sich nicht selbst vermehren können, ist die Veredelung eine ideale Maßnahme, um mehrere der geliebten Gewächse im Garten zu haben.

Verwendete Quellen
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