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Kino International in Berlin: Berühmter Filmpalast muss für zwei Jahre schließen


"Fällt uns sehr schwer"
Kino International schließt für lange Zeit


Aktualisiert am 11.04.2024Lesedauer: 4 Min.
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Das Kino International (Archivbild): Es bleibt bald für längere Zeit geschlossen.Vergrößern des Bildes
Das Kino International (Archivbild): Das DDR-Vorzeigekino öffnet vermutlich erst wieder 2026. (Quelle: Daniel Horn)

Das Kino International in Berlin ist ein "Denkmal von nationaler Bedeutung". Bald wird es saniert. Fans müssen dann zwei Jahre auf den beliebten Ort verzichten.

Eigentlich ist das ehemalige Prestigekino der DDR auch 2024 noch in einem guten Zustand. Gerade erst hat das Haus monatelang den 60. Geburtstag gefeiert, fast jeden Tag strömen Hunderte Filmliebhaber in den Palast an der Karl-Marx-Allee. Doch hinter den Fassaden und Wänden arbeitet eine Technik, die seit 1963 nicht erneuert wurde. Deshalb muss das Kino International ab dem 13. Mai 2024 sanierungsbedingt für zwei Jahre schließen – oder besser gesagt: pausieren.

"Schließen hört sich falsch an. Wir kommen wieder zurück", sagt Thore Horch, als er die Treppe vom Eingangsbereich des Kinos zu der Panoramabar hinauf geht. Er ist seit 2013 Eventleiter im Kino International. "Zwei Jahre auf diesen Kulturort zu verzichten, fällt den Fans und uns trotzdem schwer", sagt er. Daher gebe es derzeit ein enormes Interesse am Kino. "Die Leute werden sehr schnell nervös, wenn sie hören, dass das Kino pausiert."

Zwar gab es in den vergangenen Jahren immer wieder diverse Sanierungsarbeiten. Diese waren laut Horch jedoch neben dem Spielbetrieb möglich. Jetzt ist das anders: "Bis auf die Betonarbeiten ist es wie ein Neubau, hat unser Techniker mal gesagt." Jedes Kabel, jeder Heizkörper und fast alle Rohre im Gebäude müssen ausgetauscht werden. Die Motoren im Keller werden grunderneuert, die Lüftungsanlage ausgebessert und neue Wasser Zu- und Ableitungen gelegt. Die Liste, die der Event-Chef aufzählt, ist lang. 80 Prozent der technischen Anlagen werden demnach neu gemacht.

Das Kino International an der Karl-Marx-Allee.
Das Kino International an der Karl-Marx-Allee. (Quelle: Nils Heidemann)

60 Jahre Kino International

Das geschichtsträchtige Kino International gehört zu den bekanntesten Kinodenkmälern der Welt. Erbaut wurde die Ikone der DDR-Architektur im Jahr 1963 an der Karl-Marx-Allee. Als einer der wenigen Bauten der Nachkriegsmoderne im Ostteil Berlins wird es noch heute im ursprünglichen Sinne genutzt. Seit 1992 gehört das Haus zur Yorck Kinogruppe.

Betroffen davon sind drei Bereiche: der hell leuchtende Eingangsbereich, die Panoramabar mit Blick auf die ehemalige Prachtstraße Ost-Berlins und der Kinosaal mit seinem eleganten Interieur. Um an die Haustechnik heranzukommen, müssen die Wände freigelegt werden. Horch befindet sich mittlerweile in der Panoramabar und zeigt auf die Holzvertäfelung. "Beim Abbau wird jedes Holzteil genau durchnummeriert. Nach den zwei Jahren kommen die Teile genau an dieselbe Stelle zurück."

An den langen Holzlatten könne man gut erklären, wie genau sich die Arbeiten auf die Atmosphäre des Kinos auswirken werden: Man wolle sie zwar sanieren, aber nicht so, dass sie wie neu aussehen. Das gelte auch für viele andere Bereiche im Kino. "Es ist nicht so, dass das Haus nach der Sanierung keine Kratzer hat", sagt Horch. "Die 60 Jahre werden sichtbar sein, aber nicht so doll wie zuletzt." Eine vollständige Sanierung sei sowieso unnötig, weil es schnell wieder zu kleineren Mängeln komme. "Es ist ein lebendiges Denkmal. Ein Ort, an dem jede Woche Tausende Menschen durchgehen."

Ein paar größere Veränderungen, die Stammbesucher hinterher vermutlich erkennen können, stehen dennoch an: In der Panoramabar werde etwa das Parkett komplett ausgetauscht, da es nicht rettbar sei. Kleinere Veränderungen gebe es hier zudem im Barbereich, um den wirtschaftlichen Betrieb zeitgemäß zu ermöglichen. Die roten Sessel in der Panoramabar sollen hingegen bleiben. Sie sind Teil des Denkmalbestands.

Und auch für Popcornfans bleibt alles beim Alten: Im International wird weiterhin keine Popcornmaschine stehen, sagt Horch. Das liege an der Lüftung, aber auch am Denkmalschutz und der Pflege des Kinos. "Klassische große Popcorn-Buckets wird es weiter nicht geben", sagt er. Er verweist auf das abgepackte Popcorn, das dort angeboten wird.

Erster Antrag auf Grundsanierung im Jahr 2019 gestellt

Generell trafen sich die Verantwortlichen des Kinos in den vergangenen Monaten und Jahren mit diversen Restauratoren, die unzählige Gutachten zu verschiedenen Teilen des Kinos erstellten. Auch das Landesdenkmalamt ging ein und aus. Klar ist: Bis hier war es ein langer Weg. Den ersten Antrag für die Sanierung hatte der Betreiber des Kinos, die Yorck Kinogruppe, bereits im Jahr 2019 gestellt.

Von der Panoramabar geht Horch in das Schmuckstück des Hauses: den historischen Kinosaal. Auch hier wird die Holzvertäfelung entfernt, doch es stehen noch weitere Arbeiten an. An der weißen, geschwungenen Decke etwa müssten zwei bis drei Schadstellen ausgebessert werden. Dort hatte es durch das Dach, welches ebenfalls dicht gemacht wird, hineingeregnet. Das Problem: Die Decke muss deshalb komplett neu gestrichen werden.

"Wenn man nur eine Bahn ausbessert, würde sie farblich herausfallen", so Horch. Nach und nach wird deutlich, weshalb die Sanierung zwei Jahre dauern wird: An vielen Stellen führen kleine Änderungen zu einem großen Arbeitsaufwand – gerade, weil das Gebäude unter Denkmalschutz steht und daher unter besonderer Beobachtung ist.

"Das Haus sieht nach der Sanierung fast so aus wie vorher"

Während Horch von der Decke erzählt, tüfteln textile Restauratoren am Vorhang des Saals herum. Wird dieser rekonstruiert? Oder wird er restauriert? Das müsse man noch abwägen, sagt Horch. Immerhin seien die Pajettenbahnen 60 Jahre alt.

Bei den Sesseln soll sich nichts großartig ändern. Diese würden zwar aufgepolstert, es gebe aber keine Pläne für Stühle, die zeitgemäßer sind. "Die sind in der Regel breiter und tiefer. Wir würden dann am Ende vielleicht nur noch auf 300 Plätze kommen. Das können wir uns nicht leisten", sagt Horch. Bisher bietet das Kino Platz für 550 Personen. Neue Sitze würden zudem den Nostalgie-Faktor massiv einschränken. Für Kino-Fans ebenfalls wichtig: Im Rahmen der Sanierung sollen das Bild durch einen Laserprojektor und der Sound im Saal verbessert werden.

Die Kosten der Sanierung belaufen sich geschätzt auf einen Betrag im unteren achtstelligen Bereich. Man habe sehr viel Förderung bekommen, weil es sich beim Kino International um ein "Denkmal von nationaler Bedeutung" handele. Auch deshalb versucht Horch die Fans wegen der bevorstehenden Arbeiten immer wieder zu beruhigen: "Das Haus sieht nach der Sanierung fast so aus wie vorher." An Charme werde es nicht verlieren.

Verwendete Quellen
  • Besuch im Kino International
  • Gespräch mit Thore Horch vom Kino International
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