Kritik an neuer Polizeiwache am Kottbusser Tor in Berlin: Beamte auf Präsentierteller

Lange wurde diskutiert, nun kommt die Polizeiwache am Kottbusser Tor. Das gefällt nicht jedem. Auch nicht der Gewerkschaft der Polizei.

Die umstrittene neue Polizeiwache am Kottbusser Tor in Berlin-Kreuzberg ist am Mittwoch eröffnet worden. Gleichzeitig zogen Demonstranten vor die Wache. "Überall Polizei – nirgendwo Sicherheit", stand beispielsweise auf einem Transparent. Ein anderes forderte: "Soziale Lösungen für soziale Probleme."

Auch radikale Slogans waren zu sehen. "Mörder musst du Mörder nennen", stand beispielsweise auf einem Transparent neben dem Bild eines Polizisten.

Neue Wache in Berlin-Kreuzberg: Drei Polizisten rund um die Uhr

Die Polizeiwache befindet sich im ersten Stock eines Hochhauses in der Überführung über die Adalbertstraße. Die Kosten für den Umbau der Räume betrugen laut Senat rund 3,24 Millionen Euro. In der Wache sollen jeweils drei Polizisten in Schichten rund um die Uhr Dienst haben und Ansprechpartner für Probleme in der Umgebung sein.

Weitere Polizisten sind wie bisher schon als Streifen und bei Einsätzen am Kottbusser Tor unterwegs. Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) und Teile der Nachbarschaft, Geschäftswelt und Besucher hoffen durch die ständige Polizeipräsenz auf weniger Drogenhandel, Diebstähle und Vermüllung in den Hochhäusern am Kottbusser Tor und der Umgebung.

Berichten zufolge freute sich Spranger bei der Eröffnung: "Ist das nicht toll geworden. Ich habe es euch gesagt."

Ein anderer Teil im Kiez ist gegen viel Polizei vor Ort und gegen die Wache über der Straße. Das gilt insbesondere für linke und linksradikale Gruppen.

Gewerkschaft der Polizei: Beamte sitzen auf Präsentierteller

In der Nacht zu Mittwoch und am Vormittag war die Polizei bereits mit Absperrungen präsent. Laut "B.Z." sicherten Beamte der 32. Einsatzhundertschaft die neue Wache. Etwa 350 Polizisten seien vor Ort, berichtete am Mittwoch der "Tagesspiegel".

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) war nicht begeistert von dem Projekt, auch weil die allermeisten Polizisten ungern dort arbeiten wollten. Sie kritisierte, die Politik habe mit der neuen Polizeiwache vor allem ein Symbol schaffen wollen.

Das sei aber nicht der optimale Weg für mehr Sicherheit. "Letztlich bekommen wir nicht mehr Polizei auf die Straße", sagte GdP-Sprecher Benjamin Jendro am Mittwoch im RBB-Inforadio. Ob das Konzept dieser Wache funktioniere, könne derzeit noch nicht bewertet werden. Der Standort sei nicht optimal, die Polizei sehe von oben herab auf die Menschen und zugleich säßen die Polizisten wie auf dem Präsentierteller.