Sonntags immer zu Papa - klare Regeln sind nach Trennung sinnvoll

Die Trennung der Eltern ist fΓΌr Kinder immer schlimm. Um den Nachwuchs nicht zu sehr zu belasten, sind verlΓ€ssliche Routinen gut - etwa bei Besuchszeiten. Unbedingt vermeiden sollten Mutter oder Vater dagegen Seitenhiebe gegen den anderen Elternteil. Diese Regeln kΓΆnnen Eltern weiterhelfen.
Scheiden tut weh. Und wenn Kinder mit im Spiel sind, werden Trennung und Scheidung noch schwieriger, als sie es ohnehin schon sind. "Kinder sind stark von ihren Eltern abhΓ€ngig. Deshalb reagieren sie sehr darauf, wie sich ihre Eltern verhalten", sagt die Psychologin und Buchautorin Alexandra Ehmke aus Heidelberg. Je nach Alter gehen die Kinder sehr unterschiedlich mit der neuen Situation um.
Wichtige Fragen vorab klΓ€ren
Eltern sollten sich daher schon zeitig mit wichtigen Fragen auseinandersetzen, um Klarheit zu schaffen. Zum Beispiel: Bei wem lebt das Kind nach der Trennung? Wie hΓ€ufig und wie lange soll es Kontakt zu dem anderen Elternteil haben? Sollen die Besuche langfristig geplant und ein Rhythmus eingehalten werden?
Bezugspersonen sollten erhalten werden
"Wichtig ist, dass beide Elternteile mit ihren Kindern in einer verlΓ€sslichen und liebevollen Beziehung bleiben", sagt der Hamburger Psychotherapeut Michael Schellberg. "Es ist nΓ€mlich nicht zwingend, dass Kinder durch eine Trennung belastet werden. Die Hauptsache ist, dass sie ihre Bezugspersonen behalten." Was so einfach klingt, ist in der Praxis jedoch ein hΓ€ufiges Problem.
Verhalten den Kindern gegenΓΌber nicht Γ€ndern
Denn im GefΓΌhlschaos einer Trennung passiert es schnell, dass die Aufmerksamkeit fΓΌr die BedΓΌrfnisse des Kindes nachlΓ€sst. Eltern gehen anders mit ihren Kindern um, werden ΓΌberfΓΌrsorglich oder fallen ins Gegenteil: Sie lassen keine GefΓΌhle mehr zu und reagieren abweisend. "Das ist alles falsch. Eltern sollten ihr Verhalten gegenΓΌber dem Kind nicht verΓ€ndern", rΓ€t Schellberg.
Getrennt lebenden Elternteil in Alltag integrieren
Der getrennt lebende Elternteil sollte zum Alltag des Kindes dazugehΓΆren. Dabei sollte ein groΓes Theater um den Besuch vermieden werden. Denn wer seinem Kind immer ein Highlight bietet, verhΓ€lt sich gegenΓΌber seinem Ex-Partner unfair und tut seinem eigenen Kind letztlich nichts Gutes.
Nicht negativ ΓΌber Ex-Partner sprechen
Auch wenn die Versuchung groΓ sein sollte: Niemals sollte gegenΓΌber dem Kind etwas Negatives ΓΌber den Ex-Partner gesagt werden. Dies ist fΓΌr die Kinder extrem belastend, es stΓΌrzt sie in einen LoyalitΓ€tskonflikt und kann zu schweren psychischen Erkrankungen fΓΌhren. "Die Eltern mΓΌssen sich klarmachen, was sie ihrem Kind damit antun", sagt Professor Gerd Schulte-KΓΆrne, Direktor der Klinik fΓΌr Kinder-und Jugendpsychiatrie am Klinikum der Ludwig-Maximilians-UniversitΓ€t MΓΌnchen.
Gemeinsam Regeln aufstellen
Sinnvoll ist es dagegen, gemeinsame Regeln aufzustellen und die Besuche langfristig zu planen. So zum Beispiel ein Besuch jedes zweite Wochenende bei Papa, auΓerdem immer die erste FerienhΓ€lfte. "Wenn so etwas geht, ist das durchaus empfehlenswert. Es ist eine verbindliche Regelung und gibt StabilitΓ€t", so Schulte-KΓΆrne.
Besuchsregeln sind altersabhΓ€ngig
Bei den Besuchsregeln sollten die BedΓΌrfnisse des Kindes im Mittelpunkt stehen. Diese hΓ€ngen - neben vielen anderen Faktoren - auch vom Alter ab. So rΓ€t die Psychologin Ehmke etwa dem getrennt lebenden Elternteil eines SΓ€uglings, das Kleine mehrfach wΓΆchentlich in dessen gewohnter Umgebung zu besuchen. Bei einer vertrauten Beziehung kann das Kind etwa ab dem Alter von zehn Monaten auch bei ihm ΓΌbernachten. Ab dem Alter von zwei Jahren ist ein Besuch von mindestens zweimal die Woche ratsam, bei Kindergartenkindern sind auch etwas lΓ€ngere Trennungen in Ordnung. Etwa ab dem Grundschulalter kΓΆnnen Kinder in den Ferien lΓ€ngere Zeit bei dem getrennt lebenden Elternteil verbringen.
In der NΓ€he wohnen bleiben
Der getrennt lebende Elternteil sollte laut Schellberg auf jeden Fall in der NΓ€he wohnen bleiben - ansonsten sind die Voraussetzungen fΓΌr eine stabile Eltern-Kind-Beziehung schlecht. Da nΓΌtzen auch ErklΓ€rungen der Eltern nichts. "Es ist ohnehin ein groΓes Problem, wenn Eltern mit ihren Kindern reden, als wΓ€ren sie Erwachsene. Sie sind gar nicht in der Lage, das zu verarbeiten", erklΓ€rt Schellberg. Als mΓΆgliche Folge fΓΌhlten sich die Kinder verantwortlich fΓΌr das Leben ihrer Eltern, oft auch fΓΌr deren Trennung.
Paarberatung kann sinnvoll sein
Die Eltern sollen in ihrer Elternrolle bleiben - besonders, wenn sie sich getrennt haben. Zum Wohle des Kindes sollten sie sich ΓΌber wichtige Erziehungsfragen absprechen und immer an einem Strang ziehen. Wenn das nicht funktioniert, kann eine Paar- oder Erziehungsberatung sinnvoll sein. Wer mΓΆchte, kann sich auch an das Jugendamt wenden.
Neue Partner vorsichtig "prΓ€sentieren"
PatchworkverhΓ€ltnisse kΓΆnnen fΓΌr Kinder schwierig werden. Ein neuer Partner ist fΓΌr sie erst einmal ein Fremdling und auf keinen Fall ein neues Elternteil. "Damit muss man sehr sensibel umgehen", rΓ€t der Hamburger Psychotherapeut Michael Schellberg. Kinder sind mit solchen Situationen schnell emotional ΓΌberfordert. Die Aufgabe des Elternteils: Er muss sein Kind spΓΌren lassen, dass es weiter die Nummer eins ist, es wie frΓΌher geliebt wird und die Beziehung sicher ist.
- Besuchsregelungen: Was ist richtig nach der Trennung?
- Konflikt der Eltern: Dauerstreit belastet Kinder mehr als Trennung
- Trennung und Scheidung: Initiative vermittelt Gastfamilien fΓΌr getrennte VΓ€ter
- Trennungsgrund Kind: Wenn das Elternsein in die Krise fΓΌhrt
- DΓΌsseldorfer Tabelle 2014: Wer wie viel Unterhalt zahlen muss