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Warum so schüchtern? So können Eltern das Selbstvertrauen ihrer Kinder fördern


Warum so schüchtern?
So fördern Eltern das Selbstvertrauen ihrer Kinder

t-online, Nicola Wilbrand-Donzelli

Aktualisiert am 06.03.2015Lesedauer: 4 Min.
Schüchternheit hat viele Gestalten.Vergrößern des BildesSchüchternheit hat viele Gestalten. (Quelle: imago-images-bilder)
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Die meisten Menschen haben in ihrer Kindheit schon mit Schüchternheit ihre Erfahrungen gemacht: Wer kann sich nicht an das mulmige Gefühl erinnern, wenn er vor der Klasse ein Referat halten oder vor der versammelten Familie an Weihnachten ein Gedicht vortragen musste. Nicht selten reagieren Kinder aber schon bei wesentlich geringeren Anlässen ängstlich, wenn sie etwa beim Bäcker eine Bestellung aufgeben oder einen Klassenkameraden wegen einer Verabredung ansprechen wollen. Viele schüchterne Jungs und Mädchen leiden sehr unter ihrer zurückhaltenden Art. Doch es gibt Strategien, mit denen Eltern ihren Kindern helfen können, die Schüchternheit zu überwinden. Das sind die zehn wichtigsten Tipps für mehr Selbstvertrauen.

In unserer leistungsbezogenen Ellenbogengesellschaft sind vor allem Menschen gefragt, die sich behaupten können, selbstbewusst und extrovertiert sind. Deshalb wird Schüchternheit heute eher als charakterlicher Nachteil bewertet. Dass diese Eigenschaft aber ursprünglich nichts Negatives war, wird bei einem Blick auf unsere Urahnen deutlich. Sie waren nämlich ausgeprägt schüchtern. Vorsicht, Zurückhaltung und Skepsis gehörten in grauer Vorzeit zu ihrem Überlebensmechanismus. In Bruchteilen von Sekunden mussten die ersten Menschen bei einer Begegnung oder angesichts einer unbekannten Situation zwischen Freund und Feind beziehungsweise zwischen gefährlich und ungefährlich entscheiden.

Diese Strategie hat im Laufe der Jahrtausende in der Verarbeitung des menschlichen Gehirns besondere Aktivitätsmuster erzeugt. Die Veranlagung zur Schüchternheit gilt deshalb zu einem großen Teil als angeboren. Forscher der Harvard-Universität fanden bei Aufzeichnungen im Kernspintomographen heraus, dass Schüchterne angesichts fremder Menschen oder unbekannter Situationen eine höherer Reizbarkeit der Amygdala besitzen. Dieser sogenannte Mandelkern ist diejenige Stelle im Gehirn, die Angstgefühle, aber auch Abenteuerlust und Mut steuert. Die erhöhte Sensibilität Fremdes als Gefahr zu registrieren und Unbekannten zaghaft aus dem Weg zu gehen, ist also von Geburt an vorhanden und bleibt schüchternen Kindern auch ein Leben lang erhalten.

"Normale" Schüchternheit schon in frühen Kindheitsphasen

Bis zu einem gewissen Grad ist Schüchternheit normal und spielt vor allem in der Kindheit eine wichtige Rolle. Wie ein roter Faden zieht sich diese Eigenschaft durch bestimmte Altersstufen und gehört als normale Verhaltensweise zur Entwicklung eines jungen Menschen: Schon bei den Kleinsten funktioniert die Überlebensstrategie unserer Vorfahren wie eine Art instinktive Kindersicherung: So ist zum Beispiel das Fremdeln typisch für Kinder am Ende des ersten Lebensjahres. Mit diesem scheuen Verhalten intensivieren die Kleinen die Bindung zu Mama und Papa, halten dabei am Vertrauten fest und gehen zu allem Fremden auf Distanz. Im zweiten Lebensjahr schützen sich die Kleinen ebenfalls durch Zurückhaltung. "Nein" ist nun das Lieblingswort, um Abstand zu unbekannten "Gefahrenzonen" zu schaffen. Und jedem Blickkontakt mit weniger vertrauten Menschen wird ausgewichen, indem der Kopf weggedreht oder die Deckung hinter den elterlichen Beinen gesucht wird.

Auch beim Eintritt in den Kindergarten oder beim Wechsel in die Schule haben Kinder besonders große Hemmschwellen zu bewältigen. Das ist nur natürlich, denn dabei werden sie mit einem unbekannten sozialen Umfeld konfrontiert, müssen sich mit der neuen Umgebung arrangieren und Kontakte knüpfen, ohne die Eltern an ihrer Seite. Für viele Kinder ist dies eine echte Herausforderung, sie reagieren ängstlich und zurückhaltend. Doch dies ist noch nicht besorgniserregend, solange es sich nur um eine überschaubare Eingewöhnungsphase handelt.

Wenn die Ängste überhand nehmen

"Unnormal" wird Schüchternheit erst, wenn sie über längere Zeit das Leben beeinträchtigt. Das ist dann der Fall, wenn Ängste in fast allen Lebenslagen Aktivitäten und Selbstinitiative lähmen. Extrem schüchterne Kinder entwickeln dann mehr als andere ein negatives Selbstbewusstsein, weil sie überall Gefahren wittern, auch dort, wo keine sind. So bauen sie unbewusst Mauern auf, die sie alleine nicht mehr überwinden können. Ein Teufelskreis, der nur schwer zu durchbrechen ist und zur Folge hat, dass sich scheue Kinder noch mehr zurückziehen und einigeln.

Schüchternheit hat viele Gesichter

Schüchternheit äußerst sich in vielerlei Gestalt, die Psychologen in drei Kategorien einteilen: Zum einen gibt es die körperliche Reaktion, auf bestimmte "ängstigende" Situationen, die sich durch Erröten, Herzklopfen, erhöhte Lärmempfindlichkeit oder ein flaues Gefühl in der Magengegend äußert. Zum Zweiten gibt es Reaktionen im Sozialverhalten, die durch Gehemmtheit, Unbeholfenheit und Rückzugsverhalten zu erkennen sind. Und zur dritten Kategorie zählen schließlich die sogenannten kognitiven Symptome, die sich durch negative Selbsteinschätzung, Minderwertigkeitsgefühl, Selbstablehnung und eine erhöhte kritische Selbst-Beobachtung auszeichnen.

Nicht nur die Gene spielen eine Rolle

Bei der Ausprägung von Schüchternheit spielen neben den Genen auch Lernprozesse eine Rolle: Psychologische Studien zeigten, dass schüchterne Kinder in der Regel in Familien leben, in denen sich Vater, Mutter oder beide Elternteile eher durch zurückgezogenes und vorsichtiges Verhalten auszeichnen. Doch auch dominante und eloquente Eltern, die die Leistungsbereitschaft ihrer Kinder ständig im Auge haben, können Schüchternheit begünstigten. Denn ohnehin gehemmte Kinder werden durch zu hohen Erwartungsdruck zusätzlich verunsichert und fühlen sich ungeliebt, weil sie das Gefühl haben, es ihren Eltern nicht recht machen zu können.

Wie ein Verstärker wirken auch negative Erfahrungen mit anderen Kindern, vor allem dann, wenn die scheuen Jungs und Mädchen aufgrund ihres passiven und ängstlichen Verhaltens aus einer sozialen Gruppe ausgegrenzt werden. Dies formulieren auch Familien- und Kommunikationsberater Jan-Uwe Rogge und Pädagogin Bettina Mähler in ihrem Buch "Irgendwie anders: Kinder, die den Rahmen sprengen… und wie man damit umgeht": "Sie haben Probleme ihre eigene Meinung in einer Gruppe zu äußern und sie erleben soziale Situationen als stressreich. Daher ist es für schüchterne Kinder schwierig Anschluss zu finden und soziale Erfahrungen genießen zu können." Außerdem, so die Autoren, werde durch diese ängstliche Zurückhaltung kreatives Denken blockiert und die Lernfähigkeit vermindert. So könnten sich die negative Selbsteinschätzung und ein geringes Selbstwertgefühl bei den betroffenen Kindern weiter verfestigen.

Den Teufelskreis mit elterlicher Unterstützung durchbrechen

Vom inneren Kampf der Schüchternen, sei es in der Schule oder im privaten Bereich, bekommen Außenstehende meist nicht viel mit. Denn zaghafte "Leisetreter" gelten eher als pflegeleicht und ziehen die Aufmerksamkeit weniger auf sich als auf lautstarke "Draufgänger". So leiden schüchterne Kinder oftmals unbemerkt im Stillen und können aufgrund ihres Charakters anderen schlecht ihre Nöte und Ängste mitteilen. Umso wichtiger ist es deshalb, dass die Eltern Initiative ergreifen und ihre scheuen Kinder fördern, um das kindliche Selbstvertrauen zu steigern. Hier sind die zehn wichtigsten Tipps.

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