Bebauung oder nicht? Tempelhofer Feld: Das sind die Gewinner-Entwürfe

Eine Tram über das Tempelhofer Feld? Ein Stadtwald? Oder doch die umstrittene Randbebauung? Das sind die Gewinner des Ideen-Wettbewerbs.
Eine riesige Grünfläche mitten in der Millionenstadt: Das Tempelhofer Feld ist ein einzigartiges Naherholungsgebiet und wird viel genutzt. Seit Jahrzehnten gibt es in Berlin aber Meinungsverschiedenheiten darüber, wie das Feld sich verändern soll.
Der schwarz-rote Senat würde gerne zumindest am Rand Wohnungen bauen, obwohl sich die Mehrheit der Wahlberechtigten in einem Volksentscheid 2014 gegen eine Bebauung ausgesprochen hat. Wie eine Bebauung rechtlich möglich wäre, ist unklar.
Sechs Gewinner aus 164 Einreichungen
Der Senat hat 2023 einen sogenannten Dialogprozess zur Zukunft des Tempelhofer Feldes gestartet. Zuerst formulierten 275 zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger in zwei Dialogwerkstätten ihre Erwartungen und Vorstellungen für eine Umgestaltung. Diese flossen dann in die Aufgabenstellung eines internationalen Ideenwettbewerbs, bei dem Architekten und Landschaftsarchitekten Entwürfe für eine Umgestaltung des Feldes einreichen konnten.
Dieser Wettbewerb ist jetzt zu Ende gegangen. Eine Jury aus fünf Berlinerinnen und Berlinern und sechs Experten hat aus insgesamt 164 Einreichungen die sechs besten ausgewählt und prämiert. Die folgenden Beiträge haben die Jury überzeugt.
- "Bestand stärken, Vielfalt fördern" von Some Place Studio und FWD Landscape Architecture Inc.
Dieses Konzept sieht vor, das Tempelhofer Feld nur punktuell zu verändern. Durch zwei neue Brücken soll etwa die südliche Anbindung des Feldes verbessert werden. Außerdem schlagen die Architekten ein Modulsystem vor, mit dem auf dem ganzen Gelände Trinkbrunnen, Spielplätze, Toiletten und Orientierungshilfen entstehen sollen. Anstatt neue Gebäude zu bauen, sollen laut diesem Konzept die Bestandsgebäude renoviert und neu genutzt werden. Aus der alten Müllverbrennungsanlage soll etwa ein Gewächshaus mit Begegnungsräumen und Samenbank werden.
- "Build it Green! Der Park des 21. Jahrhunderts" von der BBZ Landschaftsarchitekten Berlin GmbH
Wie der Name schon sagt, soll das Tempelhofer Feld mit diesem Konzept noch grüner werden. Am Rand des Feldes sollen mehr als 2.500 klimaresiliente Bäume gepflanzt werden, die eine sogenannte Waldmembran rund um das Gelände bilden. Laut den Landschaftsarchitekten soll das Konzept die nächtliche Abkühlung des Feldes verstärken und dafür sorgen, dass kühlere Luft in die angrenzenden Stadtquartiere strömt. Das Tempelhofer Feld solle langfristig als unbebauter, freier Raum gesichert werden, heißt es.
- "Seilziehn" von De Zwarte Hond und Grieger Harzer Dvorak Landschaftsarchitekten ParGmbB
Dieses Konzept sieht eine Randbebauung des Feldes vor, die so hochumstritten ist. Am S-Bahnhof Tempelhof soll demnach ein neues Quartier mit Wohnhäusern, einer Kita und einer Grundschule entstehen. Bis zu 2.400 Wohneinheiten sieht der Entwurf vor, im Erdgeschoss der neuen Häuser sollen Lokale, Werkstätten und Läden einziehen. Im alten Flughafengebäude soll laut diesem Konzept ein "Zentrum für urbanes Handwerk" entstehen, mit Werkstätten, Produktion und Berufsschulstandort
- "Stadtlichtung" von der Franz Reschke Landschaftsarchitektur GmbH
Dieses Gewinnerkonzept setzt auf noch mehr Natur: Am Rand des Tempelhofer Feldes sollen hier keine Wohnungen gebaut, sondern Wäldchen gepflanzt werden. Insgesamt fünf Haine rund um das Feld sieht das Konzept vor. Die Mitte soll, wie der Name schon andeutet, als Lichtung frei bleiben.
- "Tempelhofer Atem" von Schønherr, Kopenhagen
Auch das dänische Gewinnerkonzept sieht eine umstrittene Randbebauung vor. Der Randbereich des Feldes soll demnach vom westlichen Ende des Flughafengebäudes bis zum südlichen Ende auf Höhe der Siegfriedstraße als Bauland ausgewiesen werden. Die gesamte Bebauung solle als "Wohnlabor" ausgewiesen werden, wo öffentliche und private Nutzung gemischt werden.
- "Übe-Räume für Stadttransformation Tempelhof 2050" vom Raumlabor und Klaus Overmeyer
Auch dieses Konzept sieht vor, das Tempelhofer Feld langfristig als Freifläche zu erhalten und auch am Rand nicht zu bebauen. Stattdessen soll der Zaun um das Feld verschwinden, um es zugänglicher zu machen. Außerdem soll das Verkehrskonzept neu gedacht werden, um das Feld besser zu erschließen. Im Süden soll ein neuer S-Bahnhof namens "Tempelhofer Freiheit" entstehen. Rund um das Feld soll die sogenannte THF Tram fahren, auf der Strecke der alten Güterbahn. Auch hier sollen die bestehenden Gebäude neu genutzt werden. Unter anderem soll die Zentralbibliothek in das Flughafengebäude einziehen.
Alle eingereichten Konzepte sollen ab September in einer Ausstellung öffentlich zu sehen sein. Alle Gewinnerkonzepte finden Sie hier in Gänze. Im Juli soll eine dritte Runde der Dialogwerkstatt beginnen, bei der die Gewinnerkonzepte eine Grundlage für die weiteren Überlegungen bilden.
- berlin.de: Pressemitteilung der Senatsverwaltung fpr Stadtentwicklung, Wohnen und Bauen vom 23. Juni 2025
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa