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Schulrektorin über Corona-Regeln: "Entscheidungen sind oft praxisfern und ohne System"


Schulen im Corona-Modus
Rektorin: "Da ist eine riesige Unsicherheit auf unserer Seite entstanden"

Von Sophie Loelke

29.08.2020Lesedauer: 3 Min.
Nachrichten
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Die Schulen starten nach und nach wieder in den Regelbetrieb. Doch der Weg dahin war nicht einfach.Vergrößern des Bildes
Die Schulen starten nach und nach wieder in den Regelbetrieb. Doch der Weg dahin war nicht einfach. (Quelle: ZUMA Wire/imago-images-bilder)

Schüler waren von der Corona-Pandemie besonders betroffen. Nach viel Hin und Her läuft nun wieder der Regelbetrieb an. Eine Grundschulrektorin kritisiert dabei das Vorgehen der Politik.

Nach den Sommerferien geht in den Bundesländern nach und nach die Schule wieder los. Teilweise gelten noch Abstandsregeln, auch Masken müssen in den Schulen mindestens auf den engen Fluren getragen werden. Der Regelunterricht wird aber überall wieder aufgenommen.

Doch bis zu diesem Punkt war es ein harter Weg. Denn die Entscheidungen aus der Politik kamen oft kurzfristig und auf indirektem Weg über die Medien, von direkter Kommunikation fehlte jede Spur, kritisiert Kathrin Henkel, Rektorin an der St. Mauritius Grundschule Lichtenberg in Berlin.

An ihrer Schule unterrichten zehn Lehrkräfte 156 Schüler von der ersten bis zur sechsten Klasse. "Ich freue mich sehr, dass alle Kinder wieder gemeinsam in der Schule sind", so Henkel. Hinter ihr liegt bereits ein großer Haufen Verwaltungsarbeit: "Wir haben noch nie so viele Stundenpläne gebaut, Hygienepläne und Konzepte entwickelt wie in den letzten Monaten. Und das immer sehr kurzfristig. Denn die Berliner Senatsverwaltung hat immer über die Presse kommuniziert. Es ist wohl nicht üblich, dass die Schulleitungen die Informationen zuerst bekommen", moniert Henkel das Vorgehen der Politik. Die offiziellen Schreiben seien erst bei ihr gelandet, nachdem sie und die Eltern die neuen Regeln über die Nachrichten erfahren hätten.

"Riesige Unsicherheit auf unserer Seite"

"Engagierte Eltern hören die Nachrichten und wollen natürlich spätestens am nächsten Tag wissen, wie es weitergeht. Es ist nicht schön, ihnen immer wieder sagen zu müssen, dass ich es selbst nicht sicher weiß. Meine Aussagen können ja nicht auf Grundlage der Medienberichte erfolgen. Da ist eine riesige Unsicherheit auf unserer Seite entstanden", erinnert sich Henkel.

Thorsten Metter, Leiter der Pressestelle der Senatsverwaltung für Bildung, verteidigt die Kommunikation mit den Schulen: "Prinzipiell ist die Regel, zuerst die Schulen zu informieren und dann die Pressemitteilungen zu veröffentlichen. Aber es kann auch mal vorkommen, dass die Mitteilungen etwas früher rausgehen." Auch würden Teilnehmer der Gremiensitzungen Entscheidungen hin und wieder frühzeitig auf Social Media teilen, dagegen könne man nichts machen. Es sei außerdem der Krisensituation geschuldet, dass Entscheidungen oft mal schneller oder lageabhängig getroffen würden. "Wir versuchen so gut es geht, jeden mitzunehmen. Das ist für uns, aber auch für die Kollegen an den Schulen nicht einfach. Die Lehrkräfte sind besonders herausgefordert."

Fehlende Fachkompetenz bei Entscheidungen

Schulleiterin Henkel kritisiert nicht nur die Kommunikationskette, sondern auch die Art der Entscheidungen: "Sie sind oft praxisfern und ohne System. Es wäre hilfreich, mit den Schulleitungen selbst ins Gespräch zu gehen. Da sollte doch Fachkompetenz mit ins Gremium. Ich hatte bei der Rückkehr der Klassenstufen das Gefühl, da wurde gewürfelt – 'Ah, die fünfte und die erste Klasse, die nehmen wir.'" Sie sehe weder organisatorische noch pädagogische Hintergründe für diese schnell getroffene Wahl. Metter versichert hingegen, die Entscheidungen seien immer in Zusammenarbeit mit Schulleitungen entstanden.

Henkel sei am Ende – trotz viel Arbeit – zusammen mit den Eltern und Kollegen gut durch die Zeit gekommen. "Aber es gibt sehr unterschiedliche Ecken in Berlin. Mit Sicherheit erging es Schulen aus Brennpunkten deutlich schlechter. Vor allem die digitale Ausstattung ist noch lange nicht so weit, um guten virtuellen Unterricht zu ermöglichen." Corona könnte da den positiven Anstoß gegeben haben, um schneller die nötigen Mittel zu beschaffen und auszubauen, hofft sie.

Bisher hätten 60 Prozent der Schulen bereits WLAN, 1.500 Laptops wurden an bedürftige Schüler verliehen. Weitere Endgeräte sowie der Breitbandausbau sollen folgen, wirft Metter einen Blick in die nahe Zukunft.

Verwendete Quellen
  • Gespräche mit Kathrin Henkel und Thorsten Metter
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