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Tierquälerei durch Kinder: Was dahinter steckt


Tierquälerei
Wenn Kinder Tiere quälen - so sollten Eltern reagieren

t-online, Nicola Wilbrand-Donzelli

Aktualisiert am 23.02.2016Lesedauer: 5 Min.
Manche Kinder lassen ihre Aggressionen an ihren Haustieren aus.Vergrößern des BildesManche Kinder lassen ihre Aggressionen an ihren Haustieren aus. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Tieren absichtlich Leid zuzufügen, ist grausam und kann deshalb gemäß § 17 des Tierschutzgesetzes mit empfindlichen Geldbußen oder mit bis zu drei Jahren Freiheitsstrafe geahndet werden. Wie ist es aber bei Minderjährigen, wenn sie Tiere schlecht behandeln? Eine Expertin erklärt, dass Tierquälerei bei Kindern viele Gesichter haben kann und wie Eltern reagieren sollten.

Wenn der dreijährige Robin mit Familienhund Wilma durch den Garten tobt, haben beide meist eine Menge Spaß. Manchmal schießt der kleine Zweibeiner aber im Eifer des Gefechts übers Ziel hinaus und versucht seinen vierbeinigen Spielgefährten kurzerhand zu stoppen, indem er ihn beim Schwanz packt und festhält oder sich einfach übermütig auf ihn legt.

Nur verständlich, dass Wilma solche Grobheiten nicht duldet und ihren Schmerz mit lautem Winseln, aber auch mit warnendem Knurren kundtut. Zum Glück hat sie sich bisher noch nicht mit ihren Zähnen gewehrt.

Kleinkinder behandeln Tiere oft wie Spielzeug

Für Kathrin Schmid von der Tierschutzorganisatin PETA (People for the Ethical Treatment oft Animals) sind solche Vorfälle zwar Tierquälerei, doch vor allem bei kleineren Kindern müssten sich Eltern über das Verhalten ihres Nachwuchses noch keine großen Sorgen machen, denn sie handelten zumeist ohne böse Absichten.

Gegenüber t-online.de erklärt sie: "Hier fügen die Kinder Tieren unbewusst und unabsichtlich Schmerzen zu. Die Gründe dafür sind meist Übereifer beim Spiel oder zu intensive Liebesbekundungen, die ebenfalls weh tun können."

Manchmal werden vor allem kleinere Kinder auch von ihrer Neugier und Experimentierfreude angetrieben und traktieren beispielsweise die Familienkatze genauso wie manches ihrer Spielzeuge. So verstehen sie zum Beispiel noch nicht, warum man an den Tatzen und Ohren des lebendigen Haustigers nicht genauso herumziehen und zupfen kann, wie an denen des Plüschtigers auf ihrem Bett.

"In solchen und ähnlichen Situationen sollten Eltern mit einem deutlichen Nein intervenieren", rät Schmidt. "Sie sollten ihren Sprösslingen auch erklären, dass Tiere ebenso wie sie selber Schmerzen empfinden und deshalb nicht grob behandelt werden dürfen." Sätze wie "stell dir vor, ich würde dir jetzt so fest an den Ohren ziehen - das würde dir doch auch weh tun", könnten auch die Kleinsten schon gut verstehen, so die Expertin weiter.

Wenn Tiere als "Ventil" für Aggressionen dienen

Etwas problematischer ist, wenn Kinder Tieren etwas zuleide tun, weil sie ein emotionales "Ventil" brauchen. So kann es etwa passieren, dass das heißgeliebte Haustier, mit dem der Nachwuchs kurz vorher vielleicht noch gekuschelt hat, von einem Moment auf den anderen mit heftigen Tritten attackiert wird. Solche plötzlich frei werdenden Aggressionen können ein Anzeichen dafür sein, dass das Kind zum Beispiel Probleme in der Schule, mit Freunden oder innerhalb der Familie hat.

Bei dieser Art von Tierquälerei sollten Eltern sehr hellhörig reagieren und sachte, aber dennoch konsequent nachhaken, empfiehlt PETA-Mitarbeiterin Schmidt: "Sehr wichtig ist hier, sein Kind nicht auszuschimpfen, sondern behutsam nachzufragen, warum es dem Tier denn weh getan hat und was es bedrückt. Formulierungen wie 'wir können über alles reden und ich bin dir nicht böse' können viel bewirken und die Offenheit des Kindes fördern. Das hilft letztendlich auch dem Tier."

Beobachten könne man solche Verhaltensweisen zum Beispiel bei Kindern, die ein Geschwisterchen bekommen hätten, erläutert Schmid: "Durch den Familienzuwachs fühlen sich die älteren Kinder, die vorher die ganze elterliche Aufmerksamkeit genossen, häufig zurückversetzt und versuchen sich etwa durch eine Attacke auf das Haustier wieder in den Mittelpunkt zu rücken. Die Tierquälerei ist hier also eher ein impulsiver Hilfeschrei und ist nicht vorsätzlich motiviert."

Nicht artgerechte Haltung ist ebenfalls Tierquälerei

Häufig verharmlost wird die passive Tierquälerei. Sie beginne bereits damit, so die Tierschutz-Expertin, wenn etwa das Meerschweinchen in seinem Käfig verwahrlose, weil es nicht regelmäßig gefüttert und seine Behausung nicht ausreichend sauber gehalten werde oder wenn das Kaninchen in einem viel zu kleinen Gehege leben müsse, obwohl es eigentlich extrem viel Freilauf benötige.

Eltern sind für die Haustiere zuständig

"Zu häufig intervenieren die Eltern hier leider nicht", kritisiert Schmid, "weil sie es aus pädagogischen Gründen ablehnen. So wollen sie ihrem Nachwuchs nämlich begreiflich machen, dass man als Tierhalter stets die volle Verantwortung für sein Haustier tragen muss. Doch diese erzieherische Konsequenz ist hier fehl am Platz, weil das Tier das Leidtragende ist, wenn Kinder sich nicht genug kümmern."

So appelliert die PETA-Mitarbeiterin an alle Väter und Mütter, sich bewusst zu machen, dass sie letztendlich als Erwachsene für das Wohlergehen eines Haustieres sorgen müssen - auch wenn es ihrem Kind "gehört".

Sadistische Grausamkeiten an Tieren werden oft in Gruppen verübt

Zu den schlimmsten Tierquälereien gehören diejenigen, bei denen Kindern beziehungsweise Jugendliche vorsätzlich und bewusst anderen Kreaturen Leid zufügen und darüber eventuell noch Freude oder Genugtuung empfinden. "Solche sadistischen Grausamkeiten können sehr extrem sein", berichtet Schmid.

"Wir kennen Vorfälle, wo Hunde beziehungsweise Katzen Augen ausgestochen bekamen oder Tatzen absichtlich abgehackt wurden." Schlagzeilen machten auch zwei Fälle aus Bonn, bei denen Jugendliche verdächtigt werden, Igel lebendig verbrannt und "skalpiert" zu haben.

Solche bestialischen Torturen an hilflosen Tieren werden nicht selten in Gruppen verübt, wo man sich in der "Clique" gegenseitig zu der Tat aufstachelt. "Vergangenes Jahr hatten beispielsweise einige Jugendliche ein Schaf gestohlen und es einfach in ein Schwimmbad geworfen, so dass es dort ertrunken ist", erzählt die Tierschutz-Expertin weiter.

"Ein Mittäter war danach so erschrocken und beschämt über sein Mitwirken an der gräulichen Tat, dass er sich seinen Eltern anvertraute." Auf Beichten wie diese, rät Kathrin Schmid, sollten Eltern trotz aller Brutalität stets sensibel und gesprächsbereit reagieren, denn sie zeigten, dass ihr Kind trotz allem zu Mitgefühl und moralischen Empfindungen fähig sei und das Geschehene bedauere.

Psychologische Hilfe bei vorsätzlicher Tierquälerei

Ist das allerdings nicht der Fall und Kinder oder Jugendliche finden sogar regelmäßig Gefallen daran, Tiere zu quälen, sollte man zwar versuchen mit seinem Nachwuchs intensiv über dessen Verhalten zu reden, gleichzeitig aber auch dringend professionellen psychologischen Rat suchen.

Aggressionsforscher haben nämlich nachgewiesen, dass 80 bis 90 Prozent aller inhaftierten Gewalttäter in jungen Jahren bereits Tiere gequält haben, was im Umkehrschluss allerdings nicht automatisch bedeutet, dass jede bewusste Tierquälerei in der Jugend später in einer kriminellen Laufbahn enden muss.

Respektvollen Umgang mit Tieren so früh wie möglich lernen

Um jede Art von Tierquälerei so weit wie möglich zu unterbinden, sollten Eltern ihre Sprösslinge frühzeitig einen positiven und gesunden Umgang mit der Natur vermitteln: Schon durch regelmäßige Ausflüge in den nahegelegenen Wald können bereits die Kleinsten an die Flora und Fauna herangeführt werden. Dadurch wird nicht nur das Interesse, sondern auch die Sensibilität gegenüber anderen Lebewesen gefördert.

Wichtig ist zudem", ergänzt Schmid, "dass Mütter und Väter ihren Kindern so früh wie möglich erklären, dass Tiere respektvoll behandelt werden müssen und genauso wie Menschen einen individuellen Charakter und eigene Bedürfnisse haben sowie Schmerzen empfinden. Der bekannte Spruch 'was du nicht willst, das man dir tut, das füg' auch keinem anderen zu', fasst das perfekt zusammen."

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Außerdem sollten Kinder schon in jungen Jahren erfahren können, dass Tiere echte Partner und Freunde im Leben sein können, denen man stets mit Empathie und Respekt begegnen muss, so die PETA-Expertin. "Die beste Möglichkeit dies zu erleben und den angemessenen und liebevollen Umgang mit Tieren zu lernen, ist, idealerweise ein Tier aus dem Tierheim bei sich in der Familie aufzunehmen."

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