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Kleinkinder außer Rand und Band - verzweifeln oder lachen?


Verzweifeln oder lachen?
So meistern Sie das tägliche Chaos mit einem Kleinkind

t-online, Simone Blaß

Aktualisiert am 18.06.2015Lesedauer: 4 Min.
Kleinkinder: Verzweifeln oder lachen, das ist hier die Frage!Vergrößern des BildesAlltag mit Kleinkind: Verzweifeln oder lachen, das ist hier die Frage! (Quelle: imago-images-bilder)
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Wenn man Kleinkinder zu Hause hat, wird es nie langweilig. So mancher Zwei- bis Dreijährige heckt dauernd etwas Neues aus. Wenn das Kind wieder einmal einen unbeobachteten Moment erwischt hat, um sich von oben bis unten mit Mamas teuerster Creme einzuschmieren oder den Inhalt der Zuckerdose in der Küche zu verteilen, dann noch Trotzanfälle und eine in letzter Minute erkannte Gefahrenquelle dazukommen, dann weiß man abends, was man gemacht hat. Mit diesen Tipps meistern Sie anstrengende Momente mit Kleinkindern.

"Aasch, Aasch, Aaaaaasch - Aaaschloch" klingt es murmelnd aus knapp einem Meter Höhe. Man glaubt im ersten Moment, man hätte sich verhört. Hat man aber nicht. Der zweieinhalbjährige Elias hat von seiner großen Schwester ein neues "verbotenes" Wort gelernt und testet dessen Wirkung an seiner Mutter. Mal wieder. Und ihr fällt es schwer, gelassen zu bleiben. Obwohl sie weiß, dass sie den "Räuberwörtern" nicht zu viel Gewicht verleihen darf, fühlt sie sich provoziert. Das Gefühl der Überforderung lässt sie schon seit Tagen nicht mehr los.

Klopapier im Waschbecken, Finger in der Bratwurst

"Früh, wenn der Kleine in die Krippe soll, trödelt er stundenlang und will sich nicht anziehen lassen. Das artet manchmal in einen richtigen Kampf aus", erzählt Elias Mutter. "Während ich dusche und für ein paar Minuten nicht eingreifen kann, rollt er das komplette Klopapier ab, um es dann im Waschbecken einzuweichen. Meine Rufe werden einfach ignoriert. Ich habe das Gefühl, er sucht regelrecht nach etwas, was er anstellen kann, solange ich außer Reichweite bin."

Mittags geht es ähnlich weiter: Beim Essen puhlt Elias mit dem Finger in den Bratwürsten, sein Glas landet in einem unachtsamen Moment auf dem Boden, mitsamt pappigem Orangensaft und der dringend benötigte Mittagsschlaf wird kategorisch abgelehnt. Die Folge: Man kann zwischen zwei Trotzanfällen kaum bis zehn zählen. Da wird bereits die nachmittägliche Verabredung auf dem Spielplatz zum Stress. Ans Einkaufen ist kaum mehr zu denken.

Bei Überforderung früh genug Notbremse ziehen

Spätestens hier wäre der richtige Moment, um innezuhalten und zu versuchen, das Ganze von außen zu betrachten. Wer das nicht schafft, wird das Kind als bockig und nervig empfinden und darüber enttäuscht oder wütend werden. "Aus dieser Negativschleife sollte man so früh wie möglich aussteigen. Und zwar, indem man sich kurz selbst wahrnimmt, danach die Situation überschaut und frühzeitig auf das Kind eingeht", erklärt Margarete Braunschweiger-Hager, die in einem Beratungszentrum in Nürnberg häufig mit diesem Problem konfrontiert wird. "Trotzdem wird es immer wieder solche Tage geben", räumt sie ein. "Wir sind alle nur hinlänglich gute Eltern."

Kleinkinder verstehen ist gar nicht so schwer

Termine, Kopfschmerzen, Stress auf der Arbeit oder auch einfach nur Geschwister, die ebenfalls ihre Zeit brauchen - es gibt eine Menge Situationen, die es erschweren, sich immer auf das Kleinkind einzustellen. Dementsprechend gibt es eben nicht nur Tage, an denen man es schafft, schwierige Situationen mit Geduld und Gelassenheit durchzustehen oder Spaß und Spiel zu retten. Aber keine Sorge: Bereits die berühmte Physikerin Marie Curie wusste: "Man braucht nichts im Leben zu fürchten, man muss nur alles verstehen." Und ein Kleinkind zu verstehen, ist gar nicht so schwer, wie es manchmal wirkt.

Elias handelt nämlich so wie alle Kleinkinder. Er versteht nichts von Termindruck, versucht die Welt zu begreifen, er möchte Spaß und vor allem: Er will selbstständig werden. Versucht man, sich auf seine Ebene zu begeben, sich in es hineinzuversetzen, dann merkt man schnell, dass hinter all den Aktionen grundsätzlich nie ein böser Wille steckt. "Kinder wollen ausprobieren und kein Kind will seinen Eltern etwas Schlechtes. Das Schöne an einem Kind in diesem Alter ist doch seine Fantasie und Spontaneität. Es lebt immer in der Gegenwart", erinnert uns die Diplom-Sozialpädagogin.

Kleinkinder sind die besten Lehrmeister für Entschleunigung

Ein Kleinkind braucht vor allem Zeit und die Möglichkeit, sich auszuprobieren. "Alleine" und "ich will" sind nicht ohne Grund die bevorzugten Worte in dieser Zeit. Ein Kleinkind trödelt nicht, es experimentiert sozusagen. Es beobachtet, ahmt nach, überprüft Regeln. Bis es sie verstanden hat. Am besten ist, zunächst für alles mindestens doppelt so viel Zeit einzuplanen wie normalerweise. "Mal schnell kochen" oder "nur noch kurz Einkaufen" geht in dieser Entwicklungsphase so gut wie gar nicht.

Achtet man aber auf die Bedürfnisse eines Kleinkindes, dann lernt man von ihm etwas Elementares, für das andere viel Geld bezahlen müssen: das Entschleunigen. Auf dem Weg zum Kindergarten ein Schneckenhaus bewundern, gemeinsam Kuchen backen und dabei jede Zutat einzeln riechen, schmecken und fühlen oder einfach nur im Gras sitzen und einen Käfer beobachten - das hat etwas Meditatives, wenn man es positiv betrachtet.

Stresssituationen in ein Spiel umwandeln

Kleinkinder wollen helfen und mitmachen und gerade im Haushalt gibt es eine Menge Möglichkeiten, das Helfen mit Spaß zu verbinden. Nur ein Beispiel: der Ritt auf dem Staubsauger und die Ernennung des Kindes zum Staub-Beauftragten. Wer hätte gedacht, wie viele Ecken das Kind entdecken wird, in denen man mal wieder saugen könnte. Ein Großteil der Situationen - vor allem der Kampf ums An- und Ausziehen - lässt sich mit ein bisschen Humor lösen. Kleine Kinder lieben Spiele und sie können sich herzerfrischend amüsieren über sprechende Kleidung und trotzende Zahnbürsten. Ein paar in Spaß investierte Minuten können einen ganzen Tag retten.

Letztendlich ist die Zeit, in der die Kinder klein sind, viel zu schnell vorbei. Und Jahre später, wenn sie ihre eigenen Wege gehen, fragt man sich, warum es einen manchmal so nervös gemacht hat, spazieren zu stehen statt spazieren zu gehen.

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