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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Neues Modell im Straßenverkehr Taxis nur für Frauen: "Männer kennen dieses Gefühl nicht"

Seit Kurzem sind in Berlin Frauen mit einem neuen Fahrservice unterwegs. Das Ziel: Andere Frauen sicher ans Ziel bringen. Männer dürfen die Wagen nicht nutzen.
In Berlin fahren seit Neuestem Taxis von Frauen für Frauen durch die Stadt. Die Fahrzeuge werden vom weiblichen Geschlecht gesteuert und dürfen auch nur von diesem genutzt werden. Seit dem 1. April sind die sogenannten G-Cars auf den Straßen der Hauptstadt unterwegs.
Über eine App können Frauen ein solches Taxi bestellen: Anhand des Standortes und der Zieladresse ermittelt G-Cars den Fahrpreis. Entscheidet sich die Frau für die Fahrt, gibt sie ihren Namen und ihre Telefonnummer an, anschließend kann die Fahrerin angefragt werden. Die Angestellten rufen innerhalb weniger Minuten bei der Kundin zurück und bestätigen somit die Fahrt.
Gründerin von G-Cars: "Immer ein mulmiges Gefühl, wenn..."
Männer, auch wenn sie eine Frau begleiten, sind in den Fahrzeugen nicht gestattet. Gründerin Nadin Güner rechtfertigt dies mit dem Wohlbefinden von Frauen. Diese würden sich sicherer fühlen, wenn sie von einer Frau befördert werden. Bereits als Mädchen bekomme man in der Regel eingebläut, nicht bei fremden Männern ins Auto zu steigen. "Es ist als Frau immer ein mulmiges Gefühl, allein mit einem Mann im Auto zu fahren", so Güner.
Viele Männer würden den Job zwar toll machen. "Aber dennoch sind wir das unterlegene Geschlecht und in diesen Situationen theoretisch mehr oder weniger ausgeliefert." Kritik an dem Modell, bei dem sich Männer diskriminiert fühlen könnten, kann Güner nicht nachvollziehen. "Männer kennen dieses Gefühl nicht, das viele Frauen auf solchen Autofahrten haben. Deshalb halte ich etwaige Kritik für unpassend."
"Dieser Job ist bisher unattraktiv für Frauen"
Güners Ziel sei es auch gewesen, die Fahrerseite zu sehen und die Branche für Frauen zu öffnen. Fast alle Taxifahrer, in Berlin und anderswo, seien männlich. "Ich bin definitiv keine Emanze und kein Fan von verpflichtenden Frauenquoten. Aber dieser Job ist bisher unattraktiv für Frauen", so die Unternehmerin. "Ich habe die Möglichkeit geschaffen, dass Frauen ihrer Leidenschaft fürs Autofahren auch beruflich nachgehen können."
Dafür würden den Fahrerinnen Schulungen zu den Themen Kommunikation, Fahrsicherheit, Deeskalation und Selbstverteidigung angeboten. Letzteres sei notwendig, da die Fahrerinnen teilweise auch nachts alleine unterwegs seien. "Ich möchte, dass meine Fahrerinnen gestärkt herausgehen und sagen: 'Ich kann mich verteidigen', wenn zum Beispiel jemand die Tür aufreißt", so Güner.
3,50 Euro pro Kilometer
Derzeit sind nach Angaben von Güner 30 Fahrerinnen bei G-Cars angestellt. Das Modell laufe aktuell noch an: Man habe fünf bis zehn Fahrten am Tag – Tendenz steigend. Preislich pendelt sich die Fahrt ihren Angaben zufolge zwischen Taxen und anderen Fahrdienstleistern wie beispielsweise Uber ein. Pro Kilometer zahlen Frauen 3,50 Euro netto.
Innerhalb der Taxibranche sei der Bedarf an weiblichen Taxifahrern zwar da, so Güner. Andere Unternehmer, mit denen sie sprach, hätten sie aber gefragt, ob G-Cars aus wirtschaftlicher Sicht ein Erfolgsrezept sein könne. Güner habe diese Fragen mit einem klaren "Ja" beantwortet. Sie sei überzeugt von dem Konzept.
Nachdem sich G-Cars in der deutschen Hauptstadt etabliert habe, möchte die Unternehmerin in Zukunft weitere Regionen ins Visier nehmen. "Ich bin mir sicher, dass das Prinzip 'Frauen fahren Frauen' auch in anderen Städten gut funktionieren würde", sagt sie. In Dubai sei das Konzept etwa eine feste Größe.
- Interview mit Nadin Güner vom Unternehmen "G-Cars"
- g-cars.co: Informationen zum Konzept "Frauen fahren Frauen"