Experte erklärt Warum Vogelkot oft Autos und Solaranlagen trifft

Glänzende Flächen auf Autos oder PV-Modulen werden häufig von Vögeln verschmutzt. Eine optische Täuschung ist dafür wohl nicht verantwortlich.
Kaum ist das Auto frisch gewaschen, klebt schon der nächste Klecks Vogelkot auf dem Lack. Auch auf glänzenden Solaranlagen oder frisch geputzten Fenstern sind die Spuren kaum zu übersehen. Kein Wunder, dass sich manche fragen: Koten Vögel gezielt auf solche Flächen?
Einige vermuten, dass Vögel gezielt spiegelnde Flächen ansteuern, weil sie diese möglicherweise mit Wasser verwechseln und als Ort zum Koten nutzen. Doch Martin Rümmler, Referent für Vogelschutz beim NABU, winkt ab: So einfach ist es nicht.
Der "See-Effekt"
Reflektierende Oberflächen wie Autodächer oder Photovoltaik-Module können tatsächlich wie Wasser wirken – zumindest für manche Tiere. Stichwort: polarisiertes Licht. "Das ist vor allem bei Insekten ein Thema", erklärt Rümmler. "Sie nutzen dieses Licht, um Wasserflächen zu erkennen." Auch bei Vögeln sei bekannt, dass sie polarisiertes Licht wahrnehmen – etwa zur Orientierung beim Vogelzug. Doch dass sie spiegelnde Flächen mit Wasser verwechseln und deshalb gezielt dort koten? Dafür gebe es keinerlei Belege.
Vögel verschmutzen einige Autos öfter
Viel wahrscheinlicher ist ein anderer Grund: "Autos stehen oft unter Straßenbäumen – und Bäume sind nun mal beliebte Aufenthaltsorte vieler Vogelarten", sagt der Nabu-Experte. Besonders Ringeltauben, Krähen und Stare nutzen bestimmte Schlafplätze immer wieder. "Wenn ein Vogel dort regelmäßig übernachtet, bleibt es nicht bei einem Klecks."
Außerdem fällt der Kot auf Autolack besonders auf – gerade bei dunklen oder glänzenden Oberflächen. Auf Asphalt, Wiese oder auf Beeten hingegen bleiben die Verschmutzungen oft unbemerkt.
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Vögel lieben Solarmodule
Ähnlich sind laut Rümmler die Verschmutzungen bei Photovoltaik-Anlagen zu erklären: Sie sind meist auf Dächern montiert oder stehen als einzige Struktur in freier Fläche. "Vögel lieben solche erhöhten Sitzplätze", erklärt er. "Sie bieten eine gute Sicht auf Feinde und Beute." Das mache Solarmodule zu Sitzplätzen – die dann entsprechend häufiger bekotet werden.
Machen Vögel ihr Geschäft wirklich lieber über Wasser?
Laut dem Nabu-Experten suchen einige Arten tatsächlich gezielt bestimmte Orte auf, um ihren Kot loszuwerden: "Vor allem brütende Vögel entfernen den Kot ihrer Jungen aus dem Nest – zum Schutz vor Feinden", sagt er. In Wassernähe kann es dabei praktisch sein, wenn Kot im Wasser verschwindet. "Aber Stadtvögel wie Tauben suchen sich nicht extra Wasserflächen dafür aus. Das wäre viel zu aufwendig."
- schirftliches Interview mit Martin Rümmler, Referent für Vogelschutz beim Nabu