Berlin: Kitas werben mit Müll-Kampagne um Erzieher und sorgen für Wirbel

Berlin hat viele dreckige Ecken: Das Problem greifen die landeseigenen Kitas auf, um für Fachkräfte zu werben. Ein Video zu der Kampagne kommt nicht bei jedem gut an.

Die Berliner Kitas suchen dringend Erzieher – und das mit einer ungewöhnlichen Kampagne. Darin sprechen sie die Probleme der Hauptstadt an, insbesondere die enorme Vermüllung in den Bezirken. Ein entsprechendes Video wurde bereits weit über 150.000 mal geschaut. Der Tenor: "Berlin, die Stadt, der nichts fehlt. Außer hier und da vielleicht ein ganz ganz kleines bisschen Erziehung".

Gezeigt werden Fotos von dreckigen Ecken der Hauptstadt. Hier lehnt eine Matratze an einer Hauswand, dort stehen Pappbecher und Reste einer Partynacht auf einem Stromkasten. Bespickt sind die Bilder mit frechen Kommentaren: "Die Stadt, die niemals schläft – wegen der Nachbarn". Am Ende fasst der Sprecher zusammen: "Berlin braucht Erziehung."

Damit lenken die Kitas nicht nur Aufmerksamkeit auf den Erwerb von Fachkräften, sondern sprechen mit einem Augenzwinkern die Missstände in Berlin an. Unter dem Video gibt es überwiegend positive Kommentare. "Super erfrischende Message", schreibt etwa ein User auf YouTube. Ein anderer schreibt: "Sehr gut! Polarisierend und neu."

Umgesetzt wurde die Aktion von der Werbeagentur "GUD.Berlin", wie die "Bild" berichtet. Der Executive Creative Director Julian Witzel sagte der Zeitung, man lege mit der Aktion den Finger in die Wunde. Es gehe neben dem Erwerb von Fachkräften auch um das Anstoßen einer Diskussion und "um die fehlende Wertigkeit dieses Berufsstandes – ähnlich der Pflege oder der Bildung generell". Mit der Aktion – und letztlich der Forderung nach mehr Erziehung – biete man "eine Lösung für die beobachteten Missstände, die alle angehen".

Die "Bild" sprach zudem mit Katharina Günther-Wünsch (CDU), Senatorin für Bildung in der Hauptstadt. Sie findet die Aktion gar nicht lustig. Das Video zeige ein Zerrbild Berlins, so die 40-Jährige. "Dieser Werbefilm erfüllt überhaupt nicht den beabsichtigten Zweck, qualifizierte Erzieherinnen und Erzieher für Berlin zu gewinnen." Sie stellt fest, dass der Film nicht in Zusammenarbeit mit dem Senat entstanden ist. Weiter sagt sie: "Die anspruchsvolle Tätigkeit für frühe Bildung, die Kita-Erzieherinnen und -Erzieher heute auf der Grundlage des Berliner Bildungsprogrammes ausüben, wird weder ausreichend gewürdigt noch wertgeschätzt."

Die Hauptstadt hat schon länger ein Müllproblem. Insbesondere im Sommer kommt es in vielen Parks zu einer starken Vermüllung. In einer t-online-Umfrage stimmten die Befragten Ende April für Berlin als dreckigste Stadt Deutschlands, dicht gefolgt von Duisburg und Köln. Mehr dazu lesen Sie hier. In einer weiteren Umfrage stimmten die Berliner über den schmutzigsten Bezirk der Hauptstadt ab. Auf Platz eins liegt Neukölln mit 39, 9 Prozent, danach folgen Friedrichshain-Kreuzberg mit 17 und Mitte mit 11,9 Prozent.