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Ziemlich beste Freunde: Typologie der Kinder-Freundschaften


Ziemlich beste Freunde: So verschieden sind Kinderfreundschaften

t-online, Nicola Wilbrand-Donzelli

28.11.2012Lesedauer: 4 Min.
Kinderfreundschaft: Freundschaften müssen von Kindern erst erlernt werden.Vergrâßern des BildesFreundschaften müssen von Kindern erst erlernt werden. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Mit einem Freund kann man gemeinsam lachen, spielen oder faulenzen. Einem Freund kann man Geheimnisse anvertrauen und ΓΌberhaupt verbringt man seine Zeit wahrscheinlich mit niemandem lieber als mit guten Freunden. Doch gerade in der Kindheit sind freundschaftliche Beziehungen nicht immer gleich. Sie mΓΌssen erlernt werden und verΓ€ndern sich im Laufe der Entwicklung. Erst nach und nach wird aus einem Nebeneinander ein Miteinander, das allerdings sehr verschiedenen ausfallen kann. Welche Freundschaftstypen- und Konstellationen es zwischen Kindern gibt, lesen Sie hier.

Kontaktaufnahme zwischen den JΓΌngsten

Bereits Kleinkinder suchen zu Gleichaltrigen oder Γ€lteren Kindern Kontakt. Sie sind neugierig und fΓΌhlen sich oftmals magisch von Ihresgleichen angezogen. Doch feste Beziehungen kΓΆnnen die Kleinen im Krabbel- oder Lauflernalter mangels verbaler Kommunikation noch nicht knΓΌpfen. Wie Mini-Planeten kreisen die Knirpse dann zwar umeinander, beschΓ€ftigen sich aber noch nicht direkt mit ihrem GegenΓΌber. Es dominiert das "Parallelspiel", wie es Fachleute nennen, ohne Blickkontakt.

Wenn die SprachfÀhigkeit langsam wÀchst und die Kinder ihr "Ich" entdecken, versuchen sie aktiver und bewusster Initiative zu ergreifen und wagen von allein zaghafte AnnÀherungen an potentielle Mitspieler etwa im Sandkasten oder auf dem Spielplatz. Dabei wenden sie hÀufig noch nonverbale Taktiken an: Zum Beispiel indem ein Kind versucht das Verhalten anderer nachzuahmen, um so ins Spiel zukommen, oder wenn es durch lautes Lachen, Rufen, Klatschen oder Überreichen eines Spielzeugs auf sich aufmerksam macht und so den Bann bricht.

Zweckgemeinschaften im Kindergarten

Intensiveres gemeinsames Spielen entwickelt sich allerdings erst im Kindergarten, wenn die Kinder noch differenzierter miteinander kommunizieren kΓΆnnen. Diese Beziehungen, die jetzt meist noch geschlechtsΓΌbergreifend funktionieren, sind meist zweckgebunden und nah an das konkrete Spiel gekoppelt. Deshalb sprechen Entwicklungspsychologen hier lieber von SpielgefΓ€hrten als von Freunden. "In diesem Alter sind Freundschaften noch sehr situations- und emotionsabhΓ€ngig", erklΓ€rt Diplompsychologe Andreas Engel. "Dann kΓΆnnen sie so abrupt enden, wie sie angefangen haben. Tiefe und dauerhafte Beziehungen, wo eher die PersΓΆnlichkeit als eine gemeinsame BeschΓ€ftigung eine Rolle spielt, sind das aber noch nicht. "

Deshalb gehen die Drei- bis SechsjÀhrigen mit dem Wort "Freund" oder "Freundin" noch recht großzügig um. Jeder, der spontan ihre Sympathie weckt und mit dem man einige Zeit verbringt, wird schnell so bezeichnet. Ein Freund, mit dem man sich verabreden kann, ist dann jemand, mit dem man vor allem gut spielen kann und der sich für die selben Sachen interessiert. So werden wahrscheinlich zwei begeisterte Lego-Bauer immer besonders gut miteinander auskommen.

Gegeneinander und Miteinander fΓΆrdern soziale Kompetenz

Bei Misstânen und Konflikten kann es allerdings schnell heißen: "Du bist nicht mehr mein Freund" oder "jetzt lade ich dich nicht zu meinem Geburtstag ein." Solche drohenden Ansagen müssen aber nicht viel bedeuten. Oftmals sitzen die StreithÀhne kurze Zeit spÀter wieder eintrÀchtig zusammen und sind wieder "beste Freunde".

Der stΓ€ndige Wechsel von Gegeneinander und Miteinander gehΓΆrt in diesem Alter zwecks Beziehungsbildung noch eng zusammen. Denn durch das emotionale Hin und Her und Fragestellungen wie "was ist mein, was ist dein?", "wer ist dran schuld?" oder "wer hat gewonnen?" reiben sich die SpielgefΓ€hrten aneinander, lernen sich so kennen und entwickeln soziale Kompetenz.

Erste feste Bindungen im Grundschulalter

Vom Vorschul- und Grundschulalter an suchen Kinder vor allem Verbündete. Jetzt geht es nÀmlich verstÀrkt darum, sich seinen Platz in einer Gruppe Gleichaltriger zu sichern. Dabei differenzieren die Kinder in ihrem neuen Umfeld hÀufig noch nicht, halten sich Freundschaftsoptionen offen. "Wenn ich mit dieser Altersgruppe zu tun habe", erzÀhlt Diplompsychologe Engel, "geht es oftmals noch eher um die QuantitÀt der Freunde. Fragt man, 'wie viele Freunde hast du denn', bekommt man hÀufig zu hâren '100' oder 'alle in der Klasse'. Auch die Anzahl der Geburtstagseinladungen als Indiz für Beliebtheit spielt hier eine große Rolle."

Trotz solcher vermeintlichen Orientierungslosigkeit ist der Beginn des Schullebens auch die Phase, in der erste tiefere Freundschaften entstehen kΓΆnnen. Beste Freunde, die viel Zeit miteinander verbringen, finden sich jetzt: Eine loyale innige Gemeinschaft, die man nicht mit anderen teilen mΓΆchte. Als verschworenes "Dream-Team" fΓΌhlt man sich stΓ€rker, durchsetzungsfΓ€higer und kompetenter.

Die Kinder erleben jetzt bewusst, auch in einem kleineren Verbund zu dritt oder zu viert, dass es Spaß macht etwas gemeinsam zu unternehmen, einander zu vertrauen und gemeinsame Erfahrungen zu sammeln, was wiederum die Bindung festigt. Nun werden Geheimnisse ausgetauscht, Freundschaftsrituale geschaffen, Phantasiewelten aufgebaut oder Versprechungen gegeben und dabei auch eine deutliche Abgrenzung zu anderen - auch zu der Erwachsenenwelt - vollzogen.

Geschlechtsspezifische Freundschaften

Gerade MΓ€dchen gehen etwa ab Schuleintritt enge Zweierbeziehungen zu ihrer besten Freundin ein. Allerdings gibt es neben der besten oft noch eine zweit- oder drittbeste Freundin. HΓ€ufig sind diese Hierarchien aber nicht sehr stabil und die Favoritinnen wechseln. Dennoch halten solche dynamischen Freundschaftgebilde oft lΓ€nger, auch wenn gelegentlich "Zickenkrieg" herrscht.

"Die NÀhe zueinander", kommentiert Experte Engel, "finden MÀdchen vor allem über Sprache. Sie tauschen sich über die Dinge vorwiegend verbal aus und schaffen so eine Bindung zueinander. Jungs sind da eher praktisch und motorisch orientiert, haben gleiche Interessen. Aber auch das schweißt zusammen."

"Wichtig fΓΌr die seelische Gesundheit"

Ob aus solchen frühen Kumpaneien schließlich irgendwann eine "Freundschaft fürs Leben" werden kann, hÀngt auch von Àußeren UmstÀnden ab. Denn freundschaftliche Beziehungen zwischen Kindern halten trotz Zuneigung meist noch keinen großen Belastungen stand. Zieht etwa der beste Freund weg oder die beste Freundin wechselt auf eine andere Schule, verlaufen sich nicht selten solche Kontakte ohne Unterstützung des Elternhauses. Dann kann es sein, dass bald ein anderes Kind an die Stelle des früheren "Best Friend" tritt.

Das Wichtigste ist, dass Kinder überhaupt Freundschaften schließen und diese auch aktiv pflegen, auch wenn das "Personal" im Laufe der Kindheit je nach Entwicklungsphase immer wieder wechselt: "Freunde zu suchen ist ein elementares und natürliches Bedürfnis des Menschen", so Andreas Engel. "Es geht darum, dass man in der Gemeinschaft Anerkennung findet und gemocht wird. Freunde sind deshalb schon in der Kindheit vor allem für unsere seelische Gesundheit unentbehrlich."

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