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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Gesundheitliche Vorteile Warum Sie öfter fluchen sollten

Stress abbauen durch lautes Schimpfen? Forschungsergebnisse zeigen, dass Fluchen tatsächlich beim Entspannen helfen kann.
Wer viel flucht, ist cholerisch und hat einen hohen Blutdruck – sollte man meinen. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Denn Fluchen kann beruhigen und das Gemüt regulieren. Und es hat sogar noch mehr überraschende Vorteile.
Fluchen reguliert die Emotionen
Laut Wissenschaftlern fluchen Menschen vor allem, um ihre Emotionen – besonders Wut und Frustration – auszudrücken. In verschiedenen Studien zeigte sich, dass das Wiederholen von Schimpfwörtern in Stresssituationen beruhigend wirken kann. Denn dadurch gibt man seinen Emotionen ein Ventil. Die Folge: Stress und Angst werden gemildert.
Eine Reihe von Studien, die in der englischsprachigen wissenschaftlichen Zeitung "Social Psychological and Personality Science" veröffentlicht wurden, legen zudem nahe, dass Menschen, die viel fluchen, ehrlicher und vertrauenswürdiger wirken.
"Manche Menschen glauben, dass Profanität ein Umfeld schaffen kann, in dem sich Menschen verbundener fühlen können", sagt Benjamin Bergen, Professor für Kognitionswissenschaft an der University of California San Diego, im Gespräch mit dem "Time Magazine".
Fluchen hilft bei Kälteschmerz
Doch das Schimpfen liefert nicht nur soziale Vorteile. Wer sich schon mal den Finger einklemmt oder den Zeh an der Bettkante gestoßen hat, hat sich dabei sicher mal beim Fluchen erwischt. Laut einer Studie aus dem Jahr 2009 ist das nicht nur ein Reflex, sondern kann diese Schmerzen sogar lindern.
In der britischen Studie des Psychologen Richard Stephens mussten 67 Probanden ihre Hand so lange wie möglich in Eiswasser halten. Eine Gruppe durfte während des Experiments fluchen, die andere musste die Kälte stumm ertragen. Dabei zeigte sich, dass die fluchende Gruppe ihre Hand bis zu 50 Prozent länger im eisigen Wasser halten konnte und eine deutlich höhere Kälteschmerztoleranz hatte.
Daraus schlossen die Wissenschaftler, dass Fluchen ein vermindertes Schmerzempfinden auslösen kann. Die Idee für das Experiment kam Stephens angeblich im Kreißsaal bei der Geburt seines Kindes.
Laut dem deutschen Neurowissenschaftler Henning Beck zeigt sich zudem, dass Schimpfen beim Sport leistungssteigernd wirken kann. Wenn Menschen sich selbst anfluchen, könnten sie sich so zu einem besseren Ergebnis treiben.
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Fluchende Frauen gelten als anstößig
Oft wird vermutet, dass Frauen seltener fluchen als Männer. Doch laut der englischen Wissenschaftlerin Emma Byrne ist das ein Irrglaube. "Man meint zwar, Frauen würden seltener und weniger Schimpfwörter verwenden als Männer, aber Studien haben gezeigt, dass das nicht der Fall ist", sagt sie im Interview mit National Geographic. Fluchende Frauen würden jedoch oft als anstößig gelten, während Schimpfwörter bei Männern gesellschaftlich akzeptiert wären.
Doch egal, ob Mann oder Frau: Es braucht keine Beleidigungen, um die gesundheitlichen Vorteile zu genießen. Es ist nicht nötig, andere Menschen zu beschimpfen, um Stress und Frustration abzubauen. Die gewünschten Effekte stellen sich laut Henning Beck auch ein, wenn man für sich alleine flucht.
- time.com: "The Surprising Health Benefits of Swearing" (Englisch)
- nationalgeographic.de: "Die Kraft der Schimpfwörter: Warum Fluchen gesund ist"
- rnd.de: "Ist lautes Fluchen ungesund?"
- deutschlandfunknova.de: "Warum Fluchen uns so gut tut"